Die Mahavira-Halle 
(大雄宝殿 / 大雄寶殿  dà xióng bǎo diàn)

Hat man die Tore der Halle der Himmelskönige durchschritten, beginnt die Reihe der Haupthöfe und -Gebäude, die auf der Zentralachse im inneren Bereich des Shaolin-Tempels liegen. Man durchquert einen weitläufigen Hof mit großen, schlanken Bäumen, zwischen denen meterhohe Stelen aufgestellt sind, und gelangt über eine Treppe zur  Mahavira-Halle. Sie ist die Haupthalle des Tempels, in der die täglichen Zeremonien stattfinden und die großen buddhistischen Feste zelebriert werden. 

Aufgang zur Mahavira-Halle

Die chinesischen Bezeichnung der Halle - 大雄宝殿 dà xióng bǎo diàn - lautet in deutscher Übersetzung „Kostbare Halle des großen Helden“ oder „Schatzhalle des großen Helden“. Sie bezieht sich auf den Ehrennamen des Shakyamuni-Buddha in Sanskrit: „Großer Held“ (महावीर mahāvīra), auf der auch die Bezeichnung beruht, die in der deutschen Sprache am gebräuchlichsten ist: Mahavira-Halle. Ein weiterer, jedoch eher selten verwendeter Name ist „Halle der Buddhas der drei Zeitalter“. Die Mönche des Shaolin-Tempels nennen die Halle meist vereinfacht „Große Halle“ (大殿 dà diàn), „Schatzhalle“ (宝殿 bǎo diàn)  oder „Buddha-Halle“ (佛殿 fó diàn).


Shaolin-Tempel, Aufgang zur Mahavira-Halle (vor 1928) *

Schon in den ersten chinesischen Kopien buddhistischer Klosteranlagen Indiens findet sich die Buddha-Halle unter den drei Hallen, aus denen sich seinerzeit ein Kloster konstituierte, und zu denen auch die Halle der Himmelskönige und die Dharma-Halle zählten. Die Buddha-Halle war die wichtigste von ihnen, denn sie symbolisierte die räumliche Präsenz  des Buddha, die zuvor durch nur durch die Stupa (mit den in ihr vorhandenen Reliquien) gegeben  war. Ab der Tang-Zeit setzte eine Verlagerung des Kults von der Buddha-Halle auf die Person des Abtes ein, der zunehmend als lebendige Manifestation des Buddha angesehen wurde. Gemäß der Chan-Mythologie lehnte Baizhang Huaihai, der das erste eigenständige Chan-Kloster gebaut und die ersten Regeln für Chan-Klöster aufgezeichnet haben soll, den Bau einer Buddha-Halle in seinem Kloster ab und ließ stattdessen eine Meditationshalle errichten. Auch der Chan-Meister Deshan Xuanjian wird als erklärter Gegner der Buddha-Halle angesehen. Nichtsdestotrotz war und ist bis heute die Buddha-Halle wichtiger Bestandteil der meisten  Klosteranlagen des han-chinesischen Buddhismus, auch jener der Chan-Schule.


Die Mahavira-Halle vor 1928: Wandgemälde (links), Altar mit Statuen (rechts)*

 Als die ältesten erhaltenen Teile der Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels werden Partien der Steinwand und eine eingelassene Stein-Inschrift angesehen, die darauf hinweisen, dass die Halle im Jahr 1169 erbaut wurde. In den Dynastien der Yuan, Ming und Qing wurde sie mehrmals renoviert. Nach der Feuerbrunst von 1928, der ein Großteil der Tempelanlage zum Opfer fiel, waren von dem Gebäude nur noch die Plattform, die steinernen Säulen und drei Wände erhalten.  Angaben des Shaolin-Tempels zufolge überstanden auch die großen Holztore an der Vorderseite der Halle, sowie das Holztor an der Rückwand den Brand. Nach anfänglichen Baumaßnahmen im Jahr 1984 war die Halle erst 1986 entsprechend dem alten Vorbild wieder vollständig aufgebaut.


