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Die Ordinationsversammlung im Shaolin-Kloster 2010
Teil 3: Übermittlung der Bodhisattva-Regeln 

少林三坛大戒 法会 的 过程   ***  菩萨


Die buddhistische Mönchsordination erfolgt in China im Rahmen der "Dharmaversammlung zur Übermittlung der großen Regeln der drei Plattformen"  (传授三坛大戒法会), die von nur ausgesuchten Klöstern in einem regelmäßigen Intervall  durchgeführt wird. Diese Ordinationsversammlung ist in drei Ebenen gegliedert, die als "Plattformen" oder "Altare" bezeichnet werden: die Ebene der Novizenregeln, jene der Mönchsregeln und jene der Bodhisattva-Regeln.  Dem besseren Verständnis dieses bedeutenden Ereignisses soll nun diese Erläuterung der Ordinationsversammlung des Shaolin-Klosters von 2010 dienen. Sie folgt dem chronologischem Ablauf der Aktivitäten und veranschaulicht sie anhand von Fotografien des Klosters. Der Zeitraum von der Vorbereitung  der Ordinationsversammlung bis zum Empfang der Novizengebote ist Thema des ersten Teils der Erläuterungen, er ist unter nachstehendem Link zu finden: (Shaolin-Ordination - Teil 1). Der zweite Teil umfaßt die Aktivitäten bis zum Erhalt der Mönchsregeln: (Shaolin-Ordination - Teil 2).

Im Folgenden ist nun der dritte Zeitabschnitt geschildert, der zur Übermittlung der Bodhisattva-Regeln und damit zum Ausklang der Ordinationsversammlung führt:



14. Mai / 22. Tag

Der Tag beginnt mit einer Einführung in die Bodhisattva-Regeln (菩萨戒).
Die Bodhisattva-Regeln gelten im Mahayana-Buddhismus als die höchste Stufe der buddhistischen Regeln. Sie entsprechen dem Mahayana-Ideal des  Erwachungsgeistes (菩提心, skr. बोधिचित्त bodhicitta), der jedem Bodhisattva (菩萨) innewohnt. Durch die Erkenntnis der „Leerheit“ und damit auch der „Ichlosigkeit“ ist dieser zu einem inhärenten, allumfassenden Mitgefühl gelangt und strebt  auf dem buddhistischen Heilsweg nicht nur die eigene Erlösung, sondern die Erlösung aller Lebewesen an. Durch die Bodhisattva-Regeln soll auch die Trennung zwischen den Gläubigen des monastischen Standes und jenen des Laienstandes relativiert werden.  Während die Ursprünge des Bodhisattva-Gedankens schon im indischen Mahayana beurkundet sind, wurden die betreffenden Regeln erst in China und zum Großteil nach konfuzianischen ethischen Normen ausgeformt. Durch diese Anpassung kam es zu einer weiten Rezeption und Verbreitung des Buddhismus in allen Gesellschaftsschichten. Grundlage für die heute in der han-chinesischen Tradition geltenden Bodhisattva-Regeln sind die 10 Hauptregeln (十重戒) und 48 Nebenregeln (四十八轻戒) des Mahayana-Brahmajala-Sutra (梵网经), einem  vermutlich Mitte des 5. Jahrhunderts in China entstandenen apokryphen Werk. Der Erhalt der Bodhisattva-Regeln und das Gelübde auf die Einhaltung dieser Regeln ist in China unabdingbarer Bestandteil der vollständigen Mönchsordination.

Um 10 Uhr gibt es eine gemeinsame Mahlzeit, die von Laienbuddhisten aus der Stadt Xiangfan in der Provinz Hubei (湖北襄樊) gespendet wurde. Am Nachmittag wird der Unterricht in den Bodhisattva-Regeln fortgesetzt, und am Abend finden sich wieder alle zur Buddha-Verehrung und Reue zusammen.
 



15. Mai / 23. Tag


Sowohl der Vor- wie auch der Nachmittag sind der Unterweisung in die Bodhisattva-Regeln vorbehalten. Gesang und Rezitation in Sanskrit werden am Abend unterrichtet.




