Die Ordinationsversammlung im Shaolin-Kloster 2010
Teil 3: Übermittlung der Bodhisattva-Regeln
Teil 3: Übermittlung der Bodhisattva-Regeln
少林三坛大戒 法会 的 过程 *** 菩萨戒
Die buddhistische Mönchsordination erfolgt in China im Rahmen der "Dharmaversammlung zur Übermittlung der großen Regeln der drei Plattformen" (传授三坛大戒法会), die von nur ausgesuchten Klöstern in einem regelmäßigen Intervall durchgeführt wird. Diese Ordinationsversammlung ist in drei Ebenen gegliedert, die als "Plattformen" oder "Altare" bezeichnet werden: die Ebene der Novizenregeln, jene der Mönchsregeln und jene der Bodhisattva-Regeln. Dem besseren Verständnis dieses bedeutenden Ereignisses soll nun diese Erläuterung der Ordinationsversammlung des Shaolin-Klosters von 2010 dienen. Sie folgt dem chronologischem Ablauf der Aktivitäten und veranschaulicht sie anhand von Fotografien des Klosters. Der Zeitraum von der Vorbereitung der Ordinationsversammlung bis zum Empfang der Novizengebote ist Thema des ersten Teils der Erläuterungen, er ist unter nachstehendem Link zu finden: (Shaolin-Ordination - Teil 1). Der zweite Teil umfaßt die Aktivitäten bis zum Erhalt der Mönchsregeln: (Shaolin-Ordination - Teil 2).
Im Folgenden ist nun der dritte Zeitabschnitt geschildert, der zur Übermittlung der Bodhisattva-Regeln und damit zum Ausklang der Ordinationsversammlung führt:
Im Folgenden ist nun der dritte Zeitabschnitt geschildert, der zur Übermittlung der Bodhisattva-Regeln und damit zum Ausklang der Ordinationsversammlung führt:
14. Mai / 22. Tag
Der Tag beginnt mit einer Einführung in die Bodhisattva-Regeln (菩萨戒).
Die Bodhisattva-Regeln gelten im Mahayana-Buddhismus als die höchste Stufe der buddhistischen Regeln. Sie entsprechen dem Mahayana-Ideal des Erwachungsgeistes (菩提心, skr. बोधिचित्त bodhicitta), der jedem Bodhisattva (菩萨) innewohnt. Durch die Erkenntnis der „Leerheit“ und damit auch der „Ichlosigkeit“ ist dieser zu einem inhärenten, allumfassenden Mitgefühl gelangt und strebt auf dem buddhistischen Heilsweg nicht nur die eigene Erlösung, sondern die Erlösung aller Lebewesen an. Durch die Bodhisattva-Regeln soll auch die Trennung zwischen den Gläubigen des monastischen Standes und jenen des Laienstandes relativiert werden. Während die Ursprünge des Bodhisattva-Gedankens schon im indischen Mahayana beurkundet sind, wurden die betreffenden Regeln erst in China und zum Großteil nach konfuzianischen ethischen Normen ausgeformt. Durch diese Anpassung kam es zu einer weiten Rezeption und Verbreitung des Buddhismus in allen Gesellschaftsschichten. Grundlage für die heute in der han-chinesischen Tradition geltenden Bodhisattva-Regeln sind die 10 Hauptregeln (十重戒) und 48 Nebenregeln (四十八轻戒) des Mahayana-Brahmajala-Sutra (梵网经), einem vermutlich Mitte des 5. Jahrhunderts in China entstandenen apokryphen Werk. Der Erhalt der Bodhisattva-Regeln und das Gelübde auf die Einhaltung dieser Regeln ist in China unabdingbarer Bestandteil der vollständigen Mönchsordination.
Um 10 Uhr gibt es eine gemeinsame Mahlzeit, die von Laienbuddhisten aus der Stadt Xiangfan in der Provinz Hubei (湖北襄樊) gespendet wurde. Am Nachmittag wird der Unterricht in den Bodhisattva-Regeln fortgesetzt, und am Abend finden sich wieder alle zur Buddha-Verehrung und Reue zusammen.