Die Mahavira-Halle vor 1928: Waffen an den Seitenwänden*
Die Mahavira-Halle ist ein Gebäude von fünf Säulen Breite und vier Säulen Tiefe. Sie hat ein doppelt gestuftes Dach mit geschwungenen Traufen. Das Dach ist mit grün-glasierten Ziegeln gedeckt und mit zahlreichen Dachreitern versehen. Über dem Eingang ist eine horizontale Namenstafel mit dem Schriftzug „大雄寶殿“ angebracht, die von Zhao Puchu (趙樸初, 1907 – 2000) geschrieben wurde. Zhao Puchu, ein in ganz China bekannter Laienbuddhist, war der dritte Präsident der Buddhistischen Vereinigung Chinas und ein wichtiger Fürsprecher des Shaolin-Tempels auf politischer Ebene. 

Im Zentrum der Halle befindet sich ein hoher, verzierter Sockel aus Blaustein (einer Art von Kalkstein) mit den monumentalen Statuen der „Drei großen Buddhas“.  Die Anordnung der Buddhas als Trinität ist typisch für den Mahayana-Buddhismus, und im Laufe der Zeit entwickelten sich in China verschiedene Buddha-Trinitäten.  Die hier präsentierte Trinität wird als „Buddhas der horizontalen drei Welten“ (横三世佛   héng sān shì fó) bezeichnet.  
 
In der Mitte ist der Shakyamuni-Buddha (释迦牟尼佛 shìjiāmóuní fó) zu sehen, der über die „Dukha-Welt“, die leidvolle, irdische Welt, regiert. Zwei seiner Jünger flankieren ihn: links (vom Betrachter aus gesehen) steht der jugendliche Ananda (阿难陀 anántuó), rechts der ältere Kashjapa (迦叶 jiāyè). Beide Figuren sind, ihrer Bedeutung entsprechend, im Verhältnis zur Statue des Buddha kleiner wiedergegeben. Direkt vor dieser zentralen Gruppe ist der Altar aufgebaut, er ist mit Blumenschmuck und Kerzen, Räuchergefäßen und anderem liturgischem Gerät bestückt. 

Ananda -- Shakyamuni-Buddha -- Kashjapa


Im Osten (vom Betrachter aus gesehen rechts) thront der Medizin-Buddha (药师佛 yàoshī fó), der auch „Großer König und Lehrer der Medizin“ (大医王师 dà yī wáng shī) genannt wird. Er ist der Herrscher eines Paradieses, das allgemein als die „Reine Lapislazuli-Welt“ (净琉璃世界jìng liúlí shìjiè) bezeichnet wird.  Schräg rechts vor ihm steht die Statue des „Ersten Patriarchen Bodhidharma“ (初祖菩提达摩  chuzu puti damo), der hier als barfüßiger Wandermönch wiedergegeben ist.

Medizin-Buddha (rechts: Bodhidharma)


Dem Westen (also der linken Seite, vom Betrachter aus gesehen) ist der  Amitabha-Buddha (阿弥陀佛 amítuófó) zugeordnet, der als Buddha des Westlichen Paradieses besonders in der Reine-Land-Schule verehrt wird.  Links vor ihm steht der als Schutzheiliger des Shaolin-Tempels verehrte „König Kimnara“ (紧那罗王 jǐnnàluō wáng).  

Amitabha-Buddha (links: König Kimnara)


Jeder der drei vergoldeten Buddhas sitzt auf einem Lotus-Thron und trägt eine blaue Haartracht. Die Heiligkeit der Buddhafiguren wird mit Nimben und Flammen-Mandorlen betont.

 Im April 2011 wurde vor der mittleren Buddha-Statue, dem Shakyamuni-Buddha, eine thailändische Buddha-Statue plaziert und mit einer „Kaiguang“–Zeremonie eingeweiht. Angaben der Homepage des Shaolin-Tempels zufolge ist sie ein Geschenk des Ehrwürdigen Tongchai Trimit, Präsident der Romchatra Foundation und Vize-Präsident des Wat Trimit Vitayaram. Der Wat Trimit Vitayaram ist ein Tempel in der Chinatown von Bangkok, Thailand, in dem der Shaolin-Tempel seinerseits einen „Damo Chan Hof“ errichten will, zur Festigung der Freundschaft beider Tempel sowie zur Verbreitung des Chan-Buddhismus und des Shaolin-Kungfu. Die Buddha-Statue aus Thailand ist aus vergoldetem Messing und hat eine Höhe von 2,2 Metern.


