Das Essen im Shaolin-Kloster (3)
Die heute im Shaolin-Kloster gepflegte Essenstradition blickt auf eine Geschichte zurück, die die des Klosters selbst zeitlich bei weitem übersteigt. Sie ist den aktuellen Erfordernissen und gleichzeitig den buddhistischen Regeln und Traditionen verpflichtet. Um diesen Teil der Shaolin-Kultur als ebensolchen zu erkennen und in seinen Eigenheiten zu verstehen, ist es erforderlich, sich auch mit seinen „Wurzeln“ zu beschäftigen. Aufgrund des dadurch bedingten Umfangs des Themas ist der Artikel in fünf Teile gegliedert:
1. Das Essen im Buddhismus --> link
2. Die klösterliche Essenstradition im han-chinesischen Buddhismus --> link
3. Geschichte - Geschichten - Legenden zur Essenstradition im Shaolin-Tempel
4. Die Küche des Shaolin-Tempels - Shi Xingci - Ernährung der Shaolin-Mönche - Shaolin-Rezepte --> link
5. Guotang - Die gemeinsamen Mahlzeiten der Shaolin-Mönche --> link
3. Geschichte – Geschichten - Legenden zur Essenstradition im Shaolin-Tempel
„Vegetarisches Bankett für den Kaiser“
Zhen Binghao beschreibt darin ausführlich, wie die Mönche ihm begeistert erzählten, welche Kaiser im Laufe der Geschichte den Shaolin-Tempel besuchten, was und wie sie dabei speisten. So zählte Shi Dechan dem Freund des Hauses mehr als 20 Kaiser auf, die den Tempel besuchten: von Kaiser Xiaowen Yuanhong der Nördlichen Wei-Dynastie (北魏孝文帝元宏 běiwèi xiàowén dì yuánhóng) über den Tang-Kaiser Taizong Li Shimin (唐太宗李世民 táng tàizōng li shìmín) und der Kaiserin Wu Zetian (唐天后武则天 táng tiānhòu wǔ zétiān), die Anfang und Ende des ersten Abschnitts der Tang-Dynastie markieren, bis hin zu dem Kaiser der Yuan-Dynastie, Kublai Khan, der in China den Namen „Yuan Shizu Hubilie“ (元世祖忽必烈 yuán shìzǔ hūbìliè) trägt, und in der Qing-Dynastie Gaozong Aixinjueluo Hongli (清高宗爱新觉罗 • 弘历 qīng gāozōng aixīnjuéluō • hónglì), im Westen eher als der Manchu-Kaiser Qiánlóng (乾隆) bekannt. Diese Besuche sind historisch nachgewiesen, z.B. durch entsprechende Vermerke in den Annalen des Tempels, der Chronik der Stadt Dengfeng u.a.
Nach den weiteren Angaben des Großmeisters wohnten die Kaiser bei ihren Besuchen in der Abthalle, die deswegen auch „Drachenhof“ (龙庭 lóngtíng) genannt wird, und mußten sich wie jeder Gast des Tempels – unabhängig von Rang und Namen – an die Regel, vegetarisch zu speisen, halten.