16. Mai / 24. Tag

Am Morgen wird der Präzeptor um die Erläuterung der Bodhisattva-Regeln gebeten, eine  entsprechende Bitte an den Karmacarya und den Katechisten muss wiederum nicht erfolgen.
Die Ordinanden werden am Nachmittag in den Praktiken und Gebräuchen, die ein Mönch auf Wanderschaft bei der Quartiersnahme in einem Tempel zu beachten hat (挂单规矩), unterrichtet. Traditionsgemäß begeben sich nach der Ordination viele Mönche auf Wanderschaft, um die Lehren verschiedener herausragender Meister und bekannter Klöster zu erkunden. Auf ihrer Reise können sie in den Klöstern, die sie aufsuchen, für eine gewisse Zeit Unterkunft und Verpflegung erhalten. Diese Quartiersnahme wird als „Guadan“ (挂单) bezeichnet und folgt zahlreichen Vorschriften und Verhaltensregeln, die in den klassischen Regelwerken festgelegt sind. Den Regeln entsprechend begeben sich die Wandermönche zuerst zum Rezeptionsraum, um den für den Empfang zuständigen Mönch zu treffen. Dieser bringt sie zur Mönchshalle, wo ihre Registrierung durchgeführt wird. Sie beziehen ihre Quartiere und ersuchen anschließend bei dem Abt des Klosters eine Audienz, um ihm ihre Ehre zu erweisen. Nachdem sie noch weitere hochrangige Mönche des Klosters getroffen haben, werden sie zurück zu ihrem Quartier geleitet.  Dies klingt sehr einfach, ist aber einer äußerst differenzierten strengen Etikette unterworfen, zu der unter anderem festgelegte Redewendungen, der Situation entsprechend die vorgeschriebene Ausrichtung des Körpers nach einer Himmelsrichtung, zahlreiche Verbeugungen verschiedener Art und wiederholtes rituelles Teetrinken zählen. Glücklicherweise wurde diese dem höfischen Protokoll gleichende Etikette in der heutigen Zeit etwas vereinfacht .


Nach der Lektion über die Quartiersnahme eines Wandermönchs findet am Abend wieder die gemeinsame Verehrung der Buddhas und Bereuung schlechter Taten statt.



17. Mai / 25. Tag

Die heutigen buddhistischen Aktivitäten:
Am Morgen gibt es eine Lektion über den Mönchsstock bzw. den "Zinnstock" und seine besondere Bedeutung (锡杖大意).  Am Nachmittag wird wieder die Einhaltung der Regeln geprüft, auch wird erneut nach den „verdeckten“ kleineren, individuelleren Vergehen  gefragt (审戒遮). 

Am Abend findet eine Einführung in die „dunkeln Regeln“ bzw. die „Regeln der Unterwelt“ (幽冥戒)  statt. Diese Regeln wurden für die Konvertierung der Wesen geschaffen, die in einer der drei niederen Existenzen wiedergeboren wurden. Der buddhistischen Karmalehre zufolge werden Menschen, die im Laufe ihres Lebens viel negatives Karma anhäuften in einem der drei niederen Daseinsbereiche wiedergeboren, d.h. als Tier, als hungriger Geist oder in der Hölle. Um verstorbenen Angehörigen, Freunden etc. die mit solch einer Wiedergeburt verbundenen Qualen zu verringern, wird versucht, ihr Karma durch die Übermittlung der „Unterwelt-Regeln“ positiv zu beeinflussen, zu „reinigen“. Die zehn Unterwelt-Regeln werden von den Mönchen zusammen mit den Fürbittern in einer speziellen Zeremonie übermittelt.  Das Durchführen solcher Totenzeremonien im Auftrag der Laien war und ist eine wesentliche Einnahmequelle der buddhistischen Klöster. Die Übermittlung der „Unterwelt-Regeln“ ist zudem Bestandteil des „Wasser-Land-Rituals“, eines der größten und aufwendigsten buddhistischen Rituale in China.


18. Mai / 26. Tag

Der Morgen ist einem Vortrag über das Asketentum vorbehalten. Anschließend wird in der großen Speisehalle gemeinsam das Essen eingenommen, verbunden mit dem symbolischen Sammeln von Almosen. Wieder gibt es überall lange Reihen von Laien, die den Mönchen Speisen und auch kleine Geschenke in ihre Almosenschalen legen (siehe auch "Die Ordinationsversammlung - Teil 2,  12. Mai 2010 - 20. Tag, und:  "Symbolische Almosenrunde" ).
Nach der Mittagszeit ist eine Zeit zur „Wiedererlangen der Reinheit“ (回复清净) sowie für Kopfrasur und Bad (剃发沐浴) anberaumt.