Buddha-Statue aus Thailand *

Hinter der zentralen Buddha-Trinität erhebt sich eine Trennwand. Ihre nach Norden ausgerichtete Rückseite ist, entsprechend buddhistischer Tradition, der Darstellung des Bodhisattva Guanyin vorbehalten.
Dieser gesamte zentrale Aufbau ist freistehend, sodass man ihn umrunden kann. In der Mitte der rückwärtigen Mauer der Halle liegt der Ausgang nach Norden hin, links und rechts von ihm sind zwei kleine Seitenaltare errichtet.  

 
Luohan Nagasena (那迦犀那尊者 nājiāxīnā zūnzhě / 挖耳羅漢 wāěr luóhàn)
Entlang der Seitenwände der Halle reihen sich die Figuren der 18 Arhat (十八罗汉 shíbā luóhàn).  Das Wort „Arhat“ stammt ursprünglich aus dem Sanskrit (arhati; „Der Würdige“). Es ist der religiöse Titel für einen buddhistischen „Heiligen“, der den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrochen, das Nirwana erreicht hat. Im  Mahayana-Buddhismus bezeichnet es eine der drei Arten von Buddhas, den Sravaka-Buddha, der seine Buddhaschaft durch das Hören der Lehre, also aufgrund der Unterweisung durch einen schon vollendeten Buddha, erlangt hat. Die chinesische Bezeichnung „Luohan“ ist ein Abkürzung von „Aluohan“ (阿羅漢).
Den frühesten Sutren zufolge hinterließ der Shakyamuni-Buddha zur weiteren Verkündung seiner Lehre vier erleuchtete Jünger bzw. Arhat in der Welt. Mit dem Mönch Xuanzang gelangten indische Schriften nach China, in denen schon 16 Arhat bzw. Luohan verehrt wurden. In der Folge verbreitete sich die Verehrung und damit auch die Darstellung der 16 Luohan in ganz China. Skulpturen der Luohan finden sich schon in der Kunst der Höhlentempel, so z.B. in den Song-zeitlichen Zhongshan-Höhlen bei Zichang in der Provinz Shanxi (陕西 子長鐘山石窟 shǎnxī zichǎng zhōngshān shíkū). In der buddhistischen Malerei finden sich Luohan in vielen herausragenden Werken, z.B. von Liang Kai und Zhao Mengfu
Bis heute genießt die Gruppe der 16 Luohan Verehrung, insbesondere im Tibetischen Buddhismus. Im han-chinesischen Buddhismus wurde sie in der Tang-Dynastie um zwei Luohan, Nandimitra (慶友 qingyou) und Pindola (賓頭盧 bintoulu) auf die Anzahl von 18 erweitert. Schon Su Dongpo (苏东坡), der berühmte chinesische Dichter der Song-Zeit, verfasste ein Hymne auf die 18 Luohan. Nach und nach gewann dann die Gruppe der 18 an Popularität und in den Tempeln wurden ihre Skulpturen an den Seitenwänden der Mahavira-Halle plaziert. Desweiteren wird im Buddhismus eine Gruppe von 500 Luohan verehrt, der in vielen Tempeln eine eigene Halle gewidmet ist.
Den Luohan wurden im buddhistischen Volksglauben Chinas übernatürliche Fähigkeiten, Wunderheilungen und Qi-Übertragungen nachgesagt. Deshalb wurden sie vom einfachen Volk insbesondere um Hilfe bei Krankheit gebeten. In diesem Zusammenhang haben sie auch in der Shaolin-Kultur eine besondere Bedeutung erlangt. Der Legende nach führte der indische Mönch Bodhidharma im 6. Jahrhundert im Shaolin-Tempel Qigong-Übungen ein, die den Namen „18 Hände der Luohan“ (罗汉十八手 luóhàn shíbā shǒu) tragen und zu der Faustkampf-Form „Luohan Faust“ (罗汉拳 luóhàn quán) weiterentwickelt wurden. Auch findet sich der Hinweis auf die Luohan in den Namen von Einzelbewegungen anderer traditioneller Formen des Shaolin-Kungfu, z.B. in „Der Lohan öffnet die Finger“ (罗汉开指 luohan kai zhi). 


