Der Shaolin-Tempel und die Ordination  (受戒 shou jie) 


Die Ordination von Mönchen und Nonnen ist im Budhismus von herausragender Bedeutung, sorgt sie doch für den Erhalt und die Sicherung der buddhistischen Gemeinschaft, einem der „Drei großen Schätze“ (Buddha, Lehre, Gemeinschaft) zu denen jeder Buddhist Zuflucht sucht, zu denen er sich bekennt. Sie zählt zu den größten und wichtigsten Riten der buddhistischen Gemeinschaft. Auf persönlicher Ebene bedeutet sie, nach der Vorbereitungszeit durch das Noviziat den definitiven Übergang in ein Leben als buddhistischer Mönch bzw. buddhistische Nonne. 

Zur Zeit des Buddha war die Aufnahme in den Orden noch recht unkompliziert. Wenn ein Mensch, der die ersten Unterweisungen des Buddhas erhalten, seine Lehre angenommen und sein Vertrauen in sie gefestigt hatte, den Wunsch hegte, Mönch zu werden, so bat er ihn: „Möge ich, o Herr, in Gegenwart des Erhabenen zum Fortziehen aus dem Haus gelangen und die Mönchsweihe empfangen. Möge ich in Gegenwart des Erhabenen den reinen Wandel üben.“ Daraufhin forderte der Buddha ihn auf: „Komm, Mönch; die Lehre wurde gut dargelegt, übe den reinen Wandel, um dem Leiden ein endgültiges Ende zu setzen.“ Auch Sariputra und sein Freund Maudgalyayana, später zwei der herausragendsten Schüler des Buddha,  wurden von ihm, zusammen mit 250 Wandermönchen, lediglich mit den zwei Worten „Kommt, Mönche“ aufgenommen.



 Schon zu Buddhas Lebzeiten sorgte man sich um seinen Nachfolge. So gab es seitens seiner Anhänger Versuche, von ihm als Nachfolger bestimmt zu werden, doch er wehrte sich dagegen mit aller Deutlichkeit. Vor seinem Tod und dem Eingang in das Parinirvana bestimmte er: „Die Lehre und die Ordenszucht, die ich euch dargelegt und erläutert habe, sind nach meinem Tode eure Meister“. Es gab somit nach dem Buddha keinen von ihm eingesetzten Nachfolger, seine Autorität ging allein auf seine Lehre und die Regeln der Zucht über, die von der Sangha erhalten und weitergeben wurden. Natürlich wurden dadurch jene, die im "Besitz" dieser Lehre und der Regeln waren, ihrerseits zu Autoritäten.

Da nun die Sangha für die authentische Überlieferung der Lehre und Regeln des Buddhas über die Generationen hinweg die Verantwortung trug, war eine genaue, „rechtsgültige“ Festlegung und Durchführung der Ordination von großer Bedeutung. Die dazu aufgestellten Vorschriften sind Teil des Vinaya-Pitaka, dem „Korb der Mönchszucht“, einem der drei Teile des buddhistischen Kanons, der - wenn auch Jahrhunderte nach dem Hinscheiden des Buddha - noch in der Frühzeit des Buddhismus ausgeformt und schriftlich niedergelegt wurde.

Für eine gültige Ordination sind die sie regelnden, sehr detaillierten Vorschriften, die sich vornehmlich auf Ort, Teilnehmer und Durchführung beziehen, exakt einzuhalten. Sie beinhalten folgende Hauptpunkte:
  • Der  Ordinationsort muss durch entsprechende Zeremonien eine klare Begrenzung erhalten, da die Ordination, um als Rechtshandlung Gültigkeit zu haben, innerhalb einer formalen Klostergrenze (sima) vollzogen werden muss.
  • Die Ordinationszeremonie erfordert die Anwesenheit von 10 vollordinierten Mönchen („zehn Meister“; 十师 shi shi), die bestimmte Vorbedingungen zu erfüllen haben; zumindest der Vorsitz muss von einem seit mindestens 10 Jahren geweihten Mönch geführt werden. Die "zehn Meister" werden zudem  hinsichtlich ihrer Aufgaben unterteilt in  "drei Lehrer und sieben Zeugen" (三 证 san shi qi zheng). In Ausnahmefällen ist die Anzahl von fünf die Ordination leitenden Mönchen ausreichend.
  • Für den Eintritt in den Orden gibt es im allgemeinen keine Schranken in Bezug auf Geburt und Herkunft. Bestimmte Personen sollen jedoch aus verschiedenen Gründen von der Aufnahme in den Orden ausgeschlossen werden:
    • Personen, die noch nicht das Mindestalter von 20 Jahren (ab dem Zeitpunkt der Empfängnis gerechnet) erreicht haben. In China wurden  seit jeher   Ausnahmen zugelassen, die man dann als „Behelfs-Regel“ ( 方便戒  fangbian  jie) bezeichnete; heute ist allgemein die Ordination ab dem Erreichen der gesetzlichen Volljährigkeit (18 Jahre) erlaubt. 
    • Eunuchen und Zwitter
    • Personen, die bestimmte Verbrechen begangen haben, z.B.  Mord an Vater,   Mutter oder einem Arhat, Vergewaltigung einer Nonne, böswillige Verletzung eines Buddhas
    • Personen, die ohne Aufnahme in den Orden den  Status eines Mönches/einer Nonne vorgegeben haben  
    • Personen, die eine Ordensspaltung verusacht haben
                Die Ordination folgender Personen stellt für den Ordinierenden einen Bruch mit den Regeln
                dar, doch sie verliert dadurch nicht ihre Gültigkeit:
    • Personen mit bestimmten körperlichen Behinderungen, fehlenden Gliedmaßen, ansteckenden Krankheiten u.a.
    • Soldaten, Schuldner, Sklaven
    • Aus dem Gefängnis Entflohene u.a. polizeilich Gesuchte
                u.a.
               Auch Frauen war anfangs die Aufnahme in den Orden verwehrt, nur zögerlich erlaubte sie
               der Buddha, und auch nur unter der Auflage zusätzlicher Regeln und Verpflichtungen, durch
               die Nonnen den Mönchen untergeordnet wurden (und es bis heute sind).
  • Der Novize muss in Besitz einer Almosenschale und der drei Mönchsgewänder sein
  • Die Durchführung der Ordinationszeremonie muss die 3-malige Bitte des Novizen um Aufnahme in den Orden beinhalten, sowie die Befragung des Novizen, die Beichte, die Befragung der Mönchsgemeinschaft nach Einwänden gegen die Aufnahme, die Information der Mönchsgemeinschaft über erfolgte Belehrung u.v.m.
  • Nach der Aufnahme in den Mönchsorden wird der genaue Zeitpunkt der Ordination festgestellt und notiert, da dieser wichtig ist für die Seniorität des neuen Mönches, d.h. für die Rangfolge in der Klosterhierarchie. Zudem wird der neue Mönche über die vier materiellen Grundlagen des Lebens (食緣 / paccaya) aufgeklärt.





Mit der Einführung des Buddhismus in China und seiner Anpassung an die dortigen Gegebenheiten, wurde die Ordination mehr und mehr staatlicher Kontrolle unterworfen. Die chinesischen Kaiser erlaubten ihren Untertanen nicht ohne weiteres, sich den zivilen Verpflichtungen wie Frondienst, Militärdienst, Steuerzahlung etc. zu entziehen. Mit der Auflage, daß die Klöster sich verpflichteten, religiösen Verdienst für das Wohl des Kaisers und der Allgemeinheit zu erwirken, erhielten manche Klöster (meist „Staatsklöster“) die kaiserliche Erlaubnis, in bestimmten Intervallen Ordinationen durchzuführen. Die Anzahl der Ordinationen wurde von den Herrschern auf das ihnen jeweils gerade angemessen erscheinende Maß limitiert. Auch wurden schon früh Ordinationszertifikate (戒牒 jièdie) eingeführt. Nicht autorisierte Ordinationen wurden hart bestraft.

Parallel hierzu fand die „innere“ Anpassung des Buddhismus statt, seine Weiterentwicklung zu einem „chinesischen Buddhismus“, in deren Rahmen auch die Regeln der Ordination Veränderungen unterworfen wurden. Eine herausragende Rolle spielte hier Daoxuan (道宣 / 596 – 667), ein tangzeitlicher buddhistischer Mönchsgelehrter, der als Gründer der chinesischen Vinaya-Sekte (律宗) angesehen wird und zahlreiche Texte  über die buddhistischen Gesetze und Regeln verfasste, die bis heute von Bedeutung sind. Er veränderte sowohl die Ordinations-Plattform (den vorgeschriebenen Ort der Ordination) wie auch die Ordinations-Zeremonie anhand einer zeitgenössischen Interpretation von Ideen des Mahayana und neu eingeführter Schriften mit dem Ziel, in China einen einheitlichen monastischen Orden zu bilden und somit eine starke monastische Identität zu schaffen.  Kurz vor seinem Tod schrieb er das monumentale Werk „Illustrierte Schrift über die Errichtung der Ordinations-Plattform“ (关中创立戒坛图经 guanzhong chuangli jietan tujing). Es war das erste von einem chinesischen Mönch verfasste Dokument über das Ordinations-Ritual und ein richtungsweisendes Standardwerk für die zukünftige Errichtung von Ordinations-Plattformen und die Entwicklung des klösterlichen Ordens.
 


Im Chinesischen wird die buddhistische Ordination von Mönchen und Nonnen „Erhalt der Regeln“ (受戒 shou jie) oder „Weitergabe der Regeln“ (传戒 chuan jie) genannt. Im allgemeinen findet sie im Rahmen der „Dhama-Versammlung zur Weitergabe der großen Regeln der drei Plattformen“ oder "Dharma-Versmmlung zur Übermittlung der großen Regeln der drei Altare" (传授三坛大戒法会 chuanshou san tan da jie fahui ) statt, in deren Verlauf die Novizen-Regeln, die Mönchs- oder Nonnen-Regeln und die Bodhisattva-Gebote weitergegeben werden. Nur mit dieser in der Zeit der Ming-Dynastie eingeführten „dreifachen Ordination“ erhält man in China die Anerkennung als vollordinierter Mönch bzw. als vollordinierte Nonne.



