Die Mahavira-Halle
(大雄宝殿 / 大雄寶殿 dà xióng bǎo diàn)
(大雄宝殿 / 大雄寶殿 dà xióng bǎo diàn)
Hat man die Tore der Halle der Himmelskönige durchschritten, beginnt die Reihe der Haupthöfe und -Gebäude, die auf der Zentralachse im inneren Bereich des Shaolin-Tempels liegen. Man durchquert einen weitläufigen Hof mit großen, schlanken Bäumen, zwischen denen meterhohe Stelen aufgestellt sind, und gelangt über eine Treppe zur Mahavira-Halle. Sie ist die Haupthalle des Tempels, in der die täglichen Zeremonien stattfinden und die großen buddhistischen Feste zelebriert werden.
Die chinesischen Bezeichnung der Halle - 大雄宝殿 dà xióng bǎo diàn - lautet in deutscher Übersetzung „Kostbare Halle des großen Helden“ oder „Schatzhalle des großen Helden“. Sie bezieht sich auf den Ehrennamen des Shakyamuni-Buddha in Sanskrit: „Großer Held“ (महावीर mahāvīra), auf der auch die Bezeichnung beruht, die in der deutschen Sprache am gebräuchlichsten ist: Mahavira-Halle. Ein weiterer, jedoch eher selten verwendeter Name ist „Halle der Buddhas der drei Zeitalter“. Die Mönche des Shaolin-Tempels nennen die Halle meist vereinfacht „Große Halle“ (大殿 dà diàn), „Schatzhalle“ (宝殿 bǎo diàn) oder „Buddha-Halle“ (佛殿 fó diàn).
Aufgang zur Mahavira-Halle |
Die chinesischen Bezeichnung der Halle - 大雄宝殿 dà xióng bǎo diàn - lautet in deutscher Übersetzung „Kostbare Halle des großen Helden“ oder „Schatzhalle des großen Helden“. Sie bezieht sich auf den Ehrennamen des Shakyamuni-Buddha in Sanskrit: „Großer Held“ (महावीर mahāvīra), auf der auch die Bezeichnung beruht, die in der deutschen Sprache am gebräuchlichsten ist: Mahavira-Halle. Ein weiterer, jedoch eher selten verwendeter Name ist „Halle der Buddhas der drei Zeitalter“. Die Mönche des Shaolin-Tempels nennen die Halle meist vereinfacht „Große Halle“ (大殿 dà diàn), „Schatzhalle“ (宝殿 bǎo diàn) oder „Buddha-Halle“ (佛殿 fó diàn).
Schon in den ersten chinesischen Kopien buddhistischer Klosteranlagen Indiens findet sich die Buddha-Halle unter den drei Hallen, aus denen sich seinerzeit ein Kloster konstituierte, und zu denen auch die Halle der Himmelskönige und die Dharma-Halle zählten. Die Buddha-Halle war die wichtigste von ihnen, denn sie symbolisierte die räumliche Präsenz des Buddha, die zuvor durch nur durch die Stupa (mit den in ihr vorhandenen Reliquien) gegeben war. Ab der Tang-Zeit setzte eine Verlagerung des Kults von der Buddha-Halle auf die Person des Abtes ein, der zunehmend als lebendige Manifestation des Buddha angesehen wurde. Gemäß der Chan-Mythologie lehnte Baizhang Huaihai, der das erste eigenständige Chan-Kloster gebaut und die ersten Regeln für Chan-Klöster aufgezeichnet haben soll, den Bau einer Buddha-Halle in seinem Kloster ab und ließ stattdessen eine Meditationshalle errichten. Auch der Chan-Meister Deshan Xuanjian wird als erklärter Gegner der Buddha-Halle angesehen. Nichtsdestotrotz war und ist bis heute die Buddha-Halle wichtiger Bestandteil der meisten Klosteranlagen des han-chinesischen Buddhismus, auch jener der Chan-Schule.
Als die ältesten erhaltenen Teile der Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels werden Partien der Steinwand und eine eingelassene Stein-Inschrift angesehen, die darauf hinweisen, dass die Halle im Jahr 1169 erbaut wurde. In den Dynastien der Yuan, Ming und Qing wurde sie mehrmals renoviert. Nach der Feuerbrunst von 1928, der ein Großteil der Tempelanlage zum Opfer fiel, waren von dem Gebäude nur noch die Plattform, die steinernen Säulen und drei Wände erhalten. Angaben des Shaolin-Tempels zufolge überstanden auch die großen Holztore an der Vorderseite der Halle, sowie das Holztor an der Rückwand den Brand. Nach anfänglichen Baumaßnahmen im Jahr 1984 war die Halle erst 1986 entsprechend dem alten Vorbild wieder vollständig aufgebaut.