Sowohl am Nachmittag wie auch am Abend erhalten die Laien, die die Bodhisattva-Regeln annehmen möchten, Unterricht in diesen Regeln. Im Gegensatz zu den Bodhisattva-Regeln tibetischer Tradition sind in der han-chinesischen Tradition die Hauptregeln für Laien unterschiedlich zu denen der Mönche und werden die „Zehn heilsamen Verhaltensweisen“ (十善業) genannt. 

Einige Ordinanden folgen an diesem Tag der Tradition, Räucherkegel auf dem Kopf oder auf einem Arm abbrennen zu lassen, ein äußerst schmerzhaftes, mitunter auch dauerhaft gesundheitsschädigendes Ritual.

Danach beginnt eine Nachtmesse (礼通宵), an der alle gemeinsam teilnehmen.



19. Mai / 27. Tag

Am Morgen um acht Uhr führt der Shaolin-Tempel die ehrwürdige Dharma-Versammlung zur Übermittlung der Bodhisattva-Regeln durch. Mehr als 500 Ordinanden und Laien aus dem ganzen Land haben unter den strengen Anforderungen der „Drei Lehrer“, „Sieben Zeugen“, des Leiters der Ordinationshalle, des Zeremonienmeisters und weiterer Lehrer die den Ordinationsvorschriften folgenden Aktivitäten der Ordinationsperiode durchstanden. Nach einer anspruchsvollen Zeit konzentrierten Lernens und aufrichtiger Reue,- beides schon allein aufgrund der einem Ereignis solcher Größenordnung innewohnenden Gedrängtheit sicherlich keine leichte „Prüfung“-, empfangen sie nun die Bodhisattva-Regeln.





















     





 

   











20. Mai / 28. Tag 

Am Morgen punkt acht Uhr gehen die neu Ordinierten gemeinsam in den Pagodenwald  zum "Pagoden-Fegen"  („Gräber-Fegen“). Gegen zehn Uhr laden Dharmabeschützer-Laien ehrerbietig zu einem Essen ein, das sie für alle ausgerichtet haben, und alle erbauen sich daran, dass die drei Schätze (Buddha, Lehre, Sangha) florieren.
Nachdem sich am Nachmittag die Gemeinschaft der neuen Mönche bei dem Zeremonienmeister bedankt hat, wird einem nach dem anderen der Ordinationsausweis ausgehändigt und die Gemeinschaft bedankt sich mit drei Verbeugungen. Der Zeremonienmeister weist alle Mönche an, zurück zu ihrem Heimatkloster oder in Beurlaubung zu gehen. Auf diese Weise findet die „Weitergabe der großen Regeln der drei Plattformen des Gengyin-Jahres“  im Jahr 2010 ihren erfolgreichen Abschluss.



Eine kleine persönliche Bildersammlung der Ordinationsversammlung von 2011, die von einem Mönch angefertigt wurde,  ist auf dem chinesischen Videokanal "tudou" zu sehen: http://www.tudou.com/programs/view/IwmDg6PmkxQ/








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Leider sind ("huch") von der Homepage des Shaolinklosters die meisten Fotos, die den Erhalt der Bodhisattva-Regeln von 2010 und dessen Vorbereitungszeit dokumentieren, auf mysteriöse Weise und kommentarlos verschwunden. Deshalb die nun etwas spärliche Bebilderung.