Die Dharma-Versammlung zur Weitergabe der Regeln (传戒法会 chuan jie fahui)  wird auch im heutigen China von ausgewählten „Weihe-Tempeln“ zu festgelegten Zeiten und jeweils für eine größere, vorbestimmte Anzahl von Ordinanden vollzogen. Aufgrund der Wichtigkeit der Ordination für alle Klostergemeinschaften, ist es eine Ehre, dem Kreis der zugelassenen Weihe-Tempel anzugehören. Ein Tempel muss dafür außer den religiösen Vorgaben auch bestimmte „weltliche“ Voraussetzungen erfüllen. So muss er z.B.  genügend Platz und eine ausreichende Anzahl an Hallen besitzen, die entsprechende Menge benötigter Materialen bereitstellen und die erforderlichen Organisationsstrukturen aufweisen können. Er erhält zwar von den Ordinanden resp. ihren Meistern eine moderate Gebühr für die Ordination und von den Laien zahlreiche Spenden, diese reichen jedoch im Allgemeinen nicht zur Bestreitung der Kosten aus. Folglich muss der Tempel auch über ausreichende finanzielle Reserven verfügen, um in organisatorischer und materieller Hinsicht den großen Ansprüchen dieses bedeutsamen Ereignisses gerecht zu werden.  Sind die nötigen Grundlagen geschaffen, stellt der Tempel bei der Buddhistischen Vereinigung Chinas (中国佛教协会 zhongguo fojiao xiehui) einen entsprechenden Antrag, wird von deren Prüfern besucht und kann bei Eignung die Erlaubnis für die Durchführung der umfangreichen Veranstaltung erhalten.



Die Ordinationsversammlung erstreckt sich über ca. einen Monat. Sie beginnt mit der Registrierung der Teilnehmer, dem feierlichen Empfang der geladenen Würdenträger und der Weihe der Stätte. Um die Ordination zu erhalten, müssen sich die Ordinanden einer Prüfung unterziehen. Erst wenn sie diese erfolgreich bestanden haben, können sie um den Erhalt der Regeln bitten. Die Ordinanden erhalten Schulungen in buddhistischer Etikette und in den zahlreichen Regeln des monastischen Lebens. Dabei lernen sie, wie man geht, wie man steht, wie man sein Reisegepäck packt, seine Aufgaben (z.B. in den Hallen) dem nächsten Mönch übergibt und wie man Gäste empfängt, sie werden in den korrekten Gebrauch der Mönchsgewänder und der Ess-Schalen eingewiesen, u.v.m. Vieles davon haben sie schon im Verlauf ihres Noviziats gelernt, doch erhalten sie nun die „letzte Politur“ ihres Verhaltens. An diesem läßt sich dann erkennen, ob sie in einem Kloster ordiniert wurden, in dem die Etikette, das rituelle Verhalten und die Einhaltung der Regeln „richtig“ gelehrt wurden oder nur auf  laxe Weise.
Neben den Unterweisung theoretischer und praktischer Art finden entsprechend der rituellen Vorschriften zahlreiche Zeremonien statt. Zu ihnen zählen die Bußfeiern, an denen die Ordinanden teilnehmen, um sich von den Verfehlungen ihres alten Lebens zu läutern und ihr neues Leben als Mönch oder Nonne innerlich gereinigt zu beginnen.



Das Shaolin-Kloster besaß seit der Tang-Dynastie (618 – 907) eine Ordinations-Plattform und zählte seither zu den Tempeln in China, die die Verantwortung für die Weitergabe der buddhistischen Regeln an folgende Generationen trugen. In der Qing-Dynastie (1644 – 1911) wurde jedoch die Ordinationsplattform zerstört und der Tempel stellte die großen Ordinationsversammlungen ein. Deshalb schickte man nach der Wiedereröffnung des Tempels 1979 und der offiziellen Wiedereinführung der Ordination in China die Novizen des Shaolin-Klosters zum Erhalt der Mönchsweihe in die grossen Weihe-Tempel des Landes, - für einen Tempel mit einer derart großen Geschichte, wie sie der Shaolin-Tempel aufweisen kann, ein nicht sehr glücklicher Zustand. Um seiner Vergangenheit gerecht zu werden, musste der Tempel die alte, prestigevolle Tradition wieder aufnehmen. So ließ Shi Yongxin, der Abt des Shaolin-Tempels, von Oktober 2005 bis August 2006  die Ordinations-Plattform wiederherstellen und erwirkte die entsprechenden Genehmigungen  bei der Buddhistischen Vereinigung Chinas. Für die Leitung der Ordinationszeremonie konnte er  Persönlichkeiten gewinnen, die zu den höchsten buddhistischen Würdenträgern Chinas zählen.




 

















Nach einer Unterbrechung von mehr als 300 Jahren  fand vom 24. Mai bis 21. Juni 2007 die Dharmaversammlung zur Weitergabe der Regeln erstmals wieder im Shaolin-Tempel statt,- aufgrund ihres enormen Umfanges in Kooperation mit dem Shangqiu-Guanyin-Tempel (商丘观音寺). Shi Yongxin schreibt hierzu in seinem Buch „Shaolin in meinem Herzen“ („我心中的少林“): „Die Weitergabe der Regeln symbolisiert das Wiederaufleuchten einer glanzvollen Epoche des Tempels“ (传戒标志着一个寺庙的盛世到来).  Gemäss seinen Angaben im selben Buch durchliefen mehr als 1000 Menschen die Prüfung, 500 männlichen sowie 230 weiblichen Aspiranten wurde es gestattet, um den Erhalt der Regeln zu bitten.


Ein Glanzlicht dieser Ordinationsversammlung war die Teilnahme des hohen Würdenträgers Weixian (惟贤长老), eine der respektabelsten Persönlichkeiten des chinesischen Buddhismus der Gegenwart. Trotz seines hohen Alters von 87 Jahren übernahm er als Präzeptor den Vorsitz  der Ordinationszeremonie. 



2010 fand die Ordinationsversammlung im Shaolin-Kloster in der Zeit vom 20. April bis 21. Mai statt, in ihrem Verlauf erhielten 455 ausschließlich männliche Ordinanden, die aus allen Ecken des Landes angereist waren, die Weihen. Der Ablauf dieser Ordinationsversammlung ist - Tag für Tag - in mehreren auf Veröffentlichungen des Shaolin-Klosters basierenden Artikeln geschildert, beginnend mit: Die Ordinationsversammlung im Shaolin-Kloster 2010 - Teil 1.
Ein kurzer Bericht über die Ordinationsversammlung von 2013 mit einer Auswahl an Fotografien findet sich in dem Artikel Die Ordination im Shaolin-Kloster 2013.

Die nächste Dharmaversammlung zur Weitergabe der Regeln findet voraussichtlich im Jahr 2016 statt.



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Sämtliche Fotos: copyright by Songshan Shaolin-Tempel, China - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Dharma-Meister Shi Yankai.
Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
21.02.2010 - yss
Letzte Änderung: 1.02.2014
Urheberrechtlich geschützt


Stille Ecke im Shaolin-Tempel








14.02.2010 - yss
Urheberrechtlich geschützt

Und noch eine Brise   "SHAOLIN-WIND"

 

少林象形拳  Shaolin Tierimitations-Stil 1



 虎  Tiger (tiger)   --  猴  Affe (monkey)  --  蝎   Skorpion (scorpion)  --  鹰  Adler (eagle)





    少林象形拳  Shaolin Tierimitations-Stil    2


     豹  Leopard (leopard)  --  蛇  Schlange (snake)  --  螳螂  Gottesanbeterin (mantis)  --  蛤蟆 Kröte (toad)




      少林醉拳剑棍  Shaolin Betrunkenen-Stil (Faust, Schwert und Stock):




      叹气  seufz






      Die Videos zeigen Ausschnitte der "Shaolin-Wind Wushu-Abendvorführung" (少林风  少林武术展示晚会), eine Veranstaltung des Shaolin-Tempels mit herausragenden Kungfu-Exponenten des Tempels und umliegender Schulen, die 2007 vor dem Shaolin-Tempel stattfand.
      coyright by  Songshan Shaolin-Tempel, China (嵩山少林寺,中国); download von "youku"

      Das Abendprogramm ist in seiner Gesamtheit auf dem chinesischen Video-Kanal "Tudou" zu sehen (ca. 90 min.):  http://www.tudou.com/programs/view/GwnfYAad0WY/   sowie in Ausschnitten auf anderen Video-Kanälen in China, läßt sich aber aufgrund der derzeit gegebenen technischen Möglichkeiten nicht "einbetten".

      18.01.2011 - yss
      Letzte Änderung: 26.01.2011


      Eine Brise "SHAOLIN WIND"




      Shaolin Rou Quan (Shi Yan Zhuang)






       Traditionelles Shaolin Kungfu:







      Die Videos zeigen Ausschnitte der "Shaolin-Wind Wushu-Abendvorführung" (少林风 少林武术展示晚会), einer Veranstaltung des Shaolin-Tempels mit herausragenden Kungfu-Exponenten des Tempels und umliegender Schulen, die 2007 vor dem Shaolin-Tempel stattfand.
      Das Abendprogramm ist in seiner Gesamtheit auf dem chinesischen Video-Kanal "Tudou" zu sehen (ca. 90 min.): http://www.tudou.com/programs/view/GwnfYAad0WY/ sowie in Ausschnitten auf mehreren anderen Video-Kanälen in China

      Videos: coyright by Songshan Shaolin-Tempel, China (嵩山少林寺,中国); download von youtube und youku
      11.01.2011 - yss


      „Shaolin in meinem Herzen“  von Shi Yongxin

      少林寺方丈 释永信   „我心中的少林“

      (1)

      „Shaolin in meinem Herzen“ („我心中的少林“)
      von Shi Yongxin (释永信), Abt des Shaolin-Tempels, China,
      Shanghai Fairview Presseartikel  上海锦绣文章出版社,  August 2010
      ISBN: 9787545207408
      Preis in China: 39 Yuan*
      Englischer Titel: "Shaolin Temple in my Heart"


      Im August 2010 veröffentlichte Shi Yongxin, der Abt des Songshan-Shaolin-Tempels in China, das Buch „Shaolin in meinem Herzen“. In 25 Kapiteln erzählt er seine Erlebnisse, Einsichten und Ansichten zum Thema Shaolin. Der Themenkreis umfaßt sein Noviziat, den Abt Xingzheng, die Shaolin-Kampfkunst, den Besuch Vladimir Putins, die Beziehung des Shaolin-Tempels zum Ausland, die Ausübung des Chan-Buddhismus im Tempel u.v.m.