Die Mahavira-Halle vor 1928: Wandgemälde (links), Altar mit Statuen (rechts)* |
Als die ältesten erhaltenen Teile der Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels werden Partien der Steinwand und eine eingelassene Stein-Inschrift angesehen, die darauf hinweisen, dass die Halle im Jahr 1169 erbaut wurde. In den Dynastien der Yuan, Ming und Qing wurde sie mehrmals renoviert. Nach der Feuerbrunst von 1928, der ein Großteil der Tempelanlage zum Opfer fiel, waren von dem Gebäude nur noch die Plattform, die steinernen Säulen und drei Wände erhalten. Angaben des Shaolin-Tempels zufolge überstanden auch die großen Holztore an der Vorderseite der Halle, sowie das Holztor an der Rückwand den Brand. Nach anfänglichen Baumaßnahmen im Jahr 1984 war die Halle erst 1986 entsprechend dem alten Vorbild wieder vollständig aufgebaut.
Die Mahavira-Halle ist ein Gebäude von fünf Säulen Breite und vier Säulen Tiefe. Sie hat ein doppelt gestuftes Dach mit geschwungenen Traufen. Das Dach ist mit grün-glasierten Ziegeln gedeckt und mit zahlreichen Dachreitern versehen. Über dem Eingang ist eine horizontale Namenstafel mit dem Schriftzug „大雄寶殿“ angebracht, die von Zhao Puchu (趙樸初, 1907 – 2000) geschrieben wurde. Zhao Puchu, ein in ganz China bekannter Laienbuddhist, war der dritte Präsident der Buddhistischen Vereinigung Chinas und ein wichtiger Fürsprecher des Shaolin-Tempels auf politischer Ebene.
Im Zentrum der Halle befindet sich ein hoher, verzierter Sockel aus Blaustein (einer Art von Kalkstein) mit den monumentalen Statuen der „Drei großen Buddhas“. Die Anordnung der Buddhas als Trinität ist typisch für den Mahayana-Buddhismus, und im Laufe der Zeit entwickelten sich in China verschiedene Buddha-Trinitäten. Die hier präsentierte Trinität wird als „Buddhas der horizontalen drei Welten“ (横三世佛 héng sān shì fó) bezeichnet.
In der Mitte ist der Shakyamuni-Buddha (释迦牟尼佛 shìjiāmóuní fó) zu sehen, der über die „Dukha-Welt“, die leidvolle, irdische Welt, regiert. Zwei seiner Jünger flankieren ihn: links (vom Betrachter aus gesehen) steht der jugendliche Ananda (阿难陀 anántuó), rechts der ältere Kashjapa (迦叶 jiāyè). Beide Figuren sind, ihrer Bedeutung entsprechend, im Verhältnis zur Statue des Buddha kleiner wiedergegeben. Direkt vor dieser zentralen Gruppe ist der Altar aufgebaut, er ist mit Blumenschmuck und Kerzen, Räuchergefäßen und anderem liturgischem Gerät bestückt.
Ananda -- Shakyamuni-Buddha -- Kashjapa |
Im Osten (vom Betrachter aus gesehen rechts) thront der Medizin-Buddha (药师佛 yàoshī fó), der auch „Großer König und Lehrer der Medizin“ (大医王师 dà yī wáng shī) genannt wird. Er ist der Herrscher eines Paradieses, das allgemein als die „Reine Lapislazuli-Welt“ (净琉璃世界jìng liúlí shìjiè) bezeichnet wird. Schräg rechts vor ihm steht die Statue des „Ersten Patriarchen Bodhidharma“ (初祖菩提达摩 chuzu puti damo), der hier als barfüßiger Wandermönch wiedergegeben ist.
Medizin-Buddha (rechts: Bodhidharma) |
Dem Westen (also der linken Seite, vom Betrachter aus gesehen) ist der Amitabha-Buddha (阿弥陀佛 amítuófó) zugeordnet, der als Buddha des Westlichen Paradieses besonders in der Reine-Land-Schule verehrt wird. Links vor ihm steht der als Schutzheiliger des Shaolin-Tempels verehrte „König Kimnara“ (紧那罗王 jǐnnàluō wáng).
Amitabha-Buddha (links: König Kimnara) |
Jeder der drei vergoldeten Buddhas sitzt auf einem Lotus-Thron und trägt eine blaue Haartracht. Die Heiligkeit der Buddhafiguren wird mit Nimben und Flammen-Mandorlen betont.
Im April 2011 wurde vor der mittleren Buddha-Statue, dem Shakyamuni-Buddha, eine thailändische Buddha-Statue plaziert und mit einer „Kaiguang“–Zeremonie eingeweiht. Angaben der Homepage des Shaolin-Tempels zufolge ist sie ein Geschenk des Ehrwürdigen Tongchai Trimit, Präsident der Romchatra Foundation und Vize-Präsident des Wat Trimit Vitayaram. Der Wat Trimit Vitayaram ist ein Tempel in der Chinatown von Bangkok, Thailand, in dem der Shaolin-Tempel seinerseits einen „Damo Chan Hof“ errichten will, zur Festigung der Freundschaft beider Tempel sowie zur Verbreitung des Chan-Buddhismus und des Shaolin-Kungfu. Die Buddha-Statue aus Thailand ist aus vergoldetem Messing und hat eine Höhe von 2,2 Metern.
Buddha-Statue aus Thailand * |
Hinter der zentralen Buddha-Trinität erhebt sich eine Trennwand. Ihre nach Norden ausgerichtete Rückseite ist, entsprechend buddhistischer Tradition, der Darstellung des Bodhisattva Guanyin vorbehalten.
Dieser gesamte zentrale Aufbau ist freistehend, sodass man ihn umrunden kann. In der Mitte der rückwärtigen Mauer der Halle liegt der Ausgang nach Norden hin, links und rechts von ihm sind zwei kleine Seitenaltare errichtet.
Luohan Nagasena (那迦犀那尊者 nājiāxīnā zūnzhě / 挖耳羅漢 wāěr luóhàn) |
Entlang der Seitenwände der Halle reihen sich die Figuren der 18 Arhat (十八罗汉 shíbā luóhàn). Das Wort „Arhat“ stammt ursprünglich aus dem Sanskrit (arhati; „Der Würdige“). Es ist der religiöse Titel für einen buddhistischen „Heiligen“, der den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrochen, das Nirwana erreicht hat. Im Mahayana-Buddhismus bezeichnet es eine der drei Arten von Buddhas, den Sravaka-Buddha, der seine Buddhaschaft durch das Hören der Lehre, also aufgrund der Unterweisung durch einen schon vollendeten Buddha, erlangt hat. Die chinesische Bezeichnung „Luohan“ ist ein Abkürzung von „Aluohan“ (阿羅漢).
Den frühesten Sutren zufolge hinterließ der Shakyamuni-Buddha zur weiteren Verkündung seiner Lehre vier erleuchtete Jünger bzw. Arhat in der Welt. Mit dem Mönch Xuanzang gelangten indische Schriften nach China, in denen schon 16 Arhat bzw. Luohan verehrt wurden. In der Folge verbreitete sich die Verehrung und damit auch die Darstellung der 16 Luohan in ganz China. Skulpturen der Luohan finden sich schon in der Kunst der Höhlentempel, so z.B. in den Song-zeitlichen Zhongshan-Höhlen bei Zichang in der Provinz Shanxi (陕西 子長鐘山石窟 shǎnxī zichǎng zhōngshān shíkū). In der buddhistischen Malerei finden sich Luohan in vielen herausragenden Werken, z.B. von Liang Kai und Zhao Mengfu.
Bis heute genießt die Gruppe der 16 Luohan Verehrung, insbesondere im Tibetischen Buddhismus. Im han-chinesischen Buddhismus wurde sie in der Tang-Dynastie um zwei Luohan, Nandimitra (慶友 qingyou) und Pindola (賓頭盧 bintoulu) auf die Anzahl von 18 erweitert. Schon Su Dongpo (苏东坡), der berühmte chinesische Dichter der Song-Zeit, verfasste ein Hymne auf die 18 Luohan. Nach und nach gewann dann die Gruppe der 18 an Popularität und in den Tempeln wurden ihre Skulpturen an den Seitenwänden der Mahavira-Halle plaziert. Desweiteren wird im Buddhismus eine Gruppe von 500 Luohan verehrt, der in vielen Tempeln eine eigene Halle gewidmet ist.
Bis heute genießt die Gruppe der 16 Luohan Verehrung, insbesondere im Tibetischen Buddhismus. Im han-chinesischen Buddhismus wurde sie in der Tang-Dynastie um zwei Luohan, Nandimitra (慶友 qingyou) und Pindola (賓頭盧 bintoulu) auf die Anzahl von 18 erweitert. Schon Su Dongpo (苏东坡), der berühmte chinesische Dichter der Song-Zeit, verfasste ein Hymne auf die 18 Luohan. Nach und nach gewann dann die Gruppe der 18 an Popularität und in den Tempeln wurden ihre Skulpturen an den Seitenwänden der Mahavira-Halle plaziert. Desweiteren wird im Buddhismus eine Gruppe von 500 Luohan verehrt, der in vielen Tempeln eine eigene Halle gewidmet ist.
Den Luohan wurden im buddhistischen Volksglauben Chinas übernatürliche Fähigkeiten, Wunderheilungen und Qi-Übertragungen nachgesagt. Deshalb wurden sie vom einfachen Volk insbesondere um Hilfe bei Krankheit gebeten. In diesem Zusammenhang haben sie auch in der Shaolin-Kultur eine besondere Bedeutung erlangt. Der Legende nach führte der indische Mönch Bodhidharma im 6. Jahrhundert im Shaolin-Tempel Qigong-Übungen ein, die den Namen „18 Hände der Luohan“ (罗汉十八手 luóhàn shíbā shǒu) tragen und zu der Faustkampf-Form „Luohan Faust“ (罗汉拳 luóhàn quán) weiterentwickelt wurden. Auch findet sich der Hinweis auf die Luohan in den Namen von Einzelbewegungen anderer traditioneller Formen des Shaolin-Kungfu, z.B. in „Der Lohan öffnet die Finger“ (罗汉开指 luohan kai zhi).
Die Mahavira-Halle ist der Ort der großen zeremoniellen und rituellen Versammlungen. Jeden Tag werden in ihr die Morgen- und Abendzeremonien (早课 zǎokè, 晚课 wǎnkè) durchgeführt, und an den buddhistischen Festtagen finden große Zeremonien statt, die mitunter mehrere Stunden andauern können, wie z.B. die „Feier des rituellen Badens des Buddha“ (浴佛偈 yufojie) am „Geburtstag des Buddha“ (佛诞 fódàn). Zu den in der Mahavira-Halle stattfindenden nicht-öffentlichen Versammlungen zählen die zweiwöchentlichen Bekenntnis- und Reuefeiern (忏悔 chanhui), an denen ausschließlich die Mönche teilnehmen. Sie finden jeweils in der Mitte und am Ende jeden Monats, zu Vollmond (满月mǎnyuè) und Neumond (新月 xīnyuè) statt.
Wie in den anderen Tempeln Chinas zählt die Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels zum „Pflichtprogramm“ eines jeden Touristen, was der während der offiziellen Öffnungszeit stattfindenden Abendzeremonie oft zum Nachteil gereicht. Nicht wenige der zahlreichen Touristenführer sind ohne Bedenken bestrebt, alle ihre „Schäfchen“ mit Nachdruck in das Halleninnere zu holen und mit einer Flut lautstarker Erläuterungen die Rezitationen der Mönche zu übertönen, notfalls mit Unterstützung eines Mikro- oder eines Megaphons. Dementsprechend „beliebt“ ist diese Zeremonie bei den an ihr teilnehmenden Mönchen. Sie müssen viel Geduld und Stoismus aufbringen, um die mit Gedränge, Lärm und oft auch mit respektlosem Verhalten verbundene Unruhe, die mit den Touristenmassen in die Halle schwappt, auszuhalten und dabei auch noch ihre Aufgaben zu erfüllen.
In der Morgenzeremonie hingegen, die aufgrund ihrer Frühe relativ selten von Touristengruppen besucht wird, lässt sich durchaus noch die positive Wirkung, die solch eine Zeremonie ausüben kann, verspüren. In der Ruhe und Frische des Morgens ist die Atmosphäre gelassen und entspannt, die Mönche fühlen sich wesentlich wohler. An den Tagen, an denen die Zeremonie durch die Ernsthaftigkeit, Konzentration und Intensität der Mönche die ihr eigene meditative Kraft entfalten kann, erfüllt eine ganz besondere Magie den großen Raum. Vielleicht offenbart die Mahavira-Halle dann ihren wertvollsten Schatz.
Mahavira-Halle, Nordseite |
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*Fotos: © copyright Songshan Shaolin-Tempel, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yankai
Alle übrigen Fotos und Text: © copyright yss
Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
20.04.2012 - yssLetzte Änderung: 28.04.2012
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