Fotos: © copyright  Songshan Shaolin Tempel

Die Inhalte dieses Artikels folgen in weiten Teilen den Erläuterungen der Homepage des Shaolin-Klosters. Sie wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
17.05.2013 - yss
Letzte Änderung: 03.06.2013
Urheberrechtlich geschützt




Die Ordinationsversammlung im Shaolin-Kloster 2010
  Teil 2:  Übermittlung der Mönchsregeln

少林三坛大戒 法会 的 过程   *** 比丘戒


 Die  buddhistische Mönchsordination wird in China im Rahmen der "Dharmaversammlung zur Übermittlung der großen Regeln der drei Plattformen"  (传授三坛大戒法会) durchgeführt. Diese ist in drei Ebenen gegliedert, die als "Plattformen" oder "Altare" bezeichnet werden: die Ebene der Novizenregeln, jene der Mönchsregeln und jene der Bodhisattva-Regeln.  
Im Shaolin-Kloster findet die Ordinationsversammlung seit 2007 im Intervall von drei  Jahren statt und erstreckt sich jeweils über ca. einen Monat. Sie zählt zu den umfangreichsten und wichtigsten buddhistischen "Events" des Klosters: Hunderte von Ordinanden und zahlreiche Gäste reisen aus ganz China und  zunehmend auch aus dem Ausland an, um an ihr teilzunehmen.

Dem besseren Verständnis dieses bedeutenden Ereignisses soll diese Erläuterung der Ordinationsversammlung von 2010 dienen. Sie folgt dem chronologischem Ablauf der Aktivitäten und veranschaulicht sie anhand von Fotografien des Shaolin-Klosters. Der Zeitraum von der Vorbereitung der Ordinationsversammlung bis zum Empfang der Novizengebote ist Thema des ersten Teils der Erläuterungen, er ist unter nachstehendem Link zu finden:  (Shaolin-Ordination - Teil 1)

Im Folgenden ist nun der Zeitabschnitt vom Erhalt der Novizenregeln bis zur Übermittlung der Mönchsregeln  beschrieben:




2. Mai / 10. Tag


Am Vormittag erfolgt die rituelle Bitte um die Übermittlung der Mönchsregeln (乞比丘戒). Den ersten Teil des Nachmittags verbringen die Novizen mit dem Erlernen und Einüben der buddhistischen  Etikette (明习仪), hier wird das schon in der Vorbereitung auf den Erhalt der  Novizenregeln Erlernte erweitert und vertieft. Diesem Unterricht schließt sich eine Lektion über die Herkunft und Entwicklung der Mönchsregeln an (教发戒缘). 
Der Abend dient dem Lernen von Rezitationen in Sanskrit  (教梵唱).


Der Älteste Chuanyin hält eine Ansprache








Rezitation in der altehrwürdigen 'Halle der Tausend Buddhas" (千佛殿)



3. Mai / 11. Tag


Die Novizen, die den Wunsch haben, die vollständigen Regeln zu erhalten,  brauchen gemäß den Bestimmungen zur Mönchsordination die Gesamtheit der drei führenden Lehrer: Präzeptor (得戒和尚 dejiè héshàng), Karmacarya (羯磨师 jiémó shī)   und Katechist (教授师 jiàoshòu shī, wörtlich: „Professor-Lehrer“). Doch die große Verantwortung für die zwei wesentlichsten Elemente der Ordination,- der Beichte/Buße und des Unterrichtens der Regeln -, liegt auf zwei Lehrern, dem Karmacarya, der unter anderem für die Beichte zuständig ist, und dem Katechisten, verantwortlich für den ausreichenden und sachkundigen Unterricht der Ordinanden. Der Umstand, dass dieses Mal die zwei Lehrer nicht erneut um die Aufnahme ihrer Tätigkeit gebeten werden müssen, trägt eine eigentümliche Bezeichnung: „Zwei Lehrer, allgemein klar“  (通白二师 tōngbái èr shī).



Das Thema des Unterrichts am Nachmittag lautet "Lehre von Name und Aussehen des Gewandes und der Essschale“ (衣钵名相法). Dieser Unterricht wird von dem Ältesten Shaoyun erteilt,  Unterrichtsort ist die Buddhahalle. Die in Reihen angeordneten Ordinanden erwarten schon den Meister: aufrecht stehend, in das siebenteilige Gewand gekleidet, halten sie mit beiden Händen das fünfteilige Gewand, das „große Gewand“, das Tuch für Niederwerfungen und die Essschale. Die Trommel erklingt dreimal. Der Zeremonienmeister (引礼师) und einige der Ordinanden empfangen den Ältesten Shaoyun und bitten ihn, in die Halle einzutreten. Nach dem Rauchopfer, einer kurzen Rezitation und der Ehrerweisung für den Buddha, setzt sich der Älteste. Die Ordinanden breiten ihren Tücher aus, führen die dreimalige Niederwerfung durch und verharren kniend, mit aneinander gelegten Handflächen.