      Seit Jahren erntet Shi Yongxin für sein sehr geschäftsorientiertes Management des Shaolin-Tempels von vielen Seiten harsche Kritik und den Vorwurf, den Shaolin-Tempel von einer religiösen zu einer rein kommerziellen Institution degradiert zu haben. Weithin ist er als „Shaolin-CEO-monk“ (gleichbedeutend mit „Shaolin-Geschäftsführer-Mönch“)  bekannt.   Shi Yongxin selbst fühlt sich in dieser Hinsicht eher mißverstanden. Er propagiert den Buddhismus als einen Teil des weltlichen Lebens und sieht den Sinn seines Handelns darin, durch die Vermischung von Shaolin und Gesellschaft mehr Menschen zu ermöglichen, den Buddhismus zu verstehen und an ihm teilzuhaben.

      Mit seinem Buch „Shaolin in meinem Herzen“ gibt Shi Yongxin der Öffentlichkeit einen Einblick in seine persönliche Beziehung zum Shaolin-Tempel. Eine Auseinandersetzung mit dem Bild, das er von sich und dem Shaolin-Tempel aufzeigt, ist für jeden, der sich ernsthaft für den Shaolin-Tempel und die Vertreter seiner "Kultur" interessiert, von Nutzen. So mag das Buch auch die Entscheidungen und Handlungen des Abtes in einem anderen Licht erscheinen lassen.

      Erfreulicherweise sind 18 Kapitel des Buches in verkürzter Form frei zugängig auf verschiedenen Webseiten im chinesischen Internet veröffentlicht und können somit von jedermann unentgeltlich gelesen werden.
      Bis 2013 waren noch keine englisch- oder gar deutschsprachige Übersetzung des Buches veröffentlicht; die Übersetzungen des Buches in beide Sprachen war jedoch von Shi Yongxin in Auftrag gegeben worden. Das Erscheinen der deutschen Übersetzung auf dem Buchmarkt war ursprünglich für Frühsommer 2011 geplant, scheint sich jedoch erheblich zu verzögern. Die englischsprachige Übersetzung ist seit dem Sommer 2013 fertiggestellt und als Buch herausgegeben. Es wird von Shi Yongxin schon eifrig als Präsent verteilt,- so z.B. im Rahmen seiner USA-Reise zum 1. Nordamerikanischen Shaolin-Kulturfestival-, ist jedoch im Buchhandel noch nicht erhältlich.

      Hier folgt nun - ehemals als "Appetithäppchen" gedacht - ein kurzer Auszug des Buches in deutscher Übersetzung: die im Internet veröffentlichten Teile des Kapitels „Mein Meister, der Abt Xingzheng“. An manchen Stellen der Übersetzung wurden in Klammern und in Kursivschrift so kurz wie möglich gefasste Erläuterungen angefügt. Diese sind nicht Teil des Original-Textes, sie sollen ausschliesslich einem besseren Verständnis des Textes dienen. Die erste Hälfte des Kapitels bezieht sich vornehmlich auf die Zeit von Anfang bis Mitte der 80er Jahre des 20. Jhds., als - noch recht zaghaft - der Buddhismus in China wiedererwachte, der Shaolin-Tempel noch unter Fremdverwaltung stand und über nur geringe finanzielle Mittel verfügte und sich Shi Xingzheng als Abt des Tempels öfters in die Kreisstadt, Provinzhauptstadt und in die Hauptstadt des Landes begeben mußte, um dort in politischen Kreisen für  Anerkennung, Selbständigkeit und Unterstützung des Shaolin-Tempels zu kämpfen ...



      Mein Meister, der Abt Xingzheng

      Aus dem Buch „Shaolin in meinem Herzen"
      von Shi Yongxin, Abt des Shaolin-Tempels, China 
      (2)


          Mein Meister, der Abt Xingzheng, war ein großartiger Mensch. Im  Alter von 6 Jahren ging er ins Kloster, mit 9 Jahren verlor er auf beiden Augen die Sehfähigkeit. Wenn ihm jemand gegenüber saß, konnte er nicht dessen Gesicht, sondern nur seine ungefähren Konturen erkennen. Mit solch einer körperlichen Beeinträchtigung den Shaolin-Tempel mit seinem ganzen  Ausmaß an Angelegenheiten zu leiten, war natürlich nicht leicht.

            Da sich das Kloster damals in einer wirtschaftlichen Notlage befand, wollten der Abt und ich, wenn wir in die Kreisstadt Dengfeng gingen, die drei Jiao fünf Fen (*chin. Geldeinheiten) für  Fahrscheine nur ungern ausgeben. In aller Frühe kletterten wir in der Nähe des Shaolin-Tempels auf einen der mit Zement, Ziegeln, Sand oder Holz beladenen Karren, der sich  schwankend und schaukelnd mit uns in Richtung Dengfeng begab.
      Ging es weiter weg (gemeint ist Peking), kauften wir uns vor der Abreise etwa 20 große Sesambrötchen, die wir bei uns trugen, um den Hunger zu stillen. Trafen wir auf dem Weg auf eine Teestube, tranken wir dort eine große Schüssel Tee, die zwei Fen kostete. An unserem Ziel angekommen, schliefen wir häufig in einem Badehaus. Kamen wir jedoch zu spät, konnten wir dort nicht mehr übernachten. Da wir aber nur ungern ein Hotel nehmen wollten, schliefen wir dann direkt in den Sitzbänken des Bahnhofs, unsere Körper notdürftig eingehüllt. Als Betreuer des Abtes erschien mir, der ich damals noch ein „kleiner Mönch“ (Novize) war, das ziemlich seltsam und schon gar nicht standesgemäß. Auf dem Bahnhof gab es ein reges Kommen und Gehen, es war kalt und es war unordentlich. Ich konnte weder richtig sitzen, noch stehen oder schlafen und fühlte mich im Grunde meines Herzens recht misslich. Eigentlich hätte man ein wenig Geld für eine einfache, etwas bescheidene Herberge ausgeben können, dann wäre es schon gegangen, aber der Meister  lehnte das ab. In meinem Herzen nistete zwar der Ärger, doch weitaus größer war meine Achtung vor dem Meister.

            In jener Zeit gab es gegenüber der Pekinger Buddhistischen Vereinigung Chinas eine Badeanstalt, in dem man für einen Yuan (chin. Geldeinheit) ein Bad nehmen und übernachten konnte. Fuhr der Meister  nach Peking, wohnte er immer dort, und nachdem einige Jahre vergangen waren, war das gesamte Personal der Badeanstalt mit meinem Meister vertraut. 1985 hatte der Shaolin-Tempel Einnahmen durch Eintrittskarten. Ich sah den alten Abt im Vergleich zu früher viel mehr Geld mit sich nehmen, wenn er ausging, und nahm an, er würde sich ein kleines Hotel zum Übernachten suchen. Als wir dann einmal nach Peking kamen, dachte ich nicht, dass der alte Abt weiterhin die Badeanstalt aufsuchen will. Obwohl er nicht sehen konnte, war er schon sehr erfahren darin, sich an Straßennamen zu erinnern. Der Meister hieß mich gehen und diese Badeanstalt suchen. Er sagte mir: „Du gehst aus dem Bahnhof heraus, fährst einige Straßen weit mit dem Bus bis zu jenem Ort, und da und dort gibt es diese und jene Schilder und Wegweiser“. Ich konnte ihn schwer zurückweisen und hatte keine andere Wahl als  loszugehen. Doch um den Meister dazu zu bringen, zum Übernachten ein kleines Hotel aufzusuchen, sagte ich ihm nach meiner Rückkehr: „Meister, das Badehaus wurde schon abgerissen, das gibt es nicht mehr.“ Von da an begann der Meister, zum Übernachten in ein kleines Hotel zu gehen und nur noch selten in Badeanstalten zu schlafen. Damals hatte der Shaolin-Tempel jedes Jahr schon einige Zehntausend (*Yuan, chin. Geldeinheit) an Einkommen.
            

           1983 (* eigentlich am 8.11.1982) proklamierte das Bauministerium die erste Reihe von Nationalparks  (* 国家重点风景名胜区  Guojia Zhongdian Fengjing Mingshengqu  oder 国家级风景名胜区 Guojia Ji Fengjing Mingshengqu = Nationales Gebiet von landschaftlichem und geschichtlichem Interesse); die Song-Berge sind der erste unter den 36 Nationalparks Chinas. Der Shaolin-Tempel (* der in den Song-Bergen liegt) wurde vom Ministerium für Denkmalschutz nicht dem Bereich der Religion zugeordnet, sondern dem der Nationalparks (*also der touristischen Sehenswürdigkeiten). Vom Nationalpark wurde ein Shaolin-Tempel-Verwaltungsbüro gegründet, doch das was man dem Shaolin-Tempel hätte geben sollen (* die Selbständigkeit), wurde nicht gegeben. Eine tatsächliche Umsetzung der Religionspolitik (* gesetzlich war die Religionsfreiheit hinsichtlich der Ausübung von Religion im chinesischen Kommunismus nie abgeschafft worden, selbst nicht zur Zeit der Kulturrevolution) wurde nicht wirklich erreicht.

            So nahm uns der alte Abt viele Male mit zum Amt für die Einheitsfront der Region Kaifeng, zum Amt für die Einheitsfront des Provinzparteikomitees der KPC (Kommunistische Partei Chinas), zum Amt für die Einheitsfront des Zentralkomitees der KPC, zum Staatlichen Amt für Religiöse Angelegenheiten und zur Buddhistischen Vereinigung Chinas,- und wir erledigten unsere Arbeit. Sie bestand darin, zu fordern, dass die Mönche selbst das Kloster verwalten und zu verlangen, daß das Recht, den Verkauf von Eintrittskarten zu betreiben, von der Kulturbehörde auf die Mönche übertragen wird.

            Da zu dieser Zeit die Religionspolitik wirklich nicht sehr klar war,- das „linke“ Denken war noch verhältnismäßig  üblich,- ging ich oft mit dem Abt zu den Gesprächen (* „Selbstkritik-Gespräche“), zu denen wir aufgefordert wurden. Sogar in unserem Dorf gab es vereinzelt einflussreiche Leute, die uns (*aufgrund der Bemühungen um die Selbständigkeit des Klosters) nötigten und androhten, uns nach dem Gesetz bestrafen und  inhaftieren zu wollen.


            Ein auf beiden Augen nahezu blinder alter Mönch, in Begleitung von mir 17 - 18 Jahre altem Novizen, wandte sich, um die Religionspolitik in die Tat umzusetzen, wieder und wieder an die Obrigkeit in Peking und forderte für die Mönche des Shaolin-Tempels die Selbstverwaltung des Klosters. Der Meister vertrat die Ansicht, die Politik des Landes sei dabei, sich zu bessern, aber nun wollte er auf dieser Basis lieber die gerade günstige Gelegenheit ergreifen. Einerseits strebte der alte Abt nach der Unterstützung aller Leitungsebenen, andererseits wollte er stets gegenüber der Politik der Zentralregierung und des Landes Frieden und Übereinstimmung aufrecht erhalten und mehr noch die Gesetze achten und befolgen.
       
            Letztendlich zahlte sich die Arbeit aus, letztendlich überredeten und bewegten wir die Führung. Der Panchen Lama apellierte für uns an den Nationalen Volkskongress. Der alte Herr Zhao Púchu vertrat unsere Sache auf der Generalversammlung des Nationalen Fakultativkomitees, und auch die Dharma-Meister Júzàn und Zhengguo legten viele gute  Worte für den Shaolin-Tempel ein.

             In den Tagen und Nächten, in denen ich meinen Meister begleitete, wurde mir schon bewusst, dass der Meister einen Plan im Kopf hatte: die Wiederherstellung der religiösen Tradition, die ein Jahrzehnt lang Unheil und Zerstörung erlitten hatte, und die Entfaltung ganz normaler religiöser Aktivitäten.


       
             Der alte Abt war sowohl weise als auch beherzt. Wenn es um die Wiederherstellung und Entwicklung des Shaolin-Klosters ging, hatte er vor nichts Angst. Manche Leute verwenden (die Worte) „Geist eines Bodhisattva und Mut eines Tempelwächters“, um den alten Abt zu beschreiben.  Die Alten im Tempel sagten zu mir: Weißt du, wenn er nicht gewesen wäre, dann gäbe es keinen Pagodenwald mehr. Damals brachten die Roten Garden Sprengstoff zum Pagodenwald, um ihn in die Luft zu jagen. Er trat als Erster vor und spielte mit den Roten Garden um sein Leben, in dem er mit lauter Stimme sagte: „Wenn ihr den Pagodenwald sprengen wollt, dann müsst ihr zuerst mich wegsprengen.“ Letztendlich sind dann die Roten Garden erschrocken davongegangen, und der Pagodenwald wurde nicht gesprengt. Die besten Kulturgüter des Shaolin-Tempels, Buddhastatuen und die Bücher mit den Sutren, wollten die Roten Garden wegnehmen,- er trat vor sie hin, hielt sie auf, und die verehrten Bronzestatuen wurden nicht weggeschleppt. Die Roten Garden nahmen eiserne Harken und wollten die Wandgemälde des Tempels herunterkratzen. Wieder war er es, der sich vorwagte und sie davon abhielt.
      Wer kann sich das vorstellen: die Wandgemälde, die Sutren, die Buddhanstatuen, der Pagodenwald des Shaolin-Tempels, alle sie gibt es noch, nur weil ein alter Abt, dessen beide Augen kurz vor der völligen Erblindung standen, sie unter Einsatz seines Lebens schützte? Sein Beitrag für den Shaolin-Tempel war jenseits des Gewöhnlichen. Auch schaffte dies eine solide Basis für den Wiederaufbau des Shaolin-Tempels.

             Das Leben des alten Abtes war gewiß nicht leicht. Man kann sagen, hätte es ihn nicht gegeben, gäbe es auch keinen heutigen Shaolin-Tempel, wäre er nicht gewesen, dann wäre vielleicht die Geschichte des Shaolin-Tempels abgebrochen. Gerade weil es ihn gab, war dem Shaolin-Tempel , obwohl er die schwierigsten Zeiten sah, eine komplette Fortsetzung der Tradition möglich, einschließlich dem Puls des Dharma, dem Stammbaum, der geschichtlichen Literatur, der Gebäude etc. Der Verdienst des alten Abtes war sehr, sehr groß.

             Ich bin zutiefst von ihm beeindruckt, im Grunde meines Herzens ist er für immer ein Würdenträger in der Geschichte des Shaolin-Tempels wie es ihn selten gibt. Oft gehe ich zum Pagodenwald, dort ist mein Meister beigesetzt …..

             Jetzt habe ich so viel über die Geschichte meines Meisters erzählt, es kommt ganz aus dem Innern meines Herzens. Mir bleibt nicht mehr, als zu sagen: der Meister lehrte mich nicht nur wie man Leid erträgt und wie man sich wie ein Mensch benimmt,- jede seiner Bewegungen und Handlungen ließen mich mehr verstehen: Nur durch Entwicklung erlangt man einen Status, nur durch Entwicklung erlangt man Einfluß, nur durch Entwicklung ist der Shaolin-Temple würdig, die Bezeichnungen „Heiliges Land des Buddhismus“ und „Ursprungsstätte der Chan-Sekte“ zu tragen.

             Alles, was ich heute tue, geschieht aus dem Grund, den letzten Willen meines Meisters wahr werden zu lassen.

             1500 Jahre Shaolin-Tempel sind schon vergangen. Die  künftige Entwicklung wird auch nicht immer reibungslos verlaufen, doch wenn ich daran denke, daß mein Meister für den Aufschwung des Shaolin-Tempels keinerlei Rücksicht auf sein eigenes Leben genommen hatte, wovor sollte ich mich dann fürchten?

       

      Originaltext: 

      我的师父行正方丈

            我的师父行正方丈,是个了不起的人,6岁出家,9岁双目基本失明,对面坐着个人,只能看到个大概的轮廓,看不清脸面,不知道是谁。这样的身体,要主持少林寺大小事务,当然不易。
            由于当时寺院经济困难,我和老方丈去登封县城,三角五分的车票也舍不得花,一大早爬上少林寺周边拉水泥、拉砖、拉沙子、拉木料的货车, 晃晃荡荡地朝登封赶去。出远门,我们在出发前买上二十几只登封的大烧饼,随身带着充饥,在路上遇到茶馆,就喝那种两分钱的大碗茶。到了目的地,经常睡澡堂 子,去晚了,连澡堂子都住不上,旅馆又舍不得住,就直接在火车站的躺椅上身子一裹就睡了。作为侍者的我,当时还是个小和尚,有点不习惯,更有点放不下架 子,车站里人来人往,又冷又乱,我真是坐也不是,站也不是,睡也不是,心里很别扭。其实住稍微差一点的旅馆花个几块钱就可以了,但师父就是舍不得,我心里 面虽然也很窝气,但更多的是对他的敬佩。
            当年,北京的中国佛协对面有家澡堂子,连洗澡加睡觉总共才花一块钱,师父去北京,都是住在那里,几年下来,澡堂子的工作人员都和我师 父熟悉了。1985年,少林寺有了门票收入,我见老方丈出门身上带的钱比以往多了,就想找一家旅馆住。到了北京后,没想到老方丈还是要去找澡堂子。他虽然 眼睛看不见,但他已经把路记得很熟了,师父让我去找这家澡堂子,他对我说,你从火车站出去,坐几路车到什么地方下,有什么招牌指示,我难以拒绝只得去了。 但为了让师父去住旅馆,我回来对他说:师父,澡堂子已经拆了,没有了。从那以后,师父才开始少住澡堂子,去住旅馆。那时的少林寺每年已经有十几万的收入 了。
            1983年建设部公布了第一批国家级风景名胜区,嵩山是中国最早的36家国家风景名胜区之一。但是,文物部门没有把少林寺交给宗教界,而是划拨给风景名胜区了,风景名胜区成立了一个少林寺管理处,该给少林寺的却没给,没有做到真正落实宗教政策。
            于是,老方丈就带着我们多次到开封地区统战部、省委统战部、中央统战部、国家宗教局、中国佛协去做工作,要求僧人管寺,要求把门票的经营权等从文物部门移交给僧人。
            那时,正因为宗教政策不是很明朗,“左”的思想还比较盛行,我跟着老方丈多次被叫去谈话,甚至还被村里个别有势力的人要挟,扬言要把我们法办、拘留。
            一个双目失明的老和尚,带着我这个十七八岁的小和尚,为落实宗教政策,要求少林寺僧人自主管庙,一次又一次去北京上访。师父认为,国家 的政策在好转,但基层还是要抓住机遇才对。老方丈一方面争取各级领导的支持,另一方面始终和中央、国家的政策保持一致,在法律上更要遵纪守法。

            最终,工夫不负有心人,我们终于说动了领导,班禅大师在全国人大替我们呼吁,赵朴初老先生在全国政协大会上替我们呼吁,还有巨赞法师、正果法师,都帮少林寺说了不少话。
      在陪伴师父的日日夜夜中,我已感悟到师父心中有一张蓝图,那就是恢复被十年浩劫破坏了的宗教传统,开展正常的宗教活动。

            老方丈既智慧又勇敢,为了少林寺的恢复和发展,他什么都不怕。有人用“菩萨心,韦驮胆”来形容老方丈。寺庙里的老人对我说:你知道吗, 没有他,就没有塔林。
      当年红卫兵带着炸药要把塔林炸掉,他第一个站出来,跟红卫兵玩命,大声说道:“若要炸塔林,先把我炸了。”结果,把红卫兵吓跑了,塔 林没炸成。少林寺的一批文物、佛像、经书,红卫兵要拿走,他站出来顶住,几尊铜像都没被拉走。红卫兵拿铁耙子,要把寺庙的壁画搂掉,也是他站出来挡住了。 谁能想象,少林寺的壁画、经书、佛像、塔林,都是双目几近失明的老方丈拼了命保护下来的?他对少林寺的贡献非比寻常,这也为少林寺的复兴奠定了坚实的基 础!

            老方丈的一生,确实不容易。可以说,没有他就没有少林寺的今天,没有他,少林寺的历史可能就会断代。也正因为有了他,少林寺即使在最困难的时期,也得到了完整的传承,包括法脉、世系、历史文献、建筑等,老方丈对少林寺的贡献很大很大。


            我受他的影响很深,在我心中,他永远是少林寺历史上不可多得的高僧。我经常去塔林,那里安葬着我的师父……

            说了这么多关于师父的事,是完全发自我内心的,我无非是想说:师父不仅教我怎样吃苦,怎样做人,他的一举一动更让我感悟到,唯有发展,才有地位;唯有发展,才有影响;唯有发展,才配得上少林寺这个佛教圣地、禅宗祖庭的称号。

            我今天所做的一切,都是为了实现师父的遗愿。

            少林寺已走过了1500年,今后的发展,也不会平平坦坦,但只要想到师父为了少林寺的振兴,他可将自己的生死置之度外,我还怕什么?


      *~~~*


      copyright des Original-Textes: Shi Yongxin / Songshan Shaolin si
      download von: http://book.ifeng.com/lianzai/detail_2010_08/09/1912848_2.shtml
      copyright der Übersetzung: yss
      Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yongxin und Shi Yankai
      Foto 1:   Buchcover
      download von: http://image4.club.sohu.com/lz_images/pic/46/0e/b444a049a0edb0e5e8bbef0336160e46.jpg
      Foto 2:   Shi Xingzheng (im Vordergrund) mit drei Schülern; obere Reihe rechts außen: Shi Yongxin. 
      zur Veröffentlichung erhalten von Shi Yankai
      *Preisangabe entsprechend: http://book.ifeng.com/lianzai/detail_2010_08/09/1912848_0.shtml  (Aufruf am 31.01.11)

      24.12.2010 - yss 
      Letzte Änderung: 16.10.2013
      Urheberrechtlich geschützt




      "Sieben Jahre Shaolin" - Shanli



      "Sieben Jahre Shaolin" ist eine Filmdokumentation über Shanli (山力), der 1998 im Alter von 16/17 Jahren von Deutschland nach China reiste und dort blieb, um erst in einer Kampfkunst-Schule und später auch bei Mönchen des Shaolin-Klosters Kampfkunst und Buddhismus zu lernen. Die Dokumentation ist oft auf Youtube als "Raubkopie" erschienen und wieder verschwunden, mittlerweile hat Shanli dort seinen eigenen Kanal, auf dem die Filmdoku zu sehen ist:

      7 Jahre Shaolin 1/4
      7 Jahre Shaolin 2/4
      7 Jahre Shaolin 3/4
      7 Jahre Shaolin 4/4

      Falls die Doku trotzdem mal wieder von Youtube plötzlich verschinden sollte, hier weiterhin der link zu einer niederländischen Web-Seite, auf der er ebenfalls zu sehen ist, mit dementsprechenden Untertiteln. Ein Teil des Films ist in deutscher Sprache ...:





      Und ein Bonus für alle Chinesisch sprechenden Shanli-Fans:
      http://www.56.com/u11/v_NTE1MTU5NzY.html

      Ein Klavierstück aus Shanlis Händen? Hier ist es zu hören: Shanli "Myself" . (Für wahre Shanli-Fans!)

      Es existiert zudem eine Webseite von Shanli, über die man Kurse, Workshops und Konsultationen von ihm buchen kann. (Für noch wahrere Shanli-Fans ...)





      1. Foto: copyright by Erik Klein Nagelvoort
      2. Foto: Aus dem Film "Sieben Jahre Shaolin"
      4.12.2010 - yss
      Letzte Änderung: 30.09.2014


      Shi Zhenjun   释贞俊  



      „In Bewegung ist er wie eine Welle und in Ruhe wie ein Gebirge, im Aufkommen wie ein Affe und im Absinken wie eine Elster. Im Sich-Aufstellen ist er wie ein Hahn und im Stehen-Bleiben wie eine Kiefer, mit der Spannkraft wie ein Bogen und sich drehend wie ein Rad. Schnell ist er wie der Wind und kontrolliert wie ein Adler, leicht wie ein Blatt und schwer wie Eisen. „


      Von den herausragenden Meistern des Shaolin-Tempels sind filmische Aufzeichnungen ihres Kungfu vor der Mitte des letzten Jahrhunderts eine absolute Rarität. So bleibt nur diese Umschreibung um eine Vorstellung von den Besonderheiten im Stil des Kungfu von Meister Zhenjun zu erhalten, dessen Lebenszeit sich über das Ende der Qing-Dynastie und den Beginn der chinesischen Republik erstreckte. Heute haben wir glücklicherweise die Mittel der filmischen Dokumentation zur Verfügung, um das Kungfu der Meister – sofern sie bereit sind, es zu zeigen – festzuhalten und eigenem Sehen und Beurteilen zugängig zu machen.




      Zhenjun , mit dem weltlichem Familiennamen Li (李), wurde 1865 in dem Dorf Yuwan (玉湾村), das zum Kreis Yanshi (偃师县) chinesischen Provinz Henan zählt, geboren.  1872 gab es in Yanshi eine große Dürre, die zu einer hohen Verschuldung der Gemeinden führte und den Menschen kaum genug zum Überleben ließ. Seine Mutter schickte ihn schweren Herzens aus dem Haus und brachte ihn zum „Kloster der Steinsenke“ (石沟寺shigou si), um ihn dort als Schüler in der Obhut des Dharmameisters Chúnyang (淳阳法师) zu lassen. Dieser gab dem kleinen Novizen den Namen Zhenjun. 1879 kam Zhenjun zum Shaolin-Kloster und bat den Großmeister Jiran (寂然, 号晓空) als sein Schüler Kungfu lernen zu dürfen. Er übte fleißig die Faustformen Dahong Quan  (大洪拳), Tongbi Quan (通臂拳), Pao Quan (炮拳), Xinyiba (心意把) und zahlreiche Waffenformen wie den Bronze-Hammer (铜锤 tong chui), die Mondsichel-Schaufel (月牙铲 yueya chan) den Doppelhaken (双钩 shuang gou), den Frühling-Herbst-Säbel (春秋大刀 chun qiu dadao), die Neungliedrige Peitsche (九节鞭 jiu jie bian), die 3 Meter lange Schnurpeitsche (绳鞭 sheng bian) u.v.m. Zudem meisterte er Qigong (气功), die „Kultivierung des Qi“ und Qinggong (轻功), die „Kultivierung der Leichtigkeit“. Sein Kungfu wurde so hervorragend, daß er  Bergbäche hochfliegen, Felswände hochlaufen und sogar aus dem Stand bis zur Zimmerdecke hochspringen konnte. Die Leute nannten ihn  „Feimaotui“ (飞毛腿 ; wörtlich: fliegendes Haar Bein, im übertragenen Sinn: sprinten, jagen).  Würde er heute leben, wäre er vielleicht als Traceur eines „Shaolin parkour“ oder als „Shaolin free-runner“ bekannt …


      Shi Dechan erzählte: „Einen Monat vor seinem Tod führte Zhenjun vor der Halle des Abtes die Schnurpeitsche vor. Was für Bewegungen! Was für ein „Die goldene Seidenraupe spinnt Seide“, „Die Schlange züngelt“, „Donner, Blitz und Feuer“! Den Zuschauern wurde ganz schwindelig vor Augen; sie klatschten in die Hände und jubelten. Noch während die Schar der Mönche ihm applaudierte,  hörte man wie aus einem Mund ein „Aaaaah“: Zhenjun war bis oben an den Dachfirst der Abthalle gesprungen. Die Mönche und Pilger waren nicht wenig erstaunt und riefen  einstimmig : « Göttliche Kunst, göttliche Kunst ! ».“ 


      Nicht nur Shi Zhenjuns Fertigkeiten in der Kampfkunst waren herausragend, sondern auch seine hohe Ethik; er belehrte die Mönche und Anhänger: „Jeder Shaolin-Jünger muss ernsthaft die Regeln der Kampfkunst beachten und schützen. Es ist verboten, die Schwachen geschickt zu betrügen, Schaden anzurichten, die Menschen zu behindern und zu berauben. Jeder, der diesen Vorgaben zuwider handelt, wird mit aller Härte bestraft und ausgeschlossen“.
      Er schrieb folgenden Text: „Im allgemeinen betrachte ich die alten Menschen als meine Eltern, die Gleichaltrigen als meine Geschwister, die Jungen als meine Kinder. Warum sollte ich sie je verletzen?“


      Sein Unterricht war sehr streng, doch liebte Zhenjun seine Schüler als wären sie seine Söhne. Bei allen Ordensangehörigen genoss er großen Respekt und Wertschätzung. Gab es im Kloster Streitigkeiten, Zank oder kleine Kämpfe, mußte man ihn nur sehen oder ihn vor Unzufriedenheit schnauben hören, dann verschwand alle Wut wie sich auflösende Wolken und  die Kontrahenten gingen eilig auseinander. Alle jene Anhänger innerhalb- und außerhalb des Klosters, die von ihm Kungfu lernten, nannten ihn deshalb den „ Vorzüglichsten Meister auf dem Altar des Kungfu“.


      Zu Beginn der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts gab es vier, fünf „kleine Mönche“ (小和尚) im Tempel. „Kleine Mönche“ nannte man die Kinder, die von ihren Eltern - meist aus sozialer Not - in den Tempel gebracht wurden. Sie genossen als die „jungen Triebe“ des alten Shaolin-Tempelbaumes die besondere Beachtung und Fürsorge der älteren Mönche. Um diese Sprößlinge aufzuziehen und den damit einhergehenden Erfordernissen gerecht zu werden, wurden spezielle Meister von außerhalb in den Tempel gebeten, die sie unterrichten sollten. Einer dieser „kleinen Mönche“ war Diao Junqing ( 刁俊卿),  der schon im Alter von 4 Jahren in den Shaolin-Tempel gekommmen war und den buddhistischen Namen Xingshu (行書) erhalten hatte. Wie es dazu kam, daß er einige Jahre später von Zhenjun als Schüler angenommen wurde, ist in einer von Diao Shanduo (刁山多,Sohn des später in den Laienstand zurückgekehrten Diao Junqing) überlieferten Geschichte festgehalten:


      Jener von außen in den Tempel gebetene Lehrer für die Kinder unterrichtete gleichermaßen Kampfkunst und Schrifttum. Eines Tages wollte er ausgehen und trug zuvor den „kleinen Mönchen“ auf, eine Hausaufgabe auszuführen: „In drei Tagen kehre ich zurück, jeder von euch muß bis dahin die Lankavatara-Sutra auswendig lernen.“  Nach zwei Tagen schon kam der Lehrer zurück und traf auf die Kinder, die weder Kungfu übten, noch die Sutra lernten, sondern gerade im Freien herumalberten und spielten.  Augenblicklich fing der Lehrer an, jedem der Kinder mit seinem Tabaksbeutel auf den Kopf zu schlagen, auf daß es eine „Glühbirne“ (‘电灯泡’ diandengpao) bekomme. Zhenjun, der das Ganze durch den Vorhang seines Zimmers gesehen hatte, kam heraus, hielt den Lehrer an und schaute sich das Ergebnis dessen, was geschehen war, an.
      Er fragte: „Könnt ihr die Lankavatara-Sutra auswendig?“
      Jeder der kleinen Mönche senkte den Kopf und schwieg, nur Xingshu sagte: „Ich kann sie auswendig!“ Zhenjun ließ ihn die Sutra aufsagen, und der Junge rezitierte sie Wort für Wort ohne einen Fehler, sodaß der Lehrer in eine peinliche Lage geriet und ganz verlegen wurde. Zhenjun sagte nur: „Dieses Kind kommt mit mir!“ Von da an folgte Xingshu Meister Zhenjun, er war damals 7 oder 8 Jahre alt.



      Mit Xingshu und vier weiteren Novizen gab Shi Zhenjun 1936 anläßlich des Besuchs von General Qiang Kai-shek (蔣介石 Jiang Jieshi) im Shaolin-Tempel eine Vorführung von Shaolin-Kungfu. Während heute politische und andere Prominenz  im Shaolin-Tempel ein und aus geht, war in jenen Jahren des Bürgerkriegs das Interesse und der Besuch eines derart hochrangigen Politikers und Militärs eher eine Besonderheit.




      Meister Zhenjun kannte sich nicht nur mit der Kampfkunst aus, sondern auch mit Tuina (Massage), Akupunktur und Moxa, Dianxue (Manipulation der Vitalpunkte des Körpers), Pulsdiagnose und dem Zusammenstellen von Rezepturen. Oftmals versorgte er in seinem kleinen Behandlungsraum seine Ordensbrüder, wenn sie sich beim Kungfu-Training verletzt hatten. Er verfügte über zahlreiche Geheimrezepte und stellte auch auf eigene Kosten Medikamente her. Vom Kloster aus fuhr er in alle Himmelrichtungen zu den Kranken nach Hause, wenn sie seine Hilfe benötigten. Es heißt, er habe niemals von ihnen Geschenke angenommen. Zu den von ihm verwendeten Rezepturen, die er bei Verletzungen durch Fall oder Schläge benutzte, zählte das schon von Fuyu  (福裕), dem Abt des Shaolin-Tempels zur Zeit der Song-Dynastie entwickelte „Shaolin-Geist-Pflaster“ (少林神膏  shaolin shen gao). Es wurde von Zhenjun in über 1000 Fällen angewandt und war in einem Radius von 50 km um das Kloster herum bekannt.


      Als ein Kenner der drei wesentlichen Elemente der Shaolin-Kultur – Chan-Buddhismus, Kungfu und Medizin – und als einer der angesehensten und höchstgeachteten Mönche übernahm Shi Zhenjun mehr als 30 Jahre lang die Verantwortung für die Angelegenheiten des Tempels. 1939 starb er im Alter von 74 Jahren.


      Neben Xingshu (行書) und Dechan (徳禅) zählten auch Sujing (素静), Suyin (素印), Suguang (素光), Sushuai (素帅) und Suzhao (素肇) sowie Zhang Guangjun (張廣俊)  zu Shi Zhenjuns Schülern. 
      Shi Suguang, 1891 geboren, kam im Alter von 16 Jahren ins Kloster  zu Zhenjun und galt als ein außerordentlich begabter Schüler. Er verstarb 1917 - also schon im Alter von 26 Jahren - an einer Lungentzündung.

      In besonderem Maß trauerte Shi Dechan um Shi Zhenjun. Nachdem Dechan Shi Suguang, den Meister, zu dem er als Kind gebracht wurde, durch dessen frühen Tod verloren hatte, wurde Zhenjun sein Tonsurmeister. Sein Leben lang war Dechan voller Verehrung und Bewunderung für den „Großvater-Meister“. In seiner Trauer schrieb er: „Der Ahnherr kam aus der Armut und einem Berg an Tränen.  Überirdische Weisheit öffnete ihm das Verständnis für die schwierigen Sutren. Sein tägliches Brot war hart wie 100 Tragestangen und bitter wie die Huanglian-Pflanze. Sein hervorragendes Kungfu ist unter Tausenden führend. Unzähligen Mönchen verhalf er mit seiner Medizin zur Genesung. Sein Können wird zutiefst verehrt. Seine Nachkommen versprechen, an seinem Vorbild festzuhalten …“


      Shi Dechan leitete die große Zeremonie, mit der Shi Zhenjun auf einem kleinen Friedhof  ca. 1,5 km vom Shaolin-Tempel entfernt begraben wurde.


      ***~~~***



      Foto: Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yongchuan

      Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
      25.11.2010 - yss 
      Letzte Änderung: 2.12.2010
      Urheberrechtlich geschützt



      Shi Degen  释德根 
      und seine Schüler


      Degen war im Dorf Guangdimiao zuhause. Im Familienhaushalt lebten noch seine alte Mutter, eine Schwägerin und ein paar Brüder. Eines Tages, als er seine Familie besuchte, hatte die alte Mutter ein Rind in die Reismühle eingespannt. Sie ärgerte sich darüber, daß das Tier so langsam lief und forderte Degen auf, es anzutreiben. Degen fegte mit einem Weidenzweig über seinen Rücken, pfiff und  feuerte es mit lauter Stimme an, das Rindvieh lief immer noch langsam. Die Mutter sagte: „Kannst du es nicht mit der Hand ein wenig schlagen?“. Degen klatschte dem Tier mit der flachen Hand auf das Gesäß. Es fiel hin. Es blieb liegen. Es wollte partout nicht mehr aufstehen. Seine Hüfte war gebrochen...


      Als Degen etwas über 20 Jahre alt war, fuhr er mit einigen Meisterbrüdern nach Xi’an, um dort die Mönchsweihe zu erbitten. In einer Straße der Stadt wurde gerade ein Kampfpodest errichtet. Einige Zeit später kam ein alter Mönch zu Degen und sagte: „Komm’, komm’ und sieh dir das an!“ Degen ging zu dem Kampfpodest und stellte sich davor. Zu seiner Linken sah er eine Holztafel mit der Aufschrift: „Die Faust schlägt beide Ufer des Gelben Flusses“ und rechts eine zweite, auf der geschrieben stand: „Der Fuß tritt die Shaolin-Helden“. Degen schnellte auf das Podest und begann auf den dort stehenden Mann einzureden: „Wir in die Hauslosigkeit Gegangenen (Mönche) möchten nicht in solche weltlichen Angelegenheiten verwickelt werden. Wir hoffen, ihr wollt uns keine Sorgen machen.“ Er bat darum, den Satz „Die Füße treten die Shaolin-Helden“ auszuwechseln. Der Mann erwiderte eingebildet und wütend: „Wer ein Kampfpodest errichtet, fürchtet nicht, sich zu schlagen. Hat man das Können, so sollte man es im Kampfring zeigen, und die Sprüche werden von selbst ausgewechselt“. Degen wiederholte mehrmals seine Bitte, doch der Mann hörte nicht auf ihn, verspottete ihn und forderte ihn dreimal direkt zum Kampf auf. Dreimal lehnte Degen ab, bei der vierten Aufforderung willigte er ein, unter der Bedingung daß beide Kontrahenten niederschrieben, daß sie freiwillig Verletzung und Tod in Kauf nehmen würden  und der Andere dafür nicht belangt werden solle. So kam es zum Kampf, zu dessen Beginn Degen sich darauf beschränkte, den Attacken seines Gegeners auszuweichen. Als dieser ihn in einem Moment der Unaufmerksamkeit mit einen Fußfeger  überraschte, antwortete Degen mit einem Yinyang-Ellbogen-Hammer (aus Xiaohong Quan). Dem folgte ein „Yang“-Faustschlag mit der Rechten in die Magengrube des Arroganten. Nachdem Degen noch einen zweiten Faustschlag mitten in die Herzgegend plazierte, fiel sein Gegner nach hinten über, spuckte auf dem Boden liegend noch etwas Blut und verstarb. Augenblicklich brauste der Beifall von der Menge, die unten vor dem Kampfpodest stand , los und alle priesen die Kühnheit der Shaolin-Kampfkunst und die Stärke von Degen. Das Kampfpodest wurde später dem Feuer übergeben.




      Dies sind zwei Geschichten über den Großmeister Degen wie sie, ausgehend von zweien seiner direkten Schüler (Zhu Tianxi und Shi Yongwen, s.u.), in mehreren, leicht verschiedenen Versionen im chinesischen Internet kursieren.  Sie zeigen auf, dass die enorme Effizienz und Durchschlagskraft von Degens Shaolin-Kungfu – wie in der ersten Geschichte – ihm anfangs wohl selbst nicht völlig bewußt war und - wie in der zweiten Geschichte - für seine Kontrahenten den schnellen Tod bedeuten konnte.


      Das exzellente Shaolin-Kungfu des Meisters und sein ungestümer Wille, für den Ruhm und die Ehre des Shaolin-Kungfu einzutreten, fand in vielen Anekdoten und Erzählungen ihren Niederschlag. Degen ist nicht nur einer der berühmtesten Kungfu-Meister des Shaolin-Tempels im letzten Jahrhundert, er zählt zu den wenigen Meistern, die in jener Zeit eine entscheidende Rolle für das Überleben des traditionellen Shaolin-Kungfu innehatten. Bis heute ist sein Wirken von großer Bedeutung und sein Name ist in Fachgesprächen über das gegenwärtige traditionelle Shaolin-Kungfu stets präsent.

      *1


      Shi Degens weltlicher Name ist Han (韩). Er stammt aus dem Dorf Guangdimiao (关帝庙村) im Kreis Gongyi (巩义)  der chinesischen Provinz Henan (河南省). 1914 geboren, wurde er im Alter von 6 Jahren in das  Chaomi-Kloster (炒米寺) gebracht. Dieses lag im selben Kreis wie sein Heimatdorf und war ein Nebentempel des Shaolin-Klosters. Dort nahm ihn Meister Suduan (素端) als Schüler an und gab ihm - entsprechend der Generationenfolge des Shaolin-Tempels - den buddhistischen Namen Degen. Es war wohl richtungsweisend, dass er schon in früher Kindheit an diesen Meister geriet, der für sein hervorragendes Kungfu bekannt und zugleich ein sehr strenger Lehrer war. Mit  16 Jahren kam Degen zum Shaolin-Tempel, wo er als  Schüler von Shi Zhenxu (贞绪) weiter Buddhismus und Kungfu lernte. Die Mönchsordination erhielt er in der Stadt Xi’an nach Vollendung seines zwanzigsten Lebensjahres (1934).


      Auf Einladung von Shi Zhenxu kam in den 30er Jahren Wu Shanlin (吴山林, auch: Wu Sanlin 吴三林), der Sohn des herausragenden Kungfu-Meisters und ehemaligen Shaolin-Mönchs Wu Gulun (吴古倫), in den Shaolin-Tempel, um dort Kungfu zu  unterrichten. Shi Degen wurde zu einem seiner eifrigsten Schüler. Nach drei Jahren verließ Wu Sanlin den Tempel,– angeblich war er enttäuscht über die geringe Anzahl der Mönche und deren charakterlichen Eigenschaften. Shi Degen soll jedoch weiterhin engen Kontakt zu ihm gepflegt haben, und nachdem er später erkrankte, soll sich Wu Shanlin wiederholt nach seinem Gesundheitszustand erkundigt haben.


      Als 1941 im Tempel die „Shaolin-Mittelschule“ (少林中学) gegründet wurde, übernahm Shi Degen den Kungfu-Unterricht. Fünf Jahre später wurde er leitender Trainer der  Kampfmönche des Shaolin-Tempels (少林寺武僧教头shaolinsi wuseng jiaotou). Ein Teil dieser 30 Kampfmönche ging 1948 zum Militär.  Die äußeren Bedingungen in jener Zeit waren weiterhin schwierig: in der ersten Hälfte des Jahrzehnts litt der Shaolin-Tempel -wie ganz China - unter der japanischen Besatzung, in der zweiten Hälfte flammte erneut der Krieg zwischen den Guomindang und den Kommunisten auf, der sich 1949 zugunsten der Kommunisten entschied.


      Nach der Gründung der Volksrepublik China im Oktober 1949 verlor der Shaolin-Tempel durch die bald darauf folgende Landreform einen Großteil seines Landbesitzes und damit einen wesentlichen Teil seiner materiellen Existenzgrundlage. Wie viele andere Mönche kehrte auch Degen in den Laienstand zurück und lebte ab 1950 wieder in Guandimiao. In den folgenden Jahren war er in verschiedenen Arbeitseinheiten der Gegend tätig; unter anderem unterrichtete er das Ensemble für Gesang und Tanz der Provinz Henan  (河南省歌舞団 ).
      1958 wurde er als Trainer in der vom Kreis Dengfeng errichteten Wushu-Schule (登封县 武术学校) engagiert. In dieser Zeit legte die Regierung noch Wert auf die Förderung der chinesischen Kampfkünste, und Degen wurde durch die Bezirke Dengfeng, Gongyi und Huashi geschickt, um dort an den Grundschulen Sportlehrer und Schüler in Kungfu zu unterrichten.  Von der Dengfenger Behörde für Bildung und Sport(登封教育局) erhielt er 1962 eine Festanstellung als Lehrkraft für Kungfu.
      Gern nahm er in jenen Jahren seine Schülerin Chen Qiuju (陳秋菊) mit zum Unterricht und ließ sie einzelne Kongfu-Bewegungen demonstrieren. Chen Qiuju war eine begabte, gut aussehende Schülerin aus Dengfeng Dajindian, die im Alter von 12 Jahren begonnen hatte, von Degen Kungfu zu lernen. Im Verlauf von 10 Jahren  lernte sie von ihm eine Vielzahl an Faustformen, unter anderem  Xiaohong Quan, Dahong Quan, Meihua Quan, Luohan Quan, Xinyiba, Tongbi Quan, Zui Quan u.a.  Zudem lehrte Degen sie Meihua-Speer, Meihua-Schwert, Zwölfgliedrige Peitsche, Tigerkopf-Haken und einige der heutzutage nur noch selten gezeigten alten Waffenformen. Nachdem sie 1970 ihr Universitäts-Studium abgeschlossen hatte, zog Chen Qiuju in die Mongolei, wo sie leider die Ausübung von Kungfu aufgab.


      Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit nahm Degen in dieser Zeit nicht selten als Vertreter des Shaolin-Kungfu an Wettkämpfen auf Provinz- und Landesebene teil. Als Gewinner mehrerer Goldmedaillen brachte er so dem Shaolin-Kungfu viel weltlichen Ruhm und Ehre und damit gesellschaftliche Anerkennung ein. Von den dadurch eingenommen Preisgeldern kaufte er auch einige Zugtiere zum Pflügen für die im Tempel verbliebenen Shaolin-Mönche,- in jenen Zeiten der Not eine wertvolle Hilfe.


      Auch über andere Bereiche der Kultur erstreckten sich die Bestrebungen des Meisters, das Shaolin-Kungfu am Leben zu erhalten und zu verbreiten.
      Das Amt für Kultur und Bildung der Stadt Dengfeng (登封市文教局) gab 1962/63 eine schriftliche Übersicht zum Thema Shaolin-Kongfu in Auftrag. Wang Xinmiao (王欣淼) zeichnete die mündlichen Darlegungen Shi Degens auf, und so entstand das Werk „少林功夫概要“ (Shaolin gongfu gaiyao), das, leider nur intern veröffentlicht, zu seiner Zeit die umfassendste Information über Shaolin-Kungfu bot.
      Am 7.8.1963 feiert der Film „Burning of the Shaolin Temple“ von Lee Fa in Hongkong seine Premiere. In diesem Film führt Shi Degen Bewegungen des Shaolin-Faustkampfes im Songshan Shaolin-Tempel vor. Das Geld, das er für die Arbeit in dem Film erhielt, soll er  den Mönchen des Shaolin-Tempels gegeben haben.


      In der zweiten Hälfte der 60er Jahre wurde der Bevölkerung Chinas, als sie gerade dabei war, sich ein wenig von den großen Hungersnöten am Anfang des Jahrzehnts zu erholen, das Joch der Kulturrevolution auferlegt. Für Degen hatte dies eine besondere Bedeutung: Kungfu wurde von den Roten Garden als reaktionär angesehen und konnte nur noch im Geheimen ausgeübt und unterrichtet werden. Der Meister zeigte Beständigkeit, praktizierte sein Kungfu im Verborgenen und gab seinen engsten Schülern weiterhin Unterricht.


      Degen liebte den Tabak. Selbst in den harten Zeiten der 60er Jahre, führte er stets eine kleine Tabakspfeife mit sich. Wenn einer seiner Schüler ihm Zigaretten schenkte, mahnte er ihn, nicht so viel Geld zu verschwenden: für ihn sei es gut genug, Tabakblätter in seiner Pfeife zu rauchen.
      1968 war er schon schwer an einem Lungenleiden erkrankt. Im Alter von 56 Jahren erlag er 1970 seiner Krankheit und wurde in seinem Heimatort Guandimiao bestattet.




      Shi Degen beherrschte mehr als 100 Formen der Shaolin Kampfkunst, sowohl  Faustkampf- wie auch Waffenformen, und eine Unmenge an Prinzipien und Techniken. Zu den wichtigsten Elementen in seinem umfangreichen  Shaolin-Kungfu zählen Luohan Quan (罗汉拳) und  Rou Quan (柔拳). Von besonderer Bedeutung ist auch, daß Degen einer der wenigen Erben des ehemals streng geheimen Xinyiba (心意把) war, jener Kampfkunst, die früher stets nur innerhalb des Shaolin-Tempels an Mönche weitergegeben wurde, die ihrer würdig waren. Längst ist das Xinyiba über die Tempelmauern hinweg zu den weltlichen Kungfu-Meistern gelangt, doch soll es nach Angaben von Mönchen des Tempels noch einen Teil geben, der weiterhin nur innerhalb der Mönchsgemeinschaft gelehrt wird.