Im weiteren Verlauf konzentriert sich das Gespräch auf drei der üppigsten Banketts in der Geschichte des Tempels. Der Auftakt wird mit Li Shimin, dem Tang Kaiser Taizong, gegeben. Der für die Geschichte des Shaolin-Tempels überaus bedeutsame Kaiser besuchte im Jahr 629 den Shaolin-Tempel, zu Ehren der 13 Shaolin-Mönche, die ihm in den Kämpfen vor seiner Machtübernahme behilflich waren. Insbesondere wollte er den Mönch Tanzong (昙宗) wiedertreffen. Der Tempel veranstaltete deshalb ein Bankett, das gemäß chinesischer Gepflogenheiten einen Namen erhielt, und da es für einen Kaiser ausgerichtet wurde, musste ein Drache in dem Namen vorkommen, es wurde „Bankett des eingerollten Drachen“ (蟠龙宴 pán lóng yàn) genannt. Ob jeder seiner 60 Gänge einen eigenen Namen hatte, wird nicht berichtet, jedoch der Hauptgang wurde„Der alte Drache rollt sich im Nest ein“ (老龙蟠窝 lǎo lóng pán wō) genannt. Nun ist das Vorhaben, einem Kaiser eine Gaumenfreude zu bereiten, sicherlich kein leichtes. Ob das von Zhen Binghao wiedergegebene Geschehen am Tisch historisch belegt, eine Legende oder reine Erfindung ist, sei dahingestellt,- doch scheint sich die Begeisterung des Kaisers über den Gang „Shaolin-Acht-Schätze-Kuchen“ (少林八宝酥 shàolín bā bǎo sū) nicht nur auf seine Equipage, sondern auch auf die Shaolin-Mönche und ihren Schriftsteller-Besucher im 20. Jahrhundert übertragen zu haben. Zhen Binghao schildert diese Szene so lebhaft, dass man sich noch heute über den kaiserlichen Genuß ganz erleichtert fühlt und sich sehr gut vorstellen kann, wie der kampferprobte Kaiser, hocherfreut über den unerwartet leckeren Kuchen, an der Tafel aus dem Stegreif dichtet:
Der „Acht-Schätze-Kuchen“ des Shaolin-Tempels unterscheidet sich von den in China weithin bekannten „Acht-Schätze-Klößen“ (八宝粽bā bǎo zòng) oder der „Acht-Schätze-Speise“ (八宝饭), die aus Klebreis, acht Früchten und Rote-Bohnenpaste (红豆沙 hóngdòu shā) hergestellt werden. Seine Grundlage ist nicht Reis, sondern eine Art Mürbeteig aus Honig, Zucker und Mehl, dem die „acht Schätze“ beigemengt werden. Die acht Schätze sind:
„Noch immer leuchtet das Lagerfeuer von Luoyang in meiner Erinnerung. Heute wiederum erlebe ich den „Shaolin 8-Schätze-Kuchen“, er ist wirklich von ganz seltenem, außergewöhnlichem Geschmack“.
"洛城烽火忆犹存,少林八酥今又闻,真‘稀世奇味’也!" (1)
Der „Acht-Schätze-Kuchen“ des Shaolin-Tempels unterscheidet sich von den in China weithin bekannten „Acht-Schätze-Klößen“ (八宝粽bā bǎo zòng) oder der „Acht-Schätze-Speise“ (八宝饭), die aus Klebreis, acht Früchten und Rote-Bohnenpaste (红豆沙 hóngdòu shā) hergestellt werden. Seine Grundlage ist nicht Reis, sondern eine Art Mürbeteig aus Honig, Zucker und Mehl, dem die „acht Schätze“ beigemengt werden. Die acht Schätze sind:
- Glänzender Lackporling (chin.: 灵芝 língzhī --- lat.:Ganoderma lucidum)
- Affenkopf-Pilz (chin.: 猴头菇 hóu tóu gu --- lat.: Hericium erinaceus)
- Silberohr-Pilz (chin.: 银耳 yín'ěr --- lat.: Tremella fuciformis)
- Ginkgo-Nüsse (chin.: 白果 báiguǒ --- lat.: Ginkgo biloba)
- Chinesische Morchel/Judasohr-Pilz (chin.: 木耳 mù'ěr --- lat.: Auricularia auricula-judae)
- Song-Pilz (chin.: 嵩菇 sōng gu --- lat.: ?)