Die Mahavira-Halle ist der Ort der großen zeremoniellen und rituellen Versammlungen. Jeden Tag werden in ihr die Morgen- und Abendzeremonien (早课 zǎokè, 晚课 wǎnkè) durchgeführt, und an den buddhistischen Festtagen finden große Zeremonien statt, die mitunter mehrere Stunden andauern können, wie z.B. die „Feier des rituellen Badens des Buddha“ (浴佛偈 yufojie) am „Geburtstag des Buddha“ (佛诞 fódàn). Zu den in der Mahavira-Halle stattfindenden nicht-öffentlichen Versammlungen zählen die zweiwöchentlichen Bekenntnis- und Reuefeiern (忏悔 chanhui), an denen ausschließlich die Mönche teilnehmen. Sie finden jeweils in der Mitte und am Ende jeden Monats, zu Vollmond (满月mǎnyuè) und Neumond (新月 xīnyuè) statt.



Wie in den anderen Tempeln Chinas zählt die Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels zum „Pflichtprogramm“ eines jeden Touristen, was der während der offiziellen Öffnungszeit stattfindenden Abendzeremonie oft zum Nachteil gereicht. Nicht wenige der zahlreichen Touristenführer sind ohne Bedenken bestrebt, alle ihre „Schäfchen“ mit Nachdruck in das Halleninnere zu holen und mit einer Flut lautstarker Erläuterungen die Rezitationen der Mönche zu übertönen, notfalls mit Unterstützung eines Mikro- oder eines Megaphons. Dementsprechend „beliebt“ ist diese Zeremonie bei den an ihr teilnehmenden Mönchen. Sie müssen viel Geduld und Stoismus aufbringen, um die mit Gedränge, Lärm und oft auch mit respektlosem Verhalten verbundene Unruhe, die mit den Touristenmassen in die Halle schwappt, auszuhalten und dabei auch noch ihre Aufgaben zu erfüllen.
In der Morgenzeremonie hingegen, die aufgrund ihrer Frühe relativ selten von Touristengruppen besucht wird, lässt sich durchaus noch die positive Wirkung, die solch eine Zeremonie ausüben kann, verspüren. In der Ruhe und Frische des Morgens ist die Atmosphäre gelassen und entspannt, die Mönche fühlen sich wesentlich wohler. An den Tagen, an denen die Zeremonie durch die Ernsthaftigkeit, Konzentration und Intensität der Mönche die ihr eigene meditative Kraft entfalten kann, erfüllt eine ganz besondere Magie den großen Raum. Vielleicht offenbart die Mahavira-Halle dann ihren wertvollsten Schatz.



Mahavira-Halle, Nordseite




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*Fotos:  © copyright Songshan Shaolin-Tempel, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yankai
Alle übrigen Fotos und Text: © copyright yss


Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
20.04.2012 - yss
Letzte Änderung: 28.04.2012


Ein neues Buch: 
„Die Shaolin Mönche“ 
von Sabine Kress und Felix Kurz


Ein Buch mit dem schlichten Titel „Die Shaolin Mönche“. Das Titelbild: der Kampfmönch Shi Yanbo in Aktion,- ein meisterlicher Sprung, ein gelungenes Foto. Der Inhalt: 13 Kapitel über einzelne Mitglieder der Mönchsgemeinschaft (Shi Xiaosong, Shi Yankai, Shi Yanzhuang, Shi Yanlin, Shi Yanyong, Shi Xingci, Shi Xingzhen, Shi Yongxin, Shi Yongqian, Shi Yongpo, Shi Yongliao, Shi Yongzeng, Shi Yongfu) desweiteren ein Vorwort von Shi Yongxin, dem Abt des Shaolin-Tempels und je ein Kapitel über die Gruppe der Kampfmönche und das Klosterleben.