Am Abend folgt eine Zeremonie für die Verstorbenen und für die Freilassung der Geister.



4. Mai / 12. Tag


Die heutigen buddhistischen Aktivitäten bestehen unter anderem in der "Prüfung (der Einhaltung) der Regeln und Beichte"  (审戒忏悔) und der Dharma-Rede des Ältesten Shaoyun (上堂教法) am Vormittag sowie weiterer Unterweisung der Novizen am Nachmittag.

Die Prüfung der Einhaltung der Regeln und das Bekennnis von Regelverstößen  erfolgen nicht unter vier Augen, sondern vor der versammelten Gemeinschaft. Sie beinhaltet die direkte Befragung nach den „13 schweren, ernsten“ (十三重难) und den 16 „leichteren, verschleierten“ (十六轻遮) Regelverstößen. Von diesen Regeln sind die in den 10 Novizenregeln (沙弥十戒) enthaltenen Regeln die wichtigsten. Deshalb wird der Novize zu ihrer Einhaltung besonders eindringlich befragt: jede dieser Regeln wird einzeln angeführt, und jedesmal muss der Novize wahrheitsgemäß antworten, ob oder ob er nicht gegen diese Regel verstoßen hat.

Bekennt der Novize einen Verstoß gegen die ersten vier Novizenregeln, die bedeutenden Regeln grundlegender Natur, wird dieses von dem Kloster-Sekretär in einem Buch aufgezeichnet und am nächsten Tag dem Präzeptor (德戒和尚) berichtet, der über ein weiteres Vorgehen entscheidet. Gibt es einen Verstoß gegen die übrigen sechs Novizenregeln, die zu den „leichteren Regeln“ zählen, deren Bruch als „bereubar“, als „reparabel“ gilt, so ist es die Aufgabe des Karmacarya, unverzüglich anhand festgelegter Vorschriften zu bestimmten, in welcher Art und Weise die Buße erfolgen soll.









Begrüßung des Ältesten Shaoyun (绍云长老), der zur Halle aufsteigt, um dort den Dharma zu lehren (上堂教法)

Die rituelle Darbietung kurzer Räucherstäbchen



  





5. Mai / 13. Tag


Für den Vormittag sind zwei Aktivitäten vorgesehen: die "Bitte an die zehn Lehrer" (请十师) und die Einladung der "Zehn Lehrer" zum Essen (请供十师斋). Das Gremium der "Zehn Lehrer" bildet das für die Ordination notwendige "personelle Gerüst". Es besteht aus drei Hauptverantwortlichen, den "Drei Lehrern" (三师), die auch nach der Bezeichnung für hochrangige Lehrer in Sanskrit (ācārya)  die "Drei Acharya" (三阿闍黎) genannt werden, und den "Sieben Zeugen"  (七证).
Die "Bitte an die Lehrer" bedeutet, dass die Ordinanden, um erneut ihren Respekt vor den Lehrern zum Ausdruck zu bringen, diese ein weiteres Mal um Übernahme bzw. Beibehaltung ihrer Funktion bitten: den Ältesten Chuanyin als Präzeptor, den  Ältesten Jingliang als Karmacarya und den Ältesten Shaoyun als Katechist. Der Zeremonienmeister (引礼师) spricht hierfür den betreffenden Satz und die Ordinanden wiederholen ihn, so werden die drei Bitten vorgetragen.
 



Anschließend laden die Ordinanden die "Zehn Lehrer" zu einem Essen ein, um ihnen gegenüber ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Dies ist ebenfalls ein hochritualisierter Vorgang, der einer detaillierten "Choreografie" folgt. In seinem Verlauf knien die zwei von der Gemeinschaft der Ordinanden als Repräsentanten gewählten Novizen, die "Ordinanden-Kopf" ( 头) und Ordinanden-Schwanz"  (尾) genannt werden, unter einem Tablett, über das drei Ess-Schalen mit Speisen gehalten werden. So wird die Einladung zum Essen auch bildhaft zum Ausdruck gebracht.