Die Bodhisattva-Regeln gelten im Mahayana-Buddhismus als die höchste Stufe der buddhistischen Regeln. Sie entsprechen dem Mahayana-Ideal des Erwachungsgeistes (菩提心, skr. बोधिचित्त bodhicitta), der jedem Bodhisattva (菩萨) innewohnt. Durch die Erkenntnis der „Leerheit“ und damit auch der „Ichlosigkeit“ ist dieser zu einem inhärenten, allumfassenden Mitgefühl gelangt und strebt auf dem buddhistischen Heilsweg nicht nur die eigene Erlösung, sondern die Erlösung aller Lebewesen an. Durch die Bodhisattva-Regeln soll auch die Trennung zwischen den Gläubigen des monastischen Standes und jenen des Laienstandes relativiert werden. Während die Ursprünge des Bodhisattva-Gedankens schon im indischen Mahayana beurkundet sind, wurden die betreffenden Regeln erst in China und zum Großteil nach konfuzianischen ethischen Normen ausgeformt. Durch diese Anpassung kam es zu einer weiten Rezeption und Verbreitung des Buddhismus in allen Gesellschaftsschichten. Grundlage für die heute in der han-chinesischen Tradition geltenden Bodhisattva-Regeln sind die 10 Hauptregeln (十重戒) und 48 Nebenregeln (四十八轻戒) des Mahayana-Brahmajala-Sutra (梵网经), einem vermutlich Mitte des 5. Jahrhunderts in China entstandenen apokryphen Werk. Der Erhalt der Bodhisattva-Regeln und das Gelübde auf die Einhaltung dieser Regeln ist in China unabdingbarer Bestandteil der vollständigen Mönchsordination.
Um 10 Uhr gibt es eine gemeinsame Mahlzeit, die von Laienbuddhisten aus der Stadt Xiangfan in der Provinz Hubei (湖北襄樊) gespendet wurde. Am Nachmittag wird der Unterricht in den Bodhisattva-Regeln fortgesetzt, und am Abend finden sich wieder alle zur Buddha-Verehrung und Reue zusammen.
15. Mai / 23. Tag
Sowohl der Vor- wie auch der Nachmittag sind der Unterweisung in die Bodhisattva-Regeln vorbehalten. Gesang und Rezitation in Sanskrit werden am Abend unterrichtet.
16. Mai / 24. Tag
Am Morgen wird der Präzeptor um die Erläuterung der Bodhisattva-Regeln gebeten, eine entsprechende Bitte an den Karmacarya und den Katechisten muss wiederum nicht erfolgen.
Die Ordinanden werden am Nachmittag in den Praktiken und Gebräuchen, die ein Mönch auf Wanderschaft bei der Quartiersnahme in einem Tempel zu beachten hat (挂单规矩), unterrichtet. Traditionsgemäß begeben sich nach der Ordination viele Mönche auf Wanderschaft, um die Lehren verschiedener herausragender Meister und bekannter Klöster zu erkunden. Auf ihrer Reise können sie in den Klöstern, die sie aufsuchen, für eine gewisse Zeit Unterkunft und Verpflegung erhalten. Diese Quartiersnahme wird als „Guadan“ (挂单) bezeichnet und folgt zahlreichen Vorschriften und Verhaltensregeln, die in den klassischen Regelwerken festgelegt sind. Den Regeln entsprechend begeben sich die Wandermönche zuerst zum Rezeptionsraum, um den für den Empfang zuständigen Mönch zu treffen. Dieser bringt sie zur Mönchshalle, wo ihre Registrierung durchgeführt wird. Sie beziehen ihre Quartiere und ersuchen anschließend bei dem Abt des Klosters eine Audienz, um ihm ihre Ehre zu erweisen. Nachdem sie noch weitere hochrangige Mönche des Klosters getroffen haben, werden sie zurück zu ihrem Quartier geleitet. Dies klingt sehr einfach, ist aber einer äußerst differenzierten strengen Etikette unterworfen, zu der unter anderem festgelegte Redewendungen, der Situation entsprechend die vorgeschriebene Ausrichtung des Körpers nach einer Himmelsrichtung, zahlreiche Verbeugungen verschiedener Art und wiederholtes rituelles Teetrinken zählen. Glücklicherweise wurde diese dem höfischen Protokoll gleichende Etikette in der heutigen Zeit etwas vereinfacht .