- Shiitake-Pilz (chin.: 香菇 xiānggū --- lat.: Lentinula edodes)
- Kokos-Pilz / Kiefernschwamm (chin.: 茯苓 fúlíng --- lat.: Wolfiporia extensa (Peck) ginns, früher: Poria cocos)
Eine Reminiszenz an diese Delikatesse ist das „Vegetarische Gebäck des Shaolin-Tempels“ (少林寺素饼 shàolínsì sù bǐng), das heute im Auftrag des Tempels hergestellt und verkauft wird. Er entspricht einem mürben Kleingebäck, wird in mehreren Geschmacksrichtungen (Erdnuss,Walnuss, Mandel, Sesam u.a.) produziert und ist nicht nur im Tempel und im Kreis Dengfeng in nahezu jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich, sondern auch über unzählige Internet-Anbieter. Lecker? Ja! Doch die obengenannten „Schätze“ sollte man in ihm nicht erwarten.
Von nicht weniger köstlichen Gerichten erfährt Zhen Binghao, als die alten Mönche fortfahren, ihm zu erzählen, was sie von den Meistern der vorhergehenden Generation an Überlieferungen und Legenden zu den kaiserlichen Besuchen erfahren hatten.
Mehr als 40 Jahre nach dem Besuch des Tang-Kaisers Taizong besuchten der Kaiser Gaozong und seine Gemahlin Wu Zetian den Shaolin-Tempel, um für die leibliche Mutter der Kaiserin eine Pagode zu erbauen. Der nun über siebzig Jahre alte Mönch Tanzong ließ für sie ein noch größeres Bankett ausrichten, das „Drachen-und-Phönix-Bankett“ (龙凤宴 lóngfèng yàn) genannt wurde und mehr als 120 Gänge umfasste. Das Hauptgericht trug den Namen „Drachenflug und Phönixtanz“ (龙飞凤舞 lóngfēifèngwǔ). Die Kaiserin favorisierte die „Wurzellose Suppe der zehntausend Blumen des Songshan“ (嵩山无根万花汤sōngshān wú gēn wàn huā tāng) dermaßen, dass der Kaiser die Anweisung traf, ihr Hofkoch habe die Zubereitung dieser Suppe zu erlernen. Zu den wesentlichen Bestandteilen der Suppe zählt Honig,- als „Essenz der zehntausend Blumen“ Namensgeber der Suppe,- dazu Chrysanthemen, Geißblatt, Mandarinenschalen u.a. Wie den „Shaolin-Acht-Schätze-Kuchen“ wird auch der „Zehntausend-Blumen-Suppe“ eine besonders gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Sie soll den Geist erfrischen, Sehkraft stärken, den Appetit fördern, Müdigkeit vertreiben, die Milz stärken und die Lunge befeuchten.
Das dritte Bankett, von dem die Shaolin-Mönche Zhen Binghao berichten, fand im 13. Jahrhundert statt. Der Gründer der Yuan-Dynastie, der Mongole Kublai Khan, war mit dem Abt des Shaolin-Tempels und buddhistischen Landesmeister (国师 guóshī), Xueting Fuyu (雪庭福裕大和尚 xuětíng fúyù dà héshàng) befreundet. Er stattete dem von ihm hoch verehrten Mönch in Begleitung von Vizekanzler, Staatssekretär und Generälen einen Besuch ab, nicht zuletzt, um sich von ihm unterrichten zu lassen. Dem Kaiser zu Ehren wurde das Bankett „Fliegender Drache“ (飞龙宴 fēi lóng yàn) ausgerichtet, dessen Hauptgang „Der Karpfen springt durch das Drachentor“ (鲤鱼跳龙门 lǐ yú tiào lóngmén) hieß. Von den 90 Gängen des Banketts schätzte Kaiser Kublai Khan am meisten das Gericht „Die acht Landschaften des Zentralgebirges“ (中岳八景 zhōngyuè bājǐng),- „Zhongyue“ ist ein alter Name für die Song-Berge (嵩山 sōngshān / 嵩岳 sōngyuè). Acht der Region des Songshan zugerechnete Landschaften bzw. Szenerien, von denen jede eine ganz eigene Besonderheit aufweist, werden dafür auf einem Teller nachgebildet:
- „Das Song-Tor erwartet den Mond“ (嵩门待月)
- „Der Shaoshi-Berg im Schnee bei klarem Wetter“ (少室晴雪) (= der „Hausberg“ des Shaolin-Tempels)
- „Angeln am Jade-Bach“ (玉溪垂钓)
- „Frühjahrs-Feldarbeit im Ying-Wasser“ (颍水春耕)
- „ Früher Aufbruch im Huanyuan“ (轘辕早行) (Berg/Paß, 3 km nordwestlich des Shaolin-Tempels)
- „Gemeinsames Trinken am Shicongtou (石淙会饮) („Gurgelnde Steine“, nördlich von Luoyang, südöstlich von Yangcheng)“
- „Sommerfrische im Jiyin“ (箕阴避暑)
- „Wasserfall der Lu-Steilwand“ (卢崖飞瀑).
