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Shaolin-Kungfu: 

Kampfkunst und Chan-Buddhismus



 „Der Shaolin-Tempel ist eine Welt des Chan und des Kungfu. Kungfu ist ein Mittel, den Buddhismus zu praktizieren. Kungfu wird von Chan diktiert. Chan manifestiert sich durch Kungfu. Kungfu ist der Ausdruck und die Verkörperung von Chan.“ Shi Yongxin (1)

Seit vielen Jahren betont Shi Yongxin, der Abt des Songshan Shaolin-Klosters in China, die Verbindung von Kampfkunst und Chan-Buddhismus im Shaolin-Kungfu. Diese "Spezialität" des Shaolin-Klosters den Menschen in aller Welt näher zu bringen, ist eines seiner Hauptanliegen. In Europa steigt die Anzahl der Shaolin-Schüler stetig an, doch der Anteil derjenigen, die sich gleichermaßen für Kungfu und Chan interessieren, ist weiterhin eine Minderheit. Das ist schade.


Wie das indische Yoga lässt sich das chinesische Shaolin-Kungfu als religiöse oder als nicht-religiöse Selbstkultivierung  praktizieren und nutzen. Auch ohne den Chan-Buddhismus wird man  einen Teil seiner positiven Wirkung erfahren können. Von denen, die jedoch ernsthaft Shaolin-Kungfu als eine Form buddhistischer Selbstkultivierung praktizieren, werden die meisten bestätigen können, dass es „funktioniert“, dass man tatsächlich durch Shaolin-Kungfu Fortschritte in seiner buddhistischen Praxis erzielen kann und dass dies ein interessanter  buddhistischer Weg ist. Folgt man diesem Weg, öffnen sich nach und nach Tore, die man zuvor nicht einmal bemerkt hat. Man erkennt: Shaolin-Kungfu und seine Wirkungsweise sind nur durch Chan-Buddhismus vollständig zu verstehen.



Buddhistisches Kungfu


„Kungfu“ (功夫 gōngfu) ist die Bezeichnung für Anstrengung, Aufwand an Zeit und Mühe wie auch für das daraus entstandene Können, die Fertigkeit, Fähigkeit. Einem Artikel auf der Homepage des Shaolin-Klosters zufolge weist Shi Yongxin darauf hin, dass "Kungfu" ein buddhistischer Begriff ist, der die Ergebnisse der Chan-Praxis als "Kungfu" bezeichnet. Der unbekannte Autor des Artikels führt aus, dass zum Beispiel in der Huatou-Praxis der Meditationsübungen laut geschrien werde: "Mache Kungfu (做功夫 zuò gōngfu)!". Das Ziel des "Kungfu-Machens" sei die Erleuchtung und ein Buddha zu werden, ein Übersteigen des Gewöhnlichen und Eintreten in den Bereich des Heiligen, eine vollkommene Verwandlung des Menschen.(2)

In einem Artikel, der 2003 in der hauseigenen Zeitschrift „Tau des Chan“ (《禅露》 2003年 秋之卷 ) erschien, erläutert der Abt:

„Das Shaolin-Kungfu hat seinen Ursprung im buddhistischen Glauben, es ist eine Ausdrucksform  der buddhistischen Kultur. Der Mönch kultiviert sich, um über das weltliche Leben und über sich selbst hinaus zu gelangen, durch das Streben nach außergewöhnlicher Weisheit und das Streben nach außergewöhnlichen Fähigkeiten. Das Erlangen außerordentlicher Fähigkeiten (d.h. übernatürlicher, wunderbarer Fähigkeiten) zählte schon immer zu den Zielen, die von einem Anhänger des Buddhismus verfolgt werden. Das besondere Merkmal des Shaolin-Kungfu ist, dass es einen Glauben hat, den Glauben an die außergewöhnlichen Fähigkeiten.“ (….)

„Der Glaube ist die Voraussetzung für die Existenz der Religion. Ohne den Glauben ist die Religion keine Religion. Shaolin-Kungfu ist aus dem buddhistischen Glauben und seiner Praxis heraus entstanden und entwickelte sich zu der Form, in der wir es heute kennen; dies ist eine historische Tatsache. Der Buddhismus als Religion führt zu Überzeugungen, Lebenszielen und Verhaltensweisen, die sich von denen der säkularen Gesellschaft unterscheiden. Die Entstehung und Entwicklung des Shaolin-Kungfu sind dafür ein typisches Beispiel. Der Glaube an die das Menschliche übersteigenden Fähigkeiten (an übernatürliche, wundersame Kräfte) wird in einer säkularen Gesellschaft als unglaubwürdig, sogar als Aberglauben angesehen; aus buddhistischen Sicht hingegen ist er ganz normal.“(3)


Das Shaolin-Kloster gehört der Chan-Schule der „Allmählichen Erleuchtung“ (曹洞宗 cáodòng zōng) an, der zufolge man sich durch chan-buddhistische Selbstkultivierung zunehmend „läutert“, bis der „große Durchbruch“ gelingt, die eigentliche Erleuchtung.  Diese Erleuchtungserfahrung geht einher mit dem Erlangen von Fähigkeiten, die jene eines gewöhnlichen Menschen übersteigen. Zu ihnen zählen die „sechs übernatürlichen Fähigkeiten“ (六神通 liù shén tōng) der Buddhas und Bodhisattvas, die  wie folgt beschrieben werden:


1. übernatürliche körperliche Fähigkeiten (神境通 shénjìng tōng)
2. das himmlische, alles erkennende Auge  (天眼通 tiānyǎn tōng)
3. das himmlische, alle Töne hörende Ohr   (天耳通 tiāněr tōng)
4. die Fähigkeit, den Geist der anderen Lebewesen zu durchschauen  (他心通 tāxīn tōng)
5. die Erinnerung an frühere Existenzen  (宿命通 sùmìng tōng))
6. die Vernichtung sämtlicher Leidenschaften  (漏盡通 lòujìn tōng).