Die Idee, in kurzen, leicht lesbaren  Geschichten über einzelne Mönche einen persönlichen Einblick  in das Leben der Mönche des Shaolin-Klosters zu geben und gleichzeitig einen Gesamtüberblick über die Vielfalt der Mönchsgemeinschaft zu gewähren, wurde von chinesischsprachigen "Vorgängern" übernommen. Es gelingt dem Autor, Felix Kurz, mit einer einfachen, lebendigen Sprache in die verschiedenen Lebensweisen der Mönche und ein wenig in deren mitunter schwer zu vermittelnde buddhistische Inhalte einzuführen. Der Text ist von Respekt gegenüber den Mönchen gekennzeichnet, wie auch vom steten Bemühen, ihr Denken und ihre Situation in der komplexen klösterlichen Welt des Shaolin-Tempels zu verstehen. Die Auswahl der Mönche fiel bestimmt nicht leicht, gibt es doch viele interessante Charaktere und Lebensgeschichten im Kloster. In ihrer Gewichtung entspricht sie der gegenwärtigen Situation, zeigt klar die verschiedenen Möglichkeiten, die den Mönchen in der Wahl ihrer klösterlichen Lebensform offenstehen und die daraus resultierende Vielfältigkeit des Lebens im Shaolin-Tempel. Ursprünglich wurde der Text bei einer zweiten Besuchsreise mit dem Kloster abgestimmt, um Fehlinformationen zu vermeiden; Korrekturen sollen jedoch auf Wunsch des Klosters nur in der chinesischen Ausgabe des Buches erfolgt sein.

Zahlreiche großformatige Fotografien von Sabine Kress komplettieren das Buch. Sie vermögen nicht nur, das Geschriebene einfühlsam zu verdeutlichen, sondern sie  stehen durchaus auch für sich selbst. Manche der Fotos sind einfach wunderschön. Ungekünstelt und direkt geben sie die Schlichtheit und Natürlichkeit des Mönchslebens wieder und sind trotzdem von einer Ästhetik, die dem Buch einen „Hauch von Noblesse“ verleiht. Ob rasante Kampfkunst-Aktion, die kontemplative Stille einer Qigong-Übung, die Heiterkeit eines von Kindern umzingelten Abtes, die Würde eines hochbetagten Mönches oder das eifrige Anfertigen von Kräutermedizin, alles erhält den ihm entsprechenden bildlichen Ausdruck in der gegebenen oder gewählten Situation, bei manchmal recht schwierigen Lichtverhältnissen.  Neben einigen Mitgliedern der Klosters, die sich sehr gern fotografieren lassen, und vielen, die dem Fotografiert-werden indifferent gegenüber stehen, werden auch Mönche gezeigt, die im Allgemeinen die Öffentlichkeit scheuen und sich jeder bildlichen Darstellung verweigern. So lässt sich das Buch auch als ein in Deutschland einzigartiges fotografisches Werk über die Mönche des Shaolin-Klosters ansehen.

Ein Mensch muss hier noch Erwähnung finden: Dr. Dingding, der seit vielen Jahren unermüdlich  „hinter den Kulissen“ für das Wohl des Shaolin-Tempels arbeitet. Er ist der Vordenker, Initiator, Vermittler und geduldige Problemlöser, ohne den dieses Buch wohl nicht entstanden wäre.

„Die Shaolin-Mönche“ ist am 12. April im Buchhandel erschienen. Es ist sicher nicht nur für viele deutschsprachige Shaolin-Begeisterte das Buch des Jahres, zumal es auch in chinesischer Übersetzung veröffentlicht wurde. Eines wird jedoch viele Schüler in Deutschland ganz besonders erfreuen: das ausführliche Kapitel über Meister Shi Yankai mit dem Titel "Man muss einen starken Willen haben"!


„Die Shaolin-Mönche“
Fotografien: Sabine Kress
Text: Felix Kurz
Mit einem Geleitwort von Shi Yongxin, dem Abt des Shaolin-Klosters
2012, Edition Braus, ISBN 9783862280322
http://www.editionbraus.de/Neuerscheinungen/Die-Shaolin-Moenche::117.html


Foto: © copyright by Edition Braus/Sabine Kress, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Edition Braus
31.03.2012 - yss

Letzte Änderung: 16.08.2012/ yss

Shaolin - Energie !


  
Meditationshalle der Shaolin-Mönche (im Hintergrund) --- Woher nehmen die Mönche ihre Energie?



Von hier wohl nicht ...