Die acht oben genannten Landschaften des Zhongyue zählen heute zum Songshan Geopark, dessen homepage leider bisher nur in chinesischer Sprache erscheint (trotzdem hier der link: Songshan Geopark - 8 Landschaften ).
In Zhen Binghaos Buch heißt es - nach den vielen Erläuterungen der Mönche - zuletzt für den Autor selbst: „Einmal sehen (und schmecken), ist besser als hundert Mal fragen“ (百闻不如一见 bǎi wén bùrú yī jiàn). Meister Suyun setzt ihn an einen mit bekannten Gerichten gedeckten Tisch, es gibt das „Große Jiangsu-Fleisch“ (大苏肉), „Rotes geschmortes Schweinefleisch“ (红 烧肉), „Geschnetzeltes“ (爆肉丝), „Gebratener Dickdarm“ (烧大肠) und „Schweinefleisch süß-sauer“ (糖醋里脊). Der Autor fängt an, sich zu fragen, ob die Mönche möglicherweise das Fleischverbot gebrochen haben. Seine Beschreibung dieser persönlichen „Konfrontation“ mit den Kochkünsten des Shaolin-Tempels soll hier die kleine kulinarische Reise in die Geschichte des Shaolin-Tempels beschließen:
„ Während meine Verwirrung noch andauerte, gab der Großmeister mir ein Paar Essstäbchen in die Hand, und der Mönch Suyun sagte bescheiden: "Ist nicht so gut geworden, aber bitte kosten Sie, kosten Sie!" Da saß ich nun, mit Zweifel im Herzen, und klemmte zuerst vorsichtig ein Stück „Rotes geschmortes Schweinefleisch“ zwischen die Stäbchen.
Ich sah es feuerrot und zartweiß flackern. In der Mundhöhle empfand ich ein duftendes Aroma, eine außergewöhnliche Köstlichkeit. Von feinem Geschmack, war es tatsächlich aus in reinem Pflanzenöl frittiertem Gluten hergestellt. Es war zwar nicht Fleisch, doch es hatte einzigartige, wunderbare Eigenschaften, die den Duft von Fleisch weit übertrafen. “
„正在迷惑不解, 大师已把筷子递到手内,素云和尚谦逊地说:“做 得不好,请品尝品尝。”坐定之后,带着惑疑之心,提箸先夹起一块“红烧肉”来。
只见它扑闪闪鲜红嫩白。放入口内顿觉浓香馥郁、鲜美异常。细细地品味,的确 是纯净的面筋用清油炸制而成。虽不是肉,却有胜过肉香的独到妙处。”(2)
Das Buch von Zhen Binghao (甄秉浩著 „少林寺内传“, 1986, © copyright 1999-2011 超星网 ) wurde als ebook im chinesischen Internet veröffentlicht: ebook: 超星网 chaoxing wang; Ihm entstammen die Zitate (1) und (2).