Der Älteste Chuanyin (传印长老), Präzeptor


Der Älteste Jingliang (净良长老), Karmacarya


Der Älteste Shaoyun (绍云长老), Katechist

Die "Sieben Zeugen" (七证)






Am Nachmittag ist eine Zeitspanne ohne größere gemeinsame Aktivitäten wie Zeremoniell oder Unterricht einberaumt, damit wieder Frieden und Stille einkehrt (回复清净). Die Novizen scheren sich die Köpfe und baden (剃发沐浴), entspannen und versammeln sich für ein Gruppenfoto:
 
Die "10 Lehrer" mit den Ordinanden



6. Mai / 14. Tag

 An diesem Tag beginnt das zentrale Ereignis der Ordinationsversammlung: die "Drei Lehrer" geben die Mönchsregeln an die Novizen weiter, dies wird "Die korrekte Übermittlung der Mönchsregeln" (正授比丘戒) genannt. Eine neue Mönchsgeneration entsteht, die nach der Lehre des Buddha lebt, sie in die Zukunft trägt, ihr Fortbestehen sichert. Am Abend schließt sich die gemeinsame Verehrung der Buddhas und das Bereuen schlechter Tatengänge (Denken, Sprechen, Handeln) an.


Respektvolle Begrüßung der "10 Lehrer"


Die 10 Lehrer vor dem Altar


Die Ordinanden bitten die "Drei Lehrer" um den Erhalt der Mönchsregeln

Die "10 Lehrer" erweisen im Altarbereich dem Buddha ihre Verehrung


Die knienden Ordinanden lesen laut den für den Erhalt des Mönchsgewandes erforderlichen Text
Die Befragung nach "verdeckten Schwierigkeiten", d.h. nach noch nicht bekannten schlechten Taten




















Die "Drei Meister" übergeben die Mönchsregeln

Die Novizen erhalten die Mönchsregeln






7. und 9. Mai / 15. und 16. Tag


Die rechte Übermittlung der Mönchsregeln wird fortgesetzt,- mehrere Tage wird es in Anspruch nehmen, bis alle Ordinanden die Mönchsregeln erhalten haben. An den frühen Abenden versammeln sich alle zu weiteren Unterweisungen in die Mönchsregeln.

Die Tage klingen jeweils mit der gemeinsamen Ehrung aller Buddhas und Bodhisattvas und Niederwerfungen sowie stillschweigendem Bekennen und Bereuen früherer schlechter Taten, Reden und Gedanken aus. Dies trägt die Bezeichnung „Ehrerweisung und Niederwerfung“ (礼拜) sowie „Bekennen und Bereuen“ (忏悔), in Kurzform „Ehrung und Reue“ (礼忏). Die Ehrung des Buddhas, die Verbeugungen, das Rezitieren von Sutren etc. dienen hierbei auch als Mittel zur Läuterung, zur Buße.


  



Antritt zum offiziellen Erhalt der Mönchsgewandung (受衣)
Offizielle Bitte um das Mönchsgewand

  






Befragung nach "verdeckten Schwierigkeiten" (问遮难)


 
Verehrung der Vorfahren/ Patriarchen  (礼拜祖师)

  




























9. Mai / 17. Tag

Zu den heutigen Ereignissen zählen am Vormittag das Vortragen von Lobpreisungen und Hymnen (结赞) sowie die Übertragung der daraus entstandenen Verdienste zum Wohl aller Lebewesen (回向). Die chinesische Bezeichnung für die Verdienstübertragung, „回向“ bedeutet Umkehr, Rückkehr in eine bestimmte Richtung; die Bezeichnung in Sanskrit lautet „parinama“. Die karmischen Verdienste, die man durch das Kultivieren seiner „guten Wurzeln“ (善根), d.h. der eigenen guten Anlagen, erworben hat, kann man auf alle Lebewesen zu deren Wohl übertragen. Hier sind diese Verdienste durch die Rezitation bzw. den Gesang der Lobpreisungen und Hymnen erworben. Die Übertragung der Verdienste auf andere Lebewesen entspricht dem Bodhisattva-Ideal im Mahayana-Buddhismus, allen Lebewesen zur Buddhaschaft zu verhelfen.  Oft werden diese Verdienste auch auf die Verstorbenen, um die man trauert, übertragen, sodass sie deren Karma zugute kommen, meist in Hinblick auf eine günstige Wiedergeburt. Die Übertragung auf Verstorbene erfreut sich im Zusammenhang mit der in China weit verbreiteten Ahnenverehrung großer Beliebtheit.
 Am Abend folgt das "Große Gelöbnis" (发愿), d.h. das Gelöbnis, gemeinsam mit allen fühlenden Lebewesen die Buddhaschaft zu erlangen, und eine Inspektionsrunde (巡寮).