      Für den Shaolin-Tempel spielte Shi Degen eine Schlüsselrolle, da er die Shaolin-Kampfkunst, durch die der Tempel so berühmt geworden war, noch unter schwierigsten Bedingungen bewahrte, pflegte und an die zukünftigen Generationen weitergab,- ein für den den Fortbestand des Shaolin-Kungfu nicht hoch genug einzuschätzender Verdienst.
      Unter den außerordentlich zahlreichen Schülern, die er im Laufe seines Lebens unterrichtete, finden sich viele weltliche Schüler,- einerseits ein Attribut an die damalige politische und soziale Situation,- andererseits war ein gewisser Austausch mit der Kampfkunstwelt außerhalb der Tempelmauern in der gesamten Geschichte des Shaolin-Tempels gegeben. Viele der Meister, die in der heutigen Zeit zu Recht als Erben und somit vertrauenswürdige Repräsentanten des traditionellen Shaolin-Kungfu gelten, stehen in Degens Traditionslinie: entweder haben sie direkt von ihm gelernt (die jetzt „Alten“ bzw. „Senioren“) oder von seinen herausragendsten Schülern (die Jüngeren). Zu den bekanntesten Schülern von Shi Degen zählen:
      • Yang Guiwu 揚桂吾    Er wurde 1931 in Sanjiadian im Kreis Yanshi der Provinz Henan geboren. Seine Eltern hatten eine Apotheke nicht sehr weit vom Shaolin-Tempel entfernt und gehörten damit zu den wohlhabenderen Menschen der Gegend. Degen kam öfters in ihrem Geschäft vorbei und da der junge Yang etwas schwächlich war, forderte sein Vater ihn auf, von Degen Kongfu zu lernen.  So wurde er im Alter von 14 Jahren  sein Schüler und erhielt den buddhistischen Namen Xingyi (行意). Nach seiner Aussage ist er der früheste Schüler von Degen. Er lernte auch von Wu Shanlin Kungfu, zudem von Shi Dechan die Shaolin-Medizin. Daneben befasste er sich intensiv mit Chan-Buddhismus. Er blieb bei Degen bis 1970, danach war er bis zu seiner Pensionierung 1983 in einer Arbeitseinheit tätig. In einer Filmdokumentation über den Shaolin-Tempel von 1982 ist ein Ausschnitt seiner Kampfkunst für die Nachwelt festgehalten: sie zeigt ihn in der ehrwürdigen Tausend-Buddha-Halle des Shaolin-Tempels beim Unterrichten von Xinyiba und ist wohl die erste filmische Aufzeichnung von Shaolin Xinyiba überhaupt. Einer seiner prominentesten Schüler ist Shi Dejian (徳建), der heute einen kleinen Tempel in Sanhuangzhai unweit des Shaolin-Tempels leitet. Ein anderer seiner Schüler, Hu Zhengsheng (胡正生), führt heute eine Kungfu-Schule (International Shaolin Temple Traditional Wushu Institute) in dem Dorf Shilipu, ebenfalls nur wenige Kilometer vom Shaolin-Tempel entfernt. Yang Guiwu verstarb 2010.
        • Yang Jucai  杨聚才   1932 in Dengfeng geboren, lernte er schon als Kind die Armut kennen. Mit zehn Jahren verließ er sein Elternhaus, wurde im Shaolin-Tempel von Meister Xingzhi (行智) als Schüler angenommen und erhielt den buddhistischen Namen Yongding (永定). Von Shi Degen lernte er Pao Quan, Luohan Quan, Säbel-Formen u.v.m. 1948 verließ er den Tempel und schloß sich der kommunistischen Befreiungsarmee an. Nach der Demobilisierung arbeitete er als Sporttrainer für die Stadt Dengfeng. In seinen späten Jahren wurde Shi Guo Song (释果松) einer seiner Schüler,- aufgrund des gesundheitlichen Zustands Yangs jedoch nur für kurze Zeit. Im Alter von nur 57 Jahren verstarb Yang Jucai 1989.
          • Diao Junqing  刁俊卿    Er lebte von 1916 bis 1989. Im Alter von 4 Jahren kam er in den Shaolin-Tempel. Als (Urenkel)-Schüler des hoch angesehen Shaolin-Mönchs Shi Zhenjun erhielt er den buddhistischen Namen Xingshu (行書). Auch Wu Gulun und Shi Zhenxu zählen zu seinen Lehrern. Von Vielen wird er als Meister der „Bodhidharma-Schwert“-Form angesehen. Nach der Gründung der Volksrepublik China ging er in den Laienstand zurück. Er ist der Vater von Diao Shanduo (刁山多),- ehemals Shi Yongzhi (释永智),- einem international bekannten sekulären Kungfu-Meister und Inhaber einer großen Schule in der Nähe des Yongtai-Nonnentempels. Diao Shanduo ist einer der bekanntesten Vertreter des traditionellen Shaolin-Kungfu. Kungfu-Schülern in Europa und Amerika ist er meist  durch seine weltweit verbreiteten Kungfu-Lehrfilme bekannt.
          • Wang Tianren  王天仁    Er trat 1937 in das Shaolin-Kloster ein. Sein Meister, Shi Zhenxu, gab ihm den buddhistischen Namen Suxiang (素祥). Später ging Wang in die Armee und erhielt als Fallschirmjäger militärische Ehrungen. 1952 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas. Nach seiner Pension 1980 widmete er sich  wieder verstärkt dem Kungfu (Unterricht, Wettkämpfe, Vereine). 
          • Liu Cunliang  劉存良    Liu, 1934 geboren, war ein Laienschüler von Shi Degen aus Dengfeng. Zu seinen „Spezialitäten“ gehören Xiaohong Quan, Paochui und Xinyiba. 
          • Liu Zhenhai  刘振海   Er stammt aus Dajindian im Kreis Dengfeng, wurde 1933 geboren und ist bekannt für sein Shaolin Xinyiquan und Liuhequan. Er verfasste mehrere Bücher, darunter eines über Shaolin Wushu (少林武术拳械录), das von der Wushu-Vereinigung Chinas mit Auszeichnungen bedacht wurde. 1983 wurde er in die Reihe der „10 außerordentlichen Senior-Meister des Faustkampfes“ (“十佳老拳师”) aufgenommen.
          • An Zhenxi  安振喜  
          • Wang Xiqian  王西乾    Wang verfasste 1984 ein Buch über Xiaohongquan.
          • Gen Heying   耿合営    stammt aus Dengfeng und ist ebenfalls für seine Bücher über Shaolin-Kungfu bekannt.
          • Zheng Jinbao  鄭進宝
          • Li Yinzhang 李寅长    aus  Guandimiao
          • Han Shubin  韩树斌    ebenfalls aus Guandimiao
          • Shi Yongwen  石永文    1945 in eine Familie geboren, in der sowohl die Kampfkunst als auch die Heilkunde augeübt wurde, fing er schon in jungen Jahren an, von seinem Vater  Kungfu zu erlernen. Es folgten weitere Meister, bis Yongwen in den 60er Jahren Degen bat, ihn als Schüler anzunehmen. Zur Zeit der Kulturrevolution fuhr er oft von seiner Heimatstadt Kaifeng aus zu Degen nach Guandimiao, um von ihm zu lernen. Als dieser ihn aufgrund seiner Krankheit nicht mehr unterrichten konnte, schickte er ihn zu Wu Shanlin, der ihm Xinyiba und Pao Quan lehrte. Später lernte Shi Yongwen unter anderem noch von Shi Suxi (素喜大师) Tongbi Quan und Säbel-Formen. Von Shi Xingzheng (行正法师) wurde er als Laienschüler angenommen. Da er von ihm den buddhistischen Namen Yongwen erhielt, änderte er seinen ursprünglichen Vornamen Xinwen (喜文) in Yongwen. Auch legte er die Bodhisattva-Gelübde ab. Shi Yongwen zählt zu den herausragenden Vertretern des traditionellen Shaolin-Kungfu mit einem in jeder Hinsicht sehr rustikalen Stil.  Er unterstützte den Shaolin-Tempel in vielfacher Weise, z.B. indem er sich an der Materialsammlung und Forschungsarbeit in Bezug auf  traditionelles Shaolin-Kungfu beteiligte und an wichtigen offiziellen Präsentationen des Shaolin-Tempels (Taiwan-Besuch, 1500-Jahresfeier u.a.) teilnahm, um traditionelles Shaolin-Kungfu vorzuführen. Er schrieb zahlreiche Bücher über Shaolin-Kungfu und ist Inhaber einer Kungfu-Schule in Kaifeng.
          • Zhu Tianxi  朱天喜      Der 1947 geborene Zhu Tianxi ist einer der angesehensten Repräsentanten des traditionellen Shaolin-Kungfu, das in seiner Schule in Zhengzhou weitergegeben wird. Er widmet sich auch der Erforschung von Kungfu, Chan und Medizin des Shaolin-Tempels und veröffentlichte mehrere Bücher über Shaolin-Kungfu, unter anderem eines über Luohan Quan. Die von ihm entwickelte „Shaolin“-Medizin wird von der Henan Healthcare Products Co.Ltd (deren Vorsitzender er ist) verkauft und ist sowohl im Shaolin-Tempels selbst wie auch über mehrere Anbieter im Internet zu beziehen.  Seine Schule und er selbst erhielten zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Auch außerhalb von China ist er mittlerweile recht bekannt und kann einige prominente Protagonisten des Shaolin-Kungfu in den USA  seine Schüler nennen. - Bevor Zhu Tianxi (buddh. Name: Xingzhen 行真) von Shi Degen Kungfu lernte, war er einer der favorisierten Schüler von He Ru (何如), einem Meister des Shaolin Taizu-men in der Provinz Henan. Auch He Futong (何福同), der große Taizu-Altmeister, war ihm sehr zugetan und förderte ihn. Zhu war zudem Meisterschüler von Chen Mingyue (陈明月), einem alten Freund von Shi Degen, der seinen Zögling dem Shaolin-Meister empfahl.  So begann Zhu ca. 1965 von Degen Kungfu zu lernen und durchstand mit ihm manche harte Zeit. Zhus eigenen Angaben zufolge war er der letzte enge Schüler, den Degen angenommen hat,- der Schüler, der die Türe schließt (関門弟子) …

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          Fotos *1: aus dem Buch "Luohan Quan" von Shi Yongwen, copyright Shi Yongwen
          Foto *3: copyright yss
          Filmsequenz Yang Guiwu: aus "Shaolin Kungfu, Lots of hard work", download von "youku" (chin. Videokanal).

          Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
          1.11.2010 - yss
          Letzte Änderung: 20.02.2014
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