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„Fleisch, Wein und Kampfmönche“
Im Kontrast zu der von Zhen Binghao beschriebenen Essenstradition des Shaolin-Klosters, steht ein Bild, das Meir Shahar in seinem Buch „The Shaolin Temple – History, Religion and the Chinese Martial Arts“, aufzeigt: das des Fleisch verzehrenden Shaolinmönchs. Professor Shahar untersucht in dem 2008 erschienenen Buch die Geschichte der Kampfkunst des Shaolin-Tempels, insbesondere in ihrer Beziehung zum Buddhismus und zur Politik. Das zweite Kapitel des Buches, „Serving the Emperor“ (= „Dem Kaiser zu Diensten“), beinhaltet zwei Passagen, in denen die Verbindung von Kampfkunst und dem Verzehr von Fleisch thematisiert wird: zum einen eine tangzeitliche Legende über den Mönch Sengchou (僧稠, 480–560), der nach dem Tod des Gründers Batuo zweiter Abt des Shaolin-Tempels wurde, zum anderen das Unterkapitel „Meat, Wine and Fighting Monks“ („Fleisch,Wein und Kampfmönche“), in dem Meir Shahar versucht, stichhaltige Belege und Gründe für den Fleischkonsum der Kampfmönche im Allgemeinen und der Shaolin-Kampfmönche im Besonderen darzulegen.
Die Legende wurde erstmals von Zhang Zhuo (張鷟, ca.660 - ca.740), einem nicht-buddhistischen Literaten der Tang-Dynastie, niedergeschrieben und in sein vor 733 entstandenes Werk “Vollständige Aufzeichnungen vom kaiserlichen Hof und aus dem Land“ (朝野佥载 / 朝野僉載 cháoyě qiān zài) aufgenommen, einer Sammlung von Anekdoten, Hexengeschichten und lokalen Legenden. Sie ist ebenfalls in der 977/978 von Li Fang und anderen Mitgliedern der Kaiserlichen Akademie zusammengetragenen Anthologie „Umfangreiche Berichte aus der Taiping-Ära“ (太平广记 / 太平廣記tàipíng guǎng jì) erhalten geblieben. In ihrem Mittelpunkt steht körperlich schwächliche Novize Chou … :
„Chan-Meister Chou der Nördlichen Qi (1), stammte aus der Stadt Ye und ließ sich schon in jungen Jahren die Haare abrasieren, um Novize zu werden. Seine Altersgenossen waren sehr zahlreich. In den Ruhepausen übten sie zum Spiel Ringkampf und sprangen herum. Da er von schwächlicher Konstitution war, wurde er von ihnen schikaniert; einer nach dem anderen demütigte und schlug ihn. Chan-Meister Chou schämte sich sehr darüber. Er trat in die Tempelhalle, schloß die Tür, umfaßte die goldene Statue des Vajrapani und legte einen persönlichen Schwur ab,- er sprach: ‚Da ich schwach bin, werde ich von den Gleichrangigen geringgeschätzt und beleidigt. Es ist äußerst beschämend, besser ich sterbe. Du bist wegen deiner Kraft berühmt, so hilf mir. Ich bleibe hier zu deinen Füßen sieben Tage lang. Wenn du mir keine Kraft gibst, werde ich eher hier sterben, als meinen Eid zurückzunehmen …’
Vajrapani offenbarte sich ihm, in der Hand ein große Schüssel haltend, randvoll mit Muskelfleisch. Er sprach zu Chou: "Kleiner! Willst du Kraft bekommen?“ Chou: „Ich will!“. „Kannst du Muskelfleisch essen?“ (Chou) sagte: „Kann ich nicht“, … Da drohte ihm Vajrapani mit seinem Diamantzepter und Chou erfaßte die Panik, unverzüglich aß er das Fleisch.
Das Essen war beendet. Alle seine Gefährten waren wieder am spielen, da sagte der Chanmeister: `Ich habe Kraft, ich befürchte sie ist mit der euren nicht zu vergleichen´. Zur Probe spannte er vor seinen Gefährten den Arm an. Seine Knochen und Muskeln waren voller Stärke, geradezu unmenschlich. Alle staunten … Nun trat er in die Halle ein und lief horizontal an der Mauer entlang, von Westen nach Osten, zusammen mehrere hundert Schritte. Dann sprang er in die Höhe, mit dem Kopf bis an die Querbalken, vier Mal. Daraufhin zog er ein Gewicht von fünfzehntausend Kilo. Seine Faust war flink, mutig, kämpferisch und stark. Jene, die ihn erst gedemütigt hatten, warfen sich schwitzend vor ihm zu Boden und wagten nicht mehr aufzublicken.“
“北齐稠禅师,邺人也,幼落发为沙弥,时辈甚众。每休暇,常角力,腾越为戏,而禅师以弱见 凌,给侮殴者相继。稠禅师羞之,乃入殿中,闭户抱金干个人誓曰:‘我以赢弱为等类轻侮,为辱以甚,不如死也,汝以力闻,当佑我,我捧汝足七日,不与我力, 必死于此;无志还……。’金刚形见,手持大钵,满中盛筋,谓稠曰‘小次欲力乎?’,曰‘欲’,‘能食筋乎’?曰:‘不能’,……,乃怖以金刚杵,稠惧遂 食。食毕,诸同列又戏欧,禅师曰:‘吾有力,恐不堪于汝’,同列试引其臂,筋骨强劲,殆非人也,方惊异……。因入殿中,横塌壁行,自西至东,凡数百步,又 跃首至于梁数四,乃引重千钧。其拳捷骁武劲。先轻侮者,俯伏流汗,莫敢仰视。”
(„Taiping guangji“-Version, aus: Sengchou - Legende (Huishan si))
Zu dieser Legende ist zu bemerken, dass in der ersten Lebenshälfte Sengchous eine vegetarische Kost in den buddhistischen Klöstern Chinas noch nicht die Regel war (siehe: "Das Essen im Shaolin-Kloster (2)"). Von vielen Mönchen, auch solchen ohne Kampfkunst-Hintergrund, wurde Fleisch verzehrt, und selbst der Konsum von Wein war in den ersten Jahrhunderten des chinesischen Buddhismus in einigen Klöstern (z.B. in Dunhuang) gang und gäbe. Die Abstinenz von Fleisch und Wein wurde im han-chinesischen Buddhismus nicht ohne Druck von Seiten der Politik und der Laienschaft eingeführt. Zur Zeit der Aufzeichnung der Legende durch Zhang Zhuo hatte sie jedoch schon eine größere moralische Bedeutung als 200 Jahre zuvor, in der Novizenzeit Sengchous.
Der furchterregende Vajrapani (金刚神 jingang shen) ist ein kriegerischer Halbgott der hinduistischen und buddhistischen Mythologie. Der Beschützer des Buddhismus erfährt im Lauf der Geschichte des Shaolin-Klosters eine Umwandlung zum „König Kimnara“ bzw. Jinnaluowang (紧那罗王). Jinnaluowang wird heute von den Shaolin-Mönchen als Schutzheiliger ihres Klosters und zudem – konträr zu der Rolle Vajrapanis in Zhang Zhuos Geschichte – als Überwacher der Einhaltung der vegetarischen Kost, resp. des Fastens, verehrt. Auch in den Haushalten der buddhistischen Laien Chinas wird ihm Verehrung zuteil: er gilt dort, vergleichbar mit dem daoistischen Küchengott, als Beschützer der Küche und in erweitertem Sinn des materiellen Wohlstands,- ein recht zeitgemäßer Schutzheiliger …
In der Legende wird der Verzehr von Fleisch als eine materielle Voraussetzung für den Erhalt resp. die Stärkung der Kampfkraft propagiert. Seine übernatürliche Kräfte und Fähigkeiten erlangt der Protagonist nicht durch tägliches, hartes Training zusammen mit dem erhöhten Konzentrationsvermögen und der „Einspitzigkeit des Geistes“ aus den buddhistischen Übungen, sondern durch die Einnahme des „Zaubermittels“ Fleisch. Bis heute ist die Ansicht weit verbreitet, man könne durch eine Ernährung, die viel Fleisch bzw. tierisches Eiweiß enthält, ein außergewöhnlich hohes Maß an körperlicher Kraft entwickeln. Meir Shahar bezeichnet sie als einen Grund dafür, warum man sich chinesische Kampfmönche als Fleisch essend vorstellte.
Im Zuge seiner Suche nach weiteren Gründen für den Fleischverzehr der Kampfmönche hebt er hervor, dass jene, die schon ein monastisches Verbot (in diesem Fall das Verbot der Gewaltanwendung) gebrochen haben, eher bereit sind, auch weitere Verbote, wie die jene des Fleischverzehrs, des Genusses alkoholischer Getränke, der sexuellen Betätigung u.a., zu mißachten. In seiner Konsequenz würde dies bedeuten, dass z.B auch jeder buddhistische Mönch, der Garten- oder Ackerbau betreibt, solch eine Tendenz zu weiteren Regelbrüchen aufweisen würde …
Der furchterregende Vajrapani (金刚神 jingang shen) ist ein kriegerischer Halbgott der hinduistischen und buddhistischen Mythologie. Der Beschützer des Buddhismus erfährt im Lauf der Geschichte des Shaolin-Klosters eine Umwandlung zum „König Kimnara“ bzw. Jinnaluowang (紧那罗王). Jinnaluowang wird heute von den Shaolin-Mönchen als Schutzheiliger ihres Klosters und zudem – konträr zu der Rolle Vajrapanis in Zhang Zhuos Geschichte – als Überwacher der Einhaltung der vegetarischen Kost, resp. des Fastens, verehrt. Auch in den Haushalten der buddhistischen Laien Chinas wird ihm Verehrung zuteil: er gilt dort, vergleichbar mit dem daoistischen Küchengott, als Beschützer der Küche und in erweitertem Sinn des materiellen Wohlstands,- ein recht zeitgemäßer Schutzheiliger …
In der Legende wird der Verzehr von Fleisch als eine materielle Voraussetzung für den Erhalt resp. die Stärkung der Kampfkraft propagiert. Seine übernatürliche Kräfte und Fähigkeiten erlangt der Protagonist nicht durch tägliches, hartes Training zusammen mit dem erhöhten Konzentrationsvermögen und der „Einspitzigkeit des Geistes“ aus den buddhistischen Übungen, sondern durch die Einnahme des „Zaubermittels“ Fleisch. Bis heute ist die Ansicht weit verbreitet, man könne durch eine Ernährung, die viel Fleisch bzw. tierisches Eiweiß enthält, ein außergewöhnlich hohes Maß an körperlicher Kraft entwickeln. Meir Shahar bezeichnet sie als einen Grund dafür, warum man sich chinesische Kampfmönche als Fleisch essend vorstellte.
Im Zuge seiner Suche nach weiteren Gründen für den Fleischverzehr der Kampfmönche hebt er hervor, dass jene, die schon ein monastisches Verbot (in diesem Fall das Verbot der Gewaltanwendung) gebrochen haben, eher bereit sind, auch weitere Verbote, wie die jene des Fleischverzehrs, des Genusses alkoholischer Getränke, der sexuellen Betätigung u.a., zu mißachten. In seiner Konsequenz würde dies bedeuten, dass z.B auch jeder buddhistische Mönch, der Garten- oder Ackerbau betreibt, solch eine Tendenz zu weiteren Regelbrüchen aufweisen würde …
Fortsetzung folgt
Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich
1.1.2012 - Text und Übersetzung der Zitate © copyright: yss
Letzte Änderung 7.02.2012
Urheberrechtlich geschützt
1 Kommentar:
Mich würde interessieren, wer auf dem blassen Bild abgebildet ist und woher das Bild stammt. (http://is.gd/SwbG28)
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