Nach der Lektion über die Quartiersnahme eines Wandermönchs findet am Abend wieder die gemeinsame Verehrung der Buddhas und Bereuung schlechter Taten statt.
Nach der Lektion über die Quartiersnahme eines Wandermönchs findet am Abend wieder die gemeinsame Verehrung der Buddhas und Bereuung schlechter Taten statt.
17. Mai / 25. Tag
Die heutigen buddhistischen Aktivitäten:
Am Morgen gibt es eine Lektion über den Mönchsstock bzw. den "Zinnstock" und seine besondere Bedeutung (锡杖大意). Am Nachmittag wird wieder die Einhaltung der Regeln geprüft, auch wird erneut nach den „verdeckten“ kleineren, individuelleren Vergehen gefragt (审戒遮).
Am Abend findet eine Einführung in die „dunkeln Regeln“ bzw. die „Regeln der Unterwelt“ (幽冥戒) statt. Diese Regeln wurden für die Konvertierung der Wesen geschaffen, die in einer der drei niederen Existenzen wiedergeboren wurden. Der buddhistischen Karmalehre zufolge werden Menschen, die im Laufe ihres Lebens viel negatives Karma anhäuften in einem der drei niederen Daseinsbereiche wiedergeboren, d.h. als Tier, als hungriger Geist oder in der Hölle. Um verstorbenen Angehörigen, Freunden etc. die mit solch einer Wiedergeburt verbundenen Qualen zu verringern, wird versucht, ihr Karma durch die Übermittlung der „Unterwelt-Regeln“ positiv zu beeinflussen, zu „reinigen“. Die zehn Unterwelt-Regeln werden von den Mönchen zusammen mit den Fürbittern in einer speziellen Zeremonie übermittelt. Das Durchführen solcher Totenzeremonien im Auftrag der Laien war und ist eine wesentliche Einnahmequelle der buddhistischen Klöster. Die Übermittlung der „Unterwelt-Regeln“ ist zudem Bestandteil des „Wasser-Land-Rituals“, eines der größten und aufwendigsten buddhistischen Rituale in China.
Am Abend findet eine Einführung in die „dunkeln Regeln“ bzw. die „Regeln der Unterwelt“ (幽冥戒) statt. Diese Regeln wurden für die Konvertierung der Wesen geschaffen, die in einer der drei niederen Existenzen wiedergeboren wurden. Der buddhistischen Karmalehre zufolge werden Menschen, die im Laufe ihres Lebens viel negatives Karma anhäuften in einem der drei niederen Daseinsbereiche wiedergeboren, d.h. als Tier, als hungriger Geist oder in der Hölle. Um verstorbenen Angehörigen, Freunden etc. die mit solch einer Wiedergeburt verbundenen Qualen zu verringern, wird versucht, ihr Karma durch die Übermittlung der „Unterwelt-Regeln“ positiv zu beeinflussen, zu „reinigen“. Die zehn Unterwelt-Regeln werden von den Mönchen zusammen mit den Fürbittern in einer speziellen Zeremonie übermittelt. Das Durchführen solcher Totenzeremonien im Auftrag der Laien war und ist eine wesentliche Einnahmequelle der buddhistischen Klöster. Die Übermittlung der „Unterwelt-Regeln“ ist zudem Bestandteil des „Wasser-Land-Rituals“, eines der größten und aufwendigsten buddhistischen Rituale in China.
18. Mai / 26. Tag
Der Morgen ist einem Vortrag über das Asketentum vorbehalten. Anschließend wird in der großen Speisehalle gemeinsam das Essen eingenommen, verbunden mit dem symbolischen Sammeln von Almosen. Wieder gibt es überall lange Reihen von Laien, die den Mönchen Speisen und auch kleine Geschenke in ihre Almosenschalen legen (siehe auch "Die Ordinationsversammlung - Teil 2, 12. Mai 2010 - 20. Tag, und: "Symbolische Almosenrunde" ).
Nach der Mittagszeit ist eine Zeit zur „Wiedererlangen der Reinheit“ (回复清净) sowie für Kopfrasur und Bad (剃发沐浴) anberaumt.
Sowohl am Nachmittag wie auch am Abend erhalten die Laien, die die Bodhisattva-Regeln annehmen möchten, Unterricht in diesen Regeln. Im Gegensatz zu den Bodhisattva-Regeln tibetischer Tradition sind in der han-chinesischen Tradition die Hauptregeln für Laien unterschiedlich zu denen der Mönche und werden die „Zehn heilsamen Verhaltensweisen“ (十善業) genannt.
Einige Ordinanden folgen an diesem Tag der Tradition, Räucherkegel auf dem Kopf oder auf einem Arm abbrennen zu lassen, ein äußerst schmerzhaftes, mitunter auch dauerhaft gesundheitsschädigendes Ritual.
Sowohl am Nachmittag wie auch am Abend erhalten die Laien, die die Bodhisattva-Regeln annehmen möchten, Unterricht in diesen Regeln. Im Gegensatz zu den Bodhisattva-Regeln tibetischer Tradition sind in der han-chinesischen Tradition die Hauptregeln für Laien unterschiedlich zu denen der Mönche und werden die „Zehn heilsamen Verhaltensweisen“ (十善業) genannt.
Einige Ordinanden folgen an diesem Tag der Tradition, Räucherkegel auf dem Kopf oder auf einem Arm abbrennen zu lassen, ein äußerst schmerzhaftes, mitunter auch dauerhaft gesundheitsschädigendes Ritual.
Danach beginnt eine Nachtmesse (礼通宵), an der alle gemeinsam teilnehmen.
19. Mai / 27. Tag
Am Morgen um acht Uhr führt der Shaolin-Tempel die ehrwürdige Dharma-Versammlung zur Übermittlung der Bodhisattva-Regeln durch. Mehr als 500 Ordinanden und Laien aus dem ganzen Land haben unter den strengen Anforderungen der „Drei Lehrer“, „Sieben Zeugen“, des Leiters der Ordinationshalle, des Zeremonienmeisters und weiterer Lehrer die den Ordinationsvorschriften folgenden Aktivitäten der Ordinationsperiode durchstanden. Nach einer anspruchsvollen Zeit konzentrierten Lernens und aufrichtiger Reue,- beides schon allein aufgrund der einem Ereignis solcher Größenordnung innewohnenden Gedrängtheit sicherlich keine leichte „Prüfung“-, empfangen sie nun die Bodhisattva-Regeln.
20. Mai / 28. Tag
Am Morgen punkt acht Uhr gehen die neu Ordinierten gemeinsam in den Pagodenwald zum "Pagoden-Fegen" („Gräber-Fegen“). Gegen zehn Uhr laden Dharmabeschützer-Laien ehrerbietig zu einem Essen ein, das sie für alle ausgerichtet haben, und alle erbauen sich daran, dass die drei Schätze (Buddha, Lehre, Sangha) florieren.
Nachdem sich am Nachmittag die Gemeinschaft der neuen Mönche bei dem Zeremonienmeister bedankt hat, wird einem nach dem anderen der Ordinationsausweis ausgehändigt und die Gemeinschaft bedankt sich mit drei Verbeugungen. Der Zeremonienmeister weist alle Mönche an, zurück zu ihrem Heimatkloster oder in Beurlaubung zu gehen. Auf diese Weise findet die „Weitergabe der großen Regeln der drei Plattformen des Gengyin-Jahres“ im Jahr 2010 ihren erfolgreichen Abschluss.
Eine kleine persönliche Bildersammlung der Ordinationsversammlung von 2011, die von einem Mönch angefertigt wurde, ist auf dem chinesischen Videokanal "tudou" zu sehen: http://www.tudou.com/programs/view/IwmDg6PmkxQ/
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Leider sind ("huch") von der Homepage des Shaolinklosters die meisten Fotos, die den Erhalt der Bodhisattva-Regeln von 2010 und dessen Vorbereitungszeit dokumentieren, auf mysteriöse Weise und kommentarlos verschwunden. Deshalb die nun etwas spärliche Bebilderung.
Fotos: © copyright Songshan Shaolin Tempel
Die Inhalte dieses Artikels folgen in weiten Teilen den Erläuterungen der Homepage des Shaolin-Klosters. Sie wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
17.05.2013 - yssLetzte Änderung: 03.06.2013
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