Die spezielle Art, das für die Niederwerfungen benötigte Tuch in den Händen zu halten
Die "Drei Lehrer"
Niederwerfung auf den ausgebreiteten Tüchern









Unterweisung in die Mönchsregeln




10. Mai / 18. Tag


Am Morgen um acht Uhr erhalten alle Ordinanden in der großen „Halle der Fünf Betrachtungen“ (Speisehalle) des Shaolin-Klosters erneut Unterricht im „Vierteiligen Vinaya“ (四分律). „Vierteiliger Vinaya“ ist die Bezeichnung für das vierteilige Regelwerk, das die in den han-chinesischen Klöstern geltenden Mönchregeln nach der Dharmaguptaka-Tradition enthält. 

   

   







Um 14:00 Uhr besucht der Generalsekretär der Buddhistischen Vereinigung Chinas, Wang Jian (中国佛教协会秘书长王健), die Ordinanden und wird vom Abt des Shaolin-Klosters, Shi Yongxin,  freundlich empfangen.




11. Mai / 19. Tag


Der Unterricht im „Vierteiligen Vinaya“ wird fortgesetzt, sowohl am Morgen wie auch am Nachmittag. Am Vormittag um 10:30 Uhr gibt es, als willkommene Abwechslung, eine von Laien gespendete Mahlzeit. Wang Ding (王鼎), Wang Zexian (王则先) und drei weiteren Laien aus Wuhan (武汉市),der Hauptstadt der Provinz Hubei (湖北省), wurde die Ehre zuteil, in der Halle ein Essen für die Mönche auszurichten. Weil sie damit zur Nährung der „Drei Schätze“,- Buddha, Dharma, Sangha -, beitragen, werden die Spender auch als „Dharma-Beschützer“ (护法居士) bezeichnet.
Den Erläuterungen der Mönchsregeln schließen sich am Abend wieder die Verehrung der Buddhas und die Bereuung schlechter Taten an.



12. Mai / 20. Tag


Am Morgen folgen die neuen Mönche dem Beispiel des Buddha und gehen Almosen sammeln (托钵乞食). Im und vor dem Klostergelände haben sich mehr als 2000 buddhistische Laien aufgereiht, um ihnen ihre Gaben in die Almosenschalen zu legen. Die Spenden sind dermaßen reichlich, dass die Mönche sie in ihre Taschen umfüllen müssen, um allen Spendern gerecht zu werden und ihnen die Möglichkeit zu geben, karmische Verdienste zu erwerben.
Der Nachmittag ist wieder dem Unterricht im „Vierteiligen Vinaya“ gewidmet, der Abend wieder der Buddha-Ehrung und dem Bereuen.





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13. Mai / 21. Tag


Der gesamte Tag ist dem letzten Unterricht im „Vierteiligen Vinaya“ vorbehalten. Damit ist der zweite Abschnitt der Ordinationsversammlung, der zum Erhalt der Mönchsregeln führt, abgeschlossen. Der  Abend klingt mit der Ehrung der Buddhas und dem Bereuen aus. Am folgenden Tag beginnt der letzte Teil der Ordinationsversammlung, der die Übergabe der Bodhisattva-Regeln zum Ziel hat.




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Fotografien: © copyright Songshan Shaolin Tempel, Henan, China -- Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yankai.



Die Inhalte dieses Artikels folgen größtenteils den Erläuterungen der Homepage des Shaolin-Klosters, sie wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Ein besonderer Dank gebührt Shi Yong Chuan, dem Abt des Shaolin-Tempels Deutschland, für seine unermüdliche Hilfe.


19.04.2013 - yss
Letzte Änderung: 12.05.2013
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