Doch hier:  High Energy für den Shaolin-Tempel !




Shaolin: Energie-Transformation







Adaption der Leitbahnen ("Follow me")
Shaolin: Energie für Leistungsträger
Knotenpunkte










Shaolin: Energie-Verbrauchskontrolle












Shaolin: Die Einbindung natürlicher Energien




 


 












 








 EIN LICHT GEHT AUF ...

 
Shaolin-Tempel:  Auf dem Weg zur morgendlichen Energie-Erweckung



Energetische Anhaftung

 
Shaolin-Energieübung:  八正道


Shaolin Wellness




    ALTERNATIVE ENERGIE


Solar-Energie hinter der Meditations-Halle

  
"Stille Erleuchtung"




KLASSIKER
 




In Bewahrung der Tradition ......

1. April 2012- © copyright by yss




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Das Essen im Shaolin-Kloster (4)


Die heute im Shaolin-Kloster gepflegte Essenstradition blickt auf eine Geschichte zurück, die die des Klosters selbst zeitlich bei weitem übersteigt. Sie ist den aktuellen Erfordernissen und gleichzeitig den buddhistischen Regeln und Traditionen verpflichtet. Um diesen Teil der Shaolin-Kultur als ebensolchen zu erkennen und in seinen Eigenheiten zu verstehen, ist es erforderlich, sich auch mit seinen „Wurzeln“ zu beschäftigen. Aufgrund des dadurch bedingten Umfangs des Themas ist der Artikel in fünf Teile gegliedert:

1. Das Essen im Buddhismus     --> link
2. Die klösterliche Essenstradition im han-chinesischen Buddhismus    --> link
3. Geschichte - Geschichten - Legenden zur Essenstradition des Shaolin-Tempels    --> link
4. Die Küche im Shaolin-Tempel - Shi Xingci -  Ernährung der Shaolin-Mönche - Shaolin-Rezepte 
5. Guotang - Die gemeinsamen Mahlzeiten der Mönche    --> link



4. Die Küche im Shaolin-Tempel - Shi Xingci - Ernährung der Shaolin-Mönche - Shaolin-Rezepte



Wir haben nicht viele Ersparnisse auf der Bank, doch es gibt reichlich Korn in der Scheune, genug für zwei Jahre. Wenn es also zu einem Unglück in der Gesellschaft kommt, kann der Shaolin-Tempel zwei Jahre oder so durchhalten.“ („We don’t have much savings in the bank but there is a lot of grain stored in the barn, enough for two years, so if there is a disaster in society, the Shaolin Temple could hold out for two years or so.”).  
Dies sagte Shi Yongxin (释永信), der Abt des Shaolin-Tempels, 2011 in einem Interview mit der “Financial Times”, das im Rahmen der Serie “Abendessen mit der FT” im Songshan Shaolin-Tempel stattfand (1). Shi Yongxin hatte durch seinen Meister Shi Xingzheng und andere alte Mönche noch viel über Hunger und materielle Not im Shaolin-Tempels erfahren und nach der Wiedereröffnung des Tempels die Schwierigkeiten eines Neuanfangs persönlich erlebt. So verwundert es nicht, dass nach seiner Übernahme der Führung des Tempels die Sicherung der materiellen Basis eines der vorrangigen Ziele war. 
Die Ernährung der Shaolin-Mönche scheint also vorerst relativ gesichert, und es ist nur klug von Shi Yongxin, dass er nicht sagt, wo die Scheune mit dem Korn steht. 

Als Mindestausgabe für die Ernährung der Klosterangehörigen wird heute im Shaolin-Tempel pro Kopf  7 Yuan täglich veranschlagt (Stand Februar 2012). Hinzu kommen Sach- und Geldspenden an das Kloster, die in China den Platz der direkten Spende von Speisen an die Mönche eingenommen haben.

Von diesem Budget werden täglich drei Mahlzeiten bestritten. Es gibt zwei offizielle Mahlzeiten, „Frühstück“ um 6:30 Uhr und das Mittagsmahl um 11:30 Uhr, sowie eine informelle Mahlzeit am Abend gegen 17:30 Uhr, die „Medizin“ (药石 yaoshi = wörtlich: Kräