Die Sutraspeicher-Halle (蔵經閣 zāng jīng gé)
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Die Sutraspeicher-Halle, auch Dharmahalle (法堂fǎtáng) genannt, zählt zu den Haupthallen des Shaolin-Klosters. Sie befindet sich auf der Mittelachse des Tempelsgeländes nördlich der Mahavira-Halle. Traditionell werden in ihr die buddhistischen Schriften aufbewahrt und bedeutende buddhistische Lehrmeister halten in ihr Vorträge.
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Die wenigen Überreste der Sutraspeicher-Halle,- der Boden, ein paar Mauerteile und 14 Säulen -, verfielen mehr als 60 Jahre lang. Von 1992 bis 1993 wurde die Halle dann an ihrem ursprünglichen Standort nach altem Vorbild, d.h. entsprechend den noch verfügbaren Materialien über die ehemaligen Gebäude des Tempels, neu erbaut. Danach diente sie wieder der Aufbewahrung buddhistischer Schriften, darunter auch einiger noch erhaltenen Teile eines Holzschnitt-Tripitaka aus dem 3. Jahr der Kangxi-Ära der Qing-Dynastie (1664), sowie mehrerer buddhistischer Kanons, zu denen auch der Tripitaka Sinica (中华大藏经 zhonghua da zang jing)、der Drachen-Kanon (龙藏 lóng zàng)、der Taisho Tripitaka (大正藏 dàzhèng zàng) und der Tripitaka Koreana (高丽藏 gāolí zàng) zählen. Insgesamt soll das kanonische Material eine Anzahl von mehr als 10 000 Bänden betragen.
An der Außenfront der Halle ist wie üblich eine Tafel mit dem kalligraphierten Namen der Halle angebracht. Sie befindet sich über dem mittleren Holztor und trägt die von Zhao Puchu vertikal geschriebenen Zeichen “蔵經閣”. Zhao Puchu (趙樸初, 1907 – 2000), ehemals Präsident der Buddhistischen Vereinigung Chinas, zählt zu den bedeutendsten religiösen Führern Chinas in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, seine Kalligrafien sind in China bis heute hoch geschätzt. Das mit knappen Pinselstrichen ausgeführte oberste Zeichen "蔵" auf der Tafel, bedeutet sowohl „Speicher“ wie auch „verbergen, verstecken“. Zhao Puchu schrieb es absichtlich unvollständig ("藏" wäre die korrekte Schreibweise) und verwies damit auf den unwiderruflichen Verlust der alten, klassischen Werke des Shaolin-Tempels durch die Zerstörung des Krieges. Die Tafel gilt als seine humorvolle Warnung an zukünftige Generationen, aus der Geschichte zu lernen und die kulturellen Schätze der Vergangenheit zu bewahren und gut zu beschützen!
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Der Shaolin-Tempel hat die Mahnung des alten Herrn Zhao nicht unbeachtet gelassen. Im Frühjahr 2011 wurde die Sutraspeicher-Halle einer intensiven Renovierung unterzogen. Die alten buddhistischen Schriftwerke, die sich in ihr befanden, wurden ausgelagert und im Rahmen der Maßnahmen der staatlichen „Nationalen Dienststelle für den Schutz der antiken Bücher und Schriften“ unter der Aufsicht und Hilfe der „Abteilung für antike Bücher der Bibliothek der Provinz Henan“ gesichtet und sortiert.
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In der Sutraspeicher-Halle wird nun vornehmlich neuere Literatur aufbewahrt, darunter ca. 200 Bände einer Sammlung von Werken über buddhistische Medizin (佛医宝典 fóyī bǎodiǎn) und eine Kollektion von ca. 100 Büchern über Kampfkunst (武术藏 wǔshù cáng). Darüber hinaus wird sie - wie alle großen Hallen des Shaolin-Tempels - bei großen Ereignissen für Zeremonien und andere Aktivitäten genutzt, so z.b. im Rahmen der Ordinationsversammlungen (三坛大戒 法会 sāntán dàjiè fǎhuì) von 2007 und 2010 oder des Wasser-Land-Rituals (水陆法会 shuǐlù fǎhuì), einem der aufwendigsten buddhistischen Rituale, das im Shaolin-Tempel nach mehr als 100 Jahren erstmals wieder im Mai diesen Jahres stattfand.
Der eigentliche Blickfang der Halle ist eine aus weißer Jade angefertigte Statue des "Liegenden Buddha" (白玉卧佛 báiyù wòfó) mit einer Breite von sieben Metern und einem Gewicht von 16,7 Tonnen. Die Statue wurde dem Shaolin-Tempel 1997 von Laienbuddhisten aus Myanmar gespendet.
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(*) Mehr über dieses Projekt des Shaolin-Tempels ist von seinem Abt, Shi Yongxin, in folgendem Artikel zu erfahren (leider nur in Chinesisch):
Shi Yongxin: Kurzabhandlung über Buddhismus, Tempel und den Schutz der antiken Bücher und Schriften
Foto (1, 2, 5 und 6): © copyright yss
Foto (3, 4, 7 und 8): © copyright Songshan Shaolin-Tempel, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Yankai fashi.
Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
18.06.2012 - yss
Letzte Änderung: 03.07.2012
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