Ziele des Shaolin-Kungfu

Die buddhistischen Ziele im Training von Shaolin-Kungfu entsprechen denen jeder anderen buddhistischen Praxis (Sitz- und Gehmeditation, Rezitationen, u.v.m.). Hinsichtlich der Effizienz der einzelnen Methoden in Bezug auf das Erreichen der Ziele gibt es divergierende Meinungen. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass nicht jede Methode für jeden Menschen gleich gut geeignet ist.
Shi Yongxin äußert sich über die Zielsetzung in Shaolin-Kungfu wie folgt: 
„Kungfu ist Kultivierung, ist Teilnahme am Chan. Das wahre Ziel des Praktizierens von Kungfu ist, das Verhalten und die Qualitäten eines Menschen radikal zu verändern“. (…) „Shaolin-Kungfu ist der Eintritt in den Chan durch die Kampfkunst und beinhaltet sowohl körperliche als auch geistige Kultivierung. Es ist das Streben nach Weisheit und Befreiung, und danach, einen Zustand der „Unbewegtheit des Geistes" zu erlangen.“(4) 

 

Shaolin-Kungfu als buddhistische Praxis


In seiner „Einführung in das Shaolin-Kongfu“ schreibt der Abt: 

"Was ist der Kern der Grundsätze des buddhistischen Chan-Ordens? Der Kern beinhaltet folgende Punkte:  Ein Praktizierender  muß
1. emotionell stets ruhig bleiben
2. seinen Geist stets auf sein Ziel konzentrieren
3. seinen Geist ohne Unterlass  von unheilsamen Gedanken reinigen
4. mental und physisch jederzeit entspannt bleiben.

Mit anderen Worten, er muss seinen Geist isoliert von jeglichen weltlichen Sorgen, Ärgernissen oder Angelegenheiten halten, sodass sein Geist frei von allen möglichen Störungen ist und methodisch arbeiten kann, um ihn von einem geringen Erwachungszustand zum nächsten zu bringen, bevor er seine endgültige Erleuchtung erlangt.“(5)


Diese „Kernpunkte der Prinzipien des Chan“ lassen sich sowohl in anderen Kampfkunst-Systemen wie auch in anderen religiösen Systemen finden, was ihre Bedeutung nicht schmälert, sondern eher unterstreicht. Zudem werden sie heute in zahlreichen Seminaren für Manager, Polizisten, Militärs u.ä.  gelehrt.

Wodurch werden diese Eigenschaften,- emotionelle Ruhe, Zielgerichtetheit, ein klarer Geist und Entspanntheit,-  am leichtesten gestört? Nach buddhistischer Auffassung durch die „Fünf Verunreinigungen“ (五浊 wû zhuó): 
  1. Gier (貪 tan) 
  2. Hass/Zorn (瞋 chen) 
  3. Verblendung / Unwissenheit (癡 chi)
  4. Stolz (傲 ào) 
  5. Neid (忌妒 jìdù).
Die ersteren drei,- Gier, Hass und Verblendung,- sind die wichtigsten; sie werden auch als die „Drei  Geistesgifte“  (三毒 san dú) oder die „Drei Feuer“ (三火 san huô) bezeichnet.
Wie kann man diese kardinalen Untugenden eines Menschen beseitigen?  Durch die „Dreifache Schulung“ (三学 san xué), wie die drei Aspekte der buddhistischen Praxis genannt werden. Sie setzt sich zusammen aus  
  1. Disziplin/Einhaltung der buddhistischen Regeln (戒 jiè) zur Erlangung von Ethik und Moral 
  2. Meditation zur Erlangung von  Samadhi/Konzentration (定 dìng) und 
  3. das Bemühen um Einsicht und Verständnis zur Erlangung von Weisheit (慧 huì).

Die „Dreifache Schulung“ lässt sich in Bezug setzen zu drei Ebenen in der Praxis des Shaolin-Kungfu:

1. Form und äußere Erscheinung werden praktiziert.
2. Integration von Geist und Faust. Das Materielle (die Form) wird in das Immaterielle (Formlose) transformiert, das Gesetz in das Gesetzlose gewendet und man ist keinen Regeln mehr unterworfen. Der Gegner wird im (Bereich des) Immateriellen  kontrolliert. Einem alten Sprichwort zufolge wird man „eine Person im Bereich des Immateriellen schlagen oder,- wenn man entdeckt wird,- verlieren“.
3. Der höchste Bereich des Shaolin-Kungfu ist, alles mit dem (Herz-)Geist zu lenken, die Kunst des Kampfes nach den Gesetzen des Geistes anstatt nach jenen der Materie auszuführen. Das heißt, in den Chan durch die Kampfkunst eintreten, aufgrund von  Konzentration (Samadhi) Weisheit entwickeln. Diese Weisheit ist die höchste Weisheit (wörtl.: Prajna-Weisheit) der Einheit von Chan und Kampfkunst.(6)
Diese drei Ebenen in der Praxis des Shaolin Kungfu werden auch als "Drei Reiche des Shaolin-Kungfu" (少林功夫的三境界) bezeichnet. Sie sind sowohl in dem Buch „Shaolin Kungfu“ (少林功夫) von Shi Yongxin wie auch in mehreren anderen Schriftwerken über das Shaolin-Kungfu beschrieben. Hier nun eine Interpretation dieser drei Ebenen in Bezug auf die drei Aspekte der buddhistischen Schulung:


Das Trainieren von „Form und Erscheinung“ des Shaolin-Kungfu entspricht der Disziplin bzw. Einhaltung der buddhistischen Regeln als Einübung einer (Lebens-)Form, die das Auftreten der „Drei Gifte“ oder „Fünf Verunreinigungen“ vermeiden und dadurch Ruhe, Zielgerichtetheit, einen reinen, klaren Geist und Entspanntheit ermöglichen soll. Der Praktizierende soll letzendlich mit der korrekten Form verschmelzen. Dies bedeutet auch, sich auf sie zu reduzieren und alles Unwesentliche oder für die Erreichung des Ziels Hinderliche auszuschalten. 

Streng genommen ist erst aus dieser Grundlage heraus ein Übergang auf die folgende Ebene möglich und/oder sinnvoll. Auf der mittleren Ebene, im Reich der „Integration von Geist und Faust“, wird die Gebundenheit an Äußerlichkeiten sukzessive durch den Geist aufgelöst, d.h. durch die Erkenntnis und das Verständnis der tieferen natürlichen Gesetzmäßigkeiten, die allem Leben innewohnen. Nach und nach entsteht eine immanente Weisheit, die über den Sinn von äußeren Gesetzen und Regeln hinaus reicht, den von ihnen vorgegebenen Rahmen aufweicht oder sprengt.

Auf der höchsten Ebene des Shaolin-Kungfu geht es um den Geist und das Bewußtsein, deshalb entspricht sie m. E. im Rahmen der drei Aspekte buddhistischer Praxis am ehesten der Meditation. 
Diese drei Reiche, Ebenen, Schulungen münden letztendlich in einen Zustand, der auch als "höchste Weisheit" bezeichnet wird und ein Denken und Handeln beinhaltet, das keine karmischen Konsequenzen mehr nach sich zieht.  

In den drei Ebenen der Praxis des Shaolin-Kungfu lässt sich eine lineare Entwicklung erkennen: die Aufmerksamkeit wird vom Körper über den Geist zum Bewusstsein hin zurückgeführt. Dieser Entwicklung enspricht auch die Rückverfolgung der drei Wege karmischer Aktivität (三行,三业) zu ihrem Ursprung, dem Geist und dem Bewußtsein. Der Kungfu-Praxis auf materieller Ebene folgt die Verbindung der materiellen mit der geistigen Ebene bis dann als höchste Stufe beide Ebenen transzendiert werden und alles im Bereich des Bewußtseins stattfindet. So gelangt man von der Vielfalt der Erscheinungen zur Dualität und von der Dualität zur Einheit von Allem. Diese Einheit entspricht letztendlich der Erleuchtung. In ihr lösen sich alle konzeptuellen Vorstellungen von der Welt auf, dies beinhaltet natürlich auch die drei Aspekte der buddhistischen Praxis und die drei Ebenen der Praxis des Shaolin-Kungfu. 





Historie

Es scheint schwierig zu sein, historische Belege dafür zu finden, dass oder gar ab wann die Shaolin-Mönche in der mehr als 1500 Jahre umfassenden Geschichte des Klosters Kampfkunst als eine religiöse Praxis mit dem Ziel der Erleuchtung ausführten. Zwar gibt es mehrere sichere schriftliche Quellen über den Einsatz der Kampfkunst als kriegerisches Mittel, solche über  Kungfu als buddhistische Praxis der Mönche sind jedoch rar. 


Der erste Mönch im Shaolin-Kloster, der mit Kampfkunst in Verbindung gebracht wird, ist Sengchou. Er wird in einer zur Zeit der Tang-Dynastie schriftlich fixierten Legende als ein Faustkampf ausübender Novize dargestellt, darüber hinaus scheint es keine weiteren Quellen über Sengchou in Zusammenhang mit der Shaolin-Kampfkunst zu geben. Ob zu seiner Zeit die Kampfkunst eine Funktion hatte, die über die Verteidigung der Besitztümer und Interessen des Klosters hinaus reichte, darüber ist heute nichts bekannt. 

Aus historischer Sicht nicht minder problematisch als Sengchou ist Bodhidharma, der berühmteste Name in der Mythenwelt des Shaolin-Kungfu. Seine biographischen Daten sind rar, widersprüchlich und  selten vertrauenswürdig. Die ihm zugeschriebene Rolle in der Entstehung des Chan-Buddhismus beruht in großen Teilen auf nachträglichen Konstruktionen. Für Bodhidharmas Aufenthalt im Shaolin-Kloster gibt es bis heute keine wissenschaftlichen Belege, und auch seine Übermittlung des „Yi-Jin-Jing“ an die Mönche des Klosters ist reine Fiktion,- das Yi-Jin-Jing wurde als ein Ming-zeitliches Werk daoistischen Ursprungs identifiziert. Ryuchi Matsuda zufolge taucht in der reichen Literatur über die Kampfkunst des Shaolin-Tempels der Name Bodhidharma erst ab dem 19. Jahrhundert auf.(7)
 

Die frühe Verehrung des Kriegerheiligen Jinnaluo hingegen wie auch die Anwendung von Mantras und „Zaubersprüchen“ in der Kampfkunst des Tempels gelten als gesichert. Dies zeigt zwar einen Einfluss des Buddhismus auf die Kampfkunst, beweist jedoch nicht eindeutig, dass letztere als buddhistische Praxis ausgeübt wurde.


Meir Shahar vertritt in seinem Buch „The Shaolin Monastery“ eine in dieser Beziehung sehr interessante  Ansicht. Er schreibt: 

„Der chinesische Nahkampf ist ein bewußtes System mentaler und physischer Selbstkultivierung, das verschiedene Anwendungen hat, von denen das Kämpfen  nur eine ist.“(8)
Ihm zufolge ist die Verbindung von Kampfkunst und buddhistischer Praxis im Shaolin-Kloster ab der späten Ming-Dynastie nachweisbar: 
„Jene, die in einem klösterlichen Umfeld trainierten, kamen dahin, die Ausübung ihrer Kampfkunst als religiöse Disziplin anzusehen. Im 16. Jahrhundert unterschieden Shaolin-Schüler – Laien ebenso wie Kleriker – die Meisterung ihrer Kampftechnik kaum von der Beherrschung des Geistes, die zur Befreiung führte“.(8)

Ist die Frage, ob die Verbindung von Kungfu und Chan vor 1000 oder 500 Jahren, vorgestern oder gestern entstand, für einen Praktizierenden des Shaolin-Kungfu überhaupt wichtig? Der Nachweis einer langen Tradition der Vereinigung von Kampfkunst und Chan als spezielles Merkmal des Shaolin-Kungfu wäre besonders deshalb zu begrüßen, da er sicherlich von Vorteil ist, wenn es darum geht, den besonderen Wert des Shaolin-Kungfu als Kulturgut für die Menschheit weiter zu untermauern und eine Anerkennung des Shaolin-Kungfu als nichtmaterielles Weltkulturerbe durch die UNESCO zu erreichen. Das Shaolin-Kungfu steht schon seit längerer Zeit auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes der Volksrepublik China. Der Shaolin-Tempel strebt jedoch die Anerkennung des Shaolin-Kungfu durch die UNESCO  (siehe: „Der Shaolin-Tempel: UNESCO-Weltkulturerbe) und damit die internationale Anerkennung als Weltkulturerbe an, was natürlich einen hohen Prestigegewinn bedeuten würde.

Eine lange Tradition  kann zudem hilfreich sein, das Interesse der Menschen am Shaolin-Kungfu zu wecken. Und sie kann manchem Lernenden helfen, den anfangs nötigen Glauben „an die Sache“ aufzubringen, einen Glauben, der ihn unterstützt und trägt, bis er zu tatsächlichen Resultaten gelangt. In dem Maß, indem das Kungfu-Chan des Shaolin-Klosters dann seine Wirkung im einzelnen Menschen entfaltet, wird es in ihm ein Vertrauen erwecken, das auf eigener, reeller Erfahrung gründet und damit zur Gewissheit wird. Und nur durch diese eigene Erfahrung wird das Shaolin-Kungfu als buddhistische Praxis eine Zukunft finden. 

Es ist absehbar, dass trotz der internationalen Verbreitung des Shaolin-Kungfu, diejenigen, die diesen Weg gehen, stets eine Minderheit bleiben werden. Die im Chan-Buddhismus viel gepriesene "Triebkraft" ist nur bei wenigen der Shaolin-Anhänger auf das buddhistische Erwachen gerichtet.



 


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ZITAT-NACHWEIS(1) 
"Shaolin Temple is a world of Chan and Kungfu. Kungfu is a means of praticing Buddhism. Kungfu is dictated by Chan. Chan is manifested through Kungfu. Kungfu is the expression and incarnation of Chan. Chan remains the spirituell essence of Kungfu. Kungfu will attain its best stauts only through Chan. The route to Kungfu is the route to Chan. "
Zitat aus dem Buch „Shi Yongxin“, 2012, Edition Braus 


(2)
Zitiert nach dem Artikel eines unbekannten Autoren in der Homepage des ST: "少林寺中禅宗的修行:少林功夫 "

http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=26&page=ContentPage&contentid=2678


(3)  

《少林功夫源于佛教信仰,是佛教文化的一种表现形式。出家修行,就是为了超越世俗生活,超越自己,追求超常的智慧,追求超常的能力。对于超常能力(即神 通、神异等能力)的渴望,从来都是佛教徒的追求目标之一。少林功夫的特质,就在于它是一种信仰,一种对于超常能力的信仰。》

《 信仰是宗教存在的前提。没有信仰,宗教就不成为宗教了。少林 功夫是从佛教信仰和修行中演化出来,并发展成我们今天所熟悉的形态,这是历史事实。佛教作为宗教,确实有着与世俗社会有别的信仰、人生目标、思维方式和行 为方式。少林功夫的发生和发展,就是一个很典型的例子。对于人类超常能力(神通、神异等能力)的信仰,在世俗社会看来是不可思议的,甚至被视为迷信;但在 佛教徒看来,实在是最正常不过了。》



Beide Zitate aus: :“少林功夫源于佛教信仰(释永信)“ in 《禅露》2003年秋之卷)download von:  http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=155&page=ContentPage&contentid=1053


(4)

《功夫是修行,是参禅。练‘功夫’的真正目的,是为彻底改变一个人的品行素质 。。。》
《少林功夫是以禅入武,身心两修,追求的是悟道解脱,成就的是‘不动心’。》

Beide Zitate aus: 

http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=26&page=ContentPage&contentid=2678
(SSSS – Kungfu als Chan-Übung)


(5)
"What is the kernel of the tenets of the Buddhist Ch’an Order? The kernel includes the following points: A practitioner needs—
<1> to stay consistently calm in emotion,
<2> to always keep his mind concentrated on his goal,
<3> to make a point of incessantly purging his mind of unwholesome thoughts, and
<4> to leave himself relaxed mentally and physically at all times.
In other words, he must keep his mind isolated from any possible worldly worries, vexations, or concerns, so that his mind is free of all possible disturbances and can work methodically to bring him from one minor awakening to another before he attains his ultimate enlightenment.”

Zitat aus: “An Introduction to Shaolin Gong-fu by Ven. Yongxin (Selected Passages)”, nach der Übersetzung von Prof. Huang Weiwei, Zhengzhou University
Download von: 

http://www.shaolin.org.cn/templates/EN_T_Article_list/index.aspx?nodeid=451&page=ContentPage&contentid=6152


(6)
Die Übersetzung folgt einer Beschreibung der drei Ebenen des Shaolin Kungfu in:
释永信   阿德  《少林功夫》 少林书局 2006, Seite152


(7)
Matsuda Ryuchi (松田隆智): Zhōngguó wǔshù shǐlüè (中國武術史略). Taipei 臺北: Danqing tushu, 1986

(8)
Meir Shahar : The Shaolin Monastery , University of Hawai’i Press, 2008
-- "History, Religion and the Chinese Martial Arts", S. 199: "Those who trained within a monastic environment came to regard their martial practice as a religious discipline. By the sixteenth century, Shaolin disciples – lay and clerical alike – hardly distinguished the mastery of their fighting technique from the mastery of mind that led to liberation."
-- "Fist Fighting and Self-Cultivation", S. 180: "Chinese hand combat is a self-conscious system of mental and physical self-cultivation that has diverse applications of which fighting is but one."



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*Foto: © copyright Songshan Shaolin-Tempel, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Yankai fashi.


21.10.2012 - yss
Urheberrechtlich geschützt
Letzte Änderung: 12.12.2012













Die Ordinationsversammlung im Shaolin-Kloster 2010
Teil 1: Übermittlung der Novizenregeln
 
少林三坛大戒 法会 的 过程   *  沙弥戒


Die Durchführung von Ordinationsversammlungen ist für einen buddhistischen Tempel von herausragender Bedeutung. Durch sie zählt er zu dem Kreis von Verantwortungsträgern, der die korrekte Weitergabe der buddhistischen Lehre an die nächste Generation und somit den Fortbestand des Buddhismus garantieren soll. 
2010 fand im Shaolin-Tempel vom 23. April bis zum 21. Mai die zweite „Dharma-Versammlung zur Weitergabe der großen Regeln der drei Plattformen“ (传授三坛大戒法会 chuanshou santandajie fahui) der Neuzeit statt, in deren Verlauf 455 Mönche ordiniert wurden. Der chronologische Ablauf dieser Ordinationsversammlung soll im Folgenden – ausgehend von den vom Tempel veröffentlichten Fotografien – näher veranschaulicht werden, in der Hoffnung, damit einen kleinen Einblick in dieses außerordentlich komplexe buddhistische Ritual zu geben.
Die Ordinationsversammlung ist in drei Ebenen resp. Abschnitte unterteilt: auf der Anfangsplattform werden die Novizenregeln weitergegeben, auf der zweiten Plattform die Mönchsregeln, auf der dritten Plattform die Bodhisattvaregeln. 




Vorbereitung – Eröffnung – Die Weitergabe der Novizenregeln


Zuerst erfolgt die offizielle Bekanntgabe der Ordinationsversammlung durch den Shaolin-Tempel. In ihr werden neben dem exakten Zeitraum der Ordination auch der Vorsitzende der Ordinationszeremonie und die für die Teilnahme erforderlichen Bedingungen genannt. Das zur Bewerbung um die Ordination benötigte Antragsformular kann von der Homepage des Tempels heruntergeladen werden.
Die Bewerber für eine Ordination müssen innerhalb eines festgelegten Zeitraums (hier zwischen dem 10. und dem 19. April) persönlich in der Gästehalle des Klosters zum Vorstellungsgespräch erscheinen. Sie haben ein mit den erforderlichen Daten vollständig ausgefülltes Antragsformular, die von ihrem jeweiligen Kreiskrankenhaus ausgestellte Bescheinigung einer medizinischen Untersuchung und einen von ihrer Einwohnermeldebehörde ausgestellten Nachweis über ihren Familienstand vorzulegen. Zusätzlich wird ihr Gesundheitszustand nochmals vor Ort überprüft. Dann findet das Vorstellungsgespräch mit einem Rezitationstest statt. Hat der Bewerber all dies erfolgreich durchstanden, wird er zur Ordination zugelassen.
Es folgen nun einige Tage der Vorbereitung, bevor am 23. April die Ordinationsversammlung  offiziell beginnt.

21. April  



Die Ordinanden erscheinen zur Anmeldung in der Gästehalle. Als die zukünftige Mönchsgeneration, die dadurch dass sie ihr Leben den Mönchsregeln unterwirft, diese Regeln praktisch verkörpert und mit ihrem Leben erneuert, werden sie "die neuen Söhne der Regeln" (新戒子, 新戒们) oder auch in Kurzform „die neuen Regeln“ (新戒) genannt. Zur Aufnahmeprozedur gehört auch eine kurze medizinische Untersuchung, die in der Medizinhalle des Tempels vorgenommen wird.

 
In der Trainingshalle werden den Ordinanden die drei Mönchsgewänder (三衣  san yi) ausgehändigt. Die Mönchsrobe zählt, wie die Almosenschale, zu den sieben Besitztümer eines buddhistischen Mönchs und wird auch Kesa oder Kaṣāya (袈裟 jiasha) genannt. Die drei Mönchsroben lassen sich den drei Abschnitten der Ordination zuordnen: das fünfteilige Gewand (五條衣 wu tiao yi) entspricht dem Erhalt der Novizenregeln, das siebenteilige Gewand (七條衣 qi tiao yi) der Annahme der Mönchsregeln und das neunteilige Gewand (九條衣  jiu tiao yi) dem Ablegen der Bodhisattva-Gelübde. Für viele der jungen Ordinanden hat die Entgegennahme dieser drei Mönchsgewänder einen hohen symbolischen Wert. Manchen kommen aus Ergriffenheit darüber, dass diese Gewandungen nun die ihren sind, Tränen in die Augen. Wie in anderen Bereichen des menschlichen Lebens ist die äußerliche Erfahrbarkeit der bedeutenden „inneren“ Entscheidung von nicht zu unterschätzender Wirkung, da sie eine wichtige Hilfe sein kann, sich dieser Entscheidung bewusst zu sein.



22. April

Nach und nach treffen die aus ganz China anreisenden Mönchsaspiranten ein. Vor dem offiziellen Beginn der Ordinationsversammlung sind die vorbereitenden Arbeiten in vollem Gang. Die Ordinanden unterziehen sich dem komplexen Verfahren der Registrierung und der Einteilung in Klassen (编班  bian ban). Eingeführt und beaufsichtigt werden sie dabei von dem als Anleiter bzw. Tutor fungierenden "Meister der Ordinationshalle" (开堂师 kaitang shi), dem Aufsichtsführer/Proktor (纠察师父 jiucha shifu) und seinen Gehilfen sowie den Zeremonienmeistern  (引礼师父 yinli shifu). "Kaitang shi" ist in diesem Jahr Dharma-Meister Longzhong (隆中法师) aus dem Xiantong-Tempel (显通寺) im Wutaishan (五台山), einem der fünf  heiligen Berge des Buddhismus in China. Sein "Großvater-Meister" (师爷 shiye)  ist ein alter Mönch des Shaolin-Klosters.




23. April / 1. Tag
 


















Der erste offizielle Tag der Ordinationsversammlung. Am Morgen erfolgt vor der Dharmahalle die rituelle Einladung der Zeremonienmeister und des Proktors  durch Shi Yongxin, den Abt des Shaolin-Tempels. Er bittet sie um die Aufnahme ihrer Tätigkeit bei der Ordinationsversammlung und überreicht jedem von ihnen ein Weihrauch-Brett (香扳 xiangban). Dieses schwertförmige Brett symbolisiert die Befugnis zur Machtausübung im Rahmen des verliehenen Amtes, wie z.B. einen Mönch oder einen Novizen, der gegen eine Regel verstoßen hat, mit Schlägen zu bestrafen.
 
Am frühen Nachmittag wird das Ordinationsgelände, das ist der mittlere Bereich des Tempels mit den großen Hallen, in einer feierlichen Zeremonie gereinigt. Die Ordinanden umkreisen das Terrain unter Führung von Shi Yongxin, wobei sie andächtig das „Dharani des großen Mitgefühls“ (大悲咒 da bei zhou) und die „Lobpreisung des reinen Wassers“ (杨枝净水赞 yang zhi jing shui zàn) rezitieren. 
 

 





 


  




24. April  /  2. Tag

Am Vormittag erklärt der "kaitang shi", Dharma-Meister Longzhong, die Geschichte und die Handhabung der Almosenschalen, die Regeln des Bettelns und die Regeln für das gemeinschaftliche Essen in der Halle. Die Ordinanden erfahren so z.B., dass der Shakyamuni-Buddha selbst anwies, dass ein Mann, der weder Almosenschalen noch die drei Gewandungen besitzt, nicht ordiniert werden darf, oder praktische Regeln wie, dass die oberen zwei Drittel der Außenwand der Schale als „rein“ gelten, das untere Drittel hingegen als „unrein“ zu handhaben ist, u.v.m.
Die Einnahme der täglichen zwei vegetarischen Mahlzeiten – morgens und mittags – in der Speisehalle wird als Übung der buddhistischen Praxis angesehen und spielt im Leben der Mönchsgemeinschaft eine wichtige Rolle. Die angehenden Mönche lernen in diesem Zusammenhang auch die sich auf das Essen beziehenden fünf Kontemplationen (五 观  wu guan).



Im weiteren Verlauf des Tages werden die Ordinanden vom "kaitang shi" und anderen Meistern einer Prüfung unterzogen, mit der sichergestellt werden soll, dass sie die Vorschriften des Vinaya auswendig gelernt haben (过毘尼 guo pini).
Am Abend  findet sich die Ordinanden zum gemeinsamen Verehren der Buddhas und Bereuen (礼佛 懴悔  lifo chanhui) zusammen.



25. April  /  3. Tag



Im Verlauf des Vormittags erlernen die Ordinanden das fachgerechte Entfalten, Anlegen und Zusammenfalten der Mönchsgewänder.

Anschließend werden sie in den „Vier würdevollen Körperhaltungen“ (四威仪/四威儀  si wei yi) unterwiesen, die man auch als die „vier respekteinflößenden Haltungen im Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen“ bezeichnet. Dabei lernen sie das Aufrechterhalten eines würdevollen, korrekten Benehmens während man sich in einer der vier Körperstellungen befindet: wie der Wind zu laufen (行如風), wie ein Pinie gerade zu stehen (立如松), wie ein Glocke zu sitzen (坐如鐘) und wie ein Bogen zu schlafen (臥如弓). Im Gehen soll man wie der Wind sein: man sollte nicht ständig um sich schauen oder den Körper hin- und herschlingern lassen, sondern sich mit erhobenem Kinn und aufrechtem Körper wie der Wind geschmeidig und zielstrebig vorwärts bewegen. Im Stehen soll man keine gekrümmte, „lässige“ Körperhaltung einnehmen, sondern gerade und aufrecht stehen wie eine Pinie.  Sitzen soll man nicht mit übereinander geschlagenen oder wackelnden Beinen oder mit krummem Rücken, sondern stabil und solide wie eine Glocke, mit gerade und entspannt vom Stuhl herabhängenden Beinen. Zum Schlafen soll man den Kopf auf den rechten  Arm lagern und sich wie der Bogen eines Schützen hinlegen, diese Haltung wird als förderlich für einen guten Schlaf angesehen. Um schlechte oder sinnliche Träume zu vermeiden, soll man nicht auf dem Rücken oder auf dem Bauch schlafen.
Diese vier Körperhaltungen zählen zu den essentiellen Tätigkeiten des Lebens, die ein jeder Mensch jeden Tag ausführt, ihre Regelung prägt somit das gesamte zukünftige Leben der Ordinanden.

Am Nachmittag empfängt Shi Yongxin als Gastgeber der Versammlung den Ältesten Chuanyin (传印长老 chuanyin zhanglao), der in der Ordinationsversammlung die Rolle des  Präzeptors (得戒和尚 dejie heshang) übernimmt, und den Ältesten Shaoyun (绍云长老 shaoyun zhanglao), der als Katechist (教授阿闍黎 jiaoshou asheli) fungiert

Die Kapriolen des Wetters an diesem Tag werden von vielen als glücksverheißend angesehen. Bei der Ankunft von Shi Chuanyin am Haupttor des Tempels und während Shi Yongxin mit der Mönchsschar ihn durch das Tempelgelände geleitet, regnet es - wie zur Reinigung des Ordinationsgeländes. Als jedoch wenig später die beiden Ältesten, Chuanyin und Shaoyun, vor der Tausend-Buddha-Halle die Mönche und Besucher des Tempels begrüßen, hat der Regen schon aufgehört, und der Himmel hat sich aufgeklart.  


Der Älteste Chuanyin ist seit Februar 2010 Präsident der Buddhistischen Vereinigung Chinas. Er erhielt 1955 seine Ordination unter dem Chan-Meister Xuyun (虚云老和尚) und war später als sein Diener für die Aufzeichnung seiner Reden und Ansprachen zuständig. Der Chan-Meister Xuyun war eine der bedeutendsten  Persönlichkeiten des chinesischen Buddhismus im 20. Jahrhundert, er genießt bis heute nicht nur unter den Buddhisten Chinas, sondern weltweit ein hohes Maß an Verehrung.
Der Älteste Shaoyun ist sowohl Abt des in der Provinz Anhui gelegenen Tempels des Zweiten Patriarchen als auch Vorsteher der Meditationshalle des Shaolin-Tempels. 



26. April   / 4. Tag
An diesem Tag bitten die Ordinanden die „Zwei Lehrer“, in diesem Fall den Präzeptor und den Katechisten, um die Einführung in die Regeln. Im Verlauf der Ordinationsversammlung werden die zur Durchführung der Ordination benötigten Lehrer mehrere Male von den Ordinanden um ihre Hilfe, Unterstützung, Belehrung und um die Vermittlung der Regeln gebeten,-  und stets ist dies ein hoch ritualisierter Akt. In ihm spiegelt sich zum einen ein großer Respekt vor den Lehrern als Wissensvermittler, doch darüber hinaus auch ihre Verehrung als Verkörperung der buddhistischen Weisheit und als lebende Beispiele der Vervollkommnung. In besonderem Maß betrifft dies natürlich die „Drei Lehrer“ (Präzeptor, Katechist und Karmacarya), die, zusammen mit den „Sieben Zeugen“ den Vorsitz der Ordinationsversammlung bilden. Sie sind diejenigen, die den Ordinanden die Weitergabe der jeweiligen Regeln gewähren und für jede der drei Arten von Regeln ehrerbietigst darum gebeten werden müssen. Dementsprechend ist die hierzu verwendete Sprache: „Mönche, habt Mitleid, gewährt mir, dem Jünger, das erwünschte reine Objekt, die Regeln!“
 Es folgt die Überprüfung des Gebrauchs der Mönchsgewänder und Almosenschalen sowie am Abend das Erlernen von Rezitationen und Gesängen. 

27. April   /  5. Tag

Am Morgen versammeln sich die zukünftigen Mönche zum Bekenntnis und zur Buße ihrer Vergehen und Sünden (露罪忏悔 luzui chanhui). 
 

Zu Mittag gibt es ein von dem wohlhabenden Laienbuddhisten Yang Xun (杨勋) gespendetes vegetarisches Festessen. Nachdem der Präzeptor Chuanyin eine Ansprache gehalten hat, betet er für den Weltfrieden, die Prosperität und die Macht Chinas wie auch für die Gesundheit und Freude des Volkes. Er bittet auch um den Segen für die Erdbebenopfer in Yushu (in der Provinz Qinghai) und wünscht dem Shaolin-Kloster und den drei Schätzen (Buddha, seine Lehre, seine Mönchsgemeinschaft) Wohlergehen.
Den Ordinanden erteilt er am Nachmittag eine Unterweisung.

Am Abend vollziehen die Mönche eine Zeremonie für die Hungergeister (普利十方焰口 puli shifang yankou) und für die Bewahrung der Menschen vor den drei ungünstigen Wiedergeburten (in der Hölle, als Hungergeist, als Tier).


28. April / 6. Tag

Im Verlauf des Vormittags findet eine Zeremonie zur „Wiederherstellung der Reinheit“ statt.
Am Nachmittag heißen der Älteste Chuanyin und die Mönchsgemeinschaft den dritten der „Drei Lehrer“, den  „Karmacarya“ (羯磨阿闍黎 jiémó ashéli), willkommen und bitten ihn um seine Unterstützung. Die Funktion des Karmacarya entspricht jener des Beichtvaters in der katholischen Kirche. Sie wird in dieser Ordinationsversammlung von dem Ältesten Jingliang (净良长老 jingliang zhanglao) erfüllt, dem Direktor der „Taiwan-China Buddhist Association“ (台湾中国佛教会  taiwan zhongguo fojiaohui). Er hält in der Tausend-Buddha-Halle eine Ansprache.
 








Anschließend unterziehen sich die Ordinanden einer Kopfrasur und einem rituellen Reinigungsbad. Am Abend beginnt eine Nachtmesse, die bis zum frühen Morgen dauert.






29. April / 7. Tag






Spätmorgens um 8 Uhr  treten die in Reihen gegliederten  Klassen der Ordinanden vor der Tausend-Buddha-Halle an und begrüßen ehrerbietig die „Drei Lehrer“ mit dem Klang ihrer Sutrenrezitation. Die „Drei Lehrer“ sitzen, umgeben von einer Ehrenformation, im Innern der Halle. Wie es dem buddhistischen Brauchtum entspricht, übergeben sie nun den Ordinanden die Novizenregeln. Danach versammeln sich alle vor der Residenz des Abtes, und die „Drei Lehrer" ermutigen die Ordinanden, die gerade die 10 Regeln erhalten haben, während der verbleibenden Ordinationszeit couragiert vorwärts zu streben und konzentriert zu lernen. Die niederknienden Ordinanden hören respektvoll zu.



30. April / 8. Tag 
   

   
Der achte Tag der Dharma-Versammlung dient der Erklärung und Erläuterung der Regeln und Gebräuche, denen die Novizen unterliegen, zuerst durch den Ältesten Shaoyun und im weiteren Verlauf durch den Dharma-Meister Haiben (海本法师 haiben fashi). Am Abend findet eine Buß-Zeremonie statt.



1. Mai / 9. Tag

Den gesamten Tag hindurch wird die Erläuterung der Novizenregeln durch den Dharma-Meister Haiben fortgesetzt. Der Abend wird nochmals mit Beichte und Buße beendet. Dies ist der letzte Tag jenes Abschnitts der Ordinationsversammlung, der sich mit der Weitergabe der Novizenregeln befaßt.




 

Mit dem kommenden Tag beginnt für die Ordinanden die direkte Vorbereitung auf den Erhalt der Mönchsregeln. Eine Erläuterung dieses Abschnitts der Ordinationsversammlung ist unter folgendem Link zu finden: Die Ordiantionsversammlung im Shaolin-Kloster Teil 2 - Übermittlung der Mönchsregeln



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Alle Fotos: copyright by Songshan Shaolin-Tempel , Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Yankai fashi. 
Die Inhalte dieses Artikels folgen größtenteils den entsprechenden Erläuterungen der Homepage des Shaolin-Klosters, sie wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder.
27.7.2011 - © copyright: yss 
Letzte Änderung: 20.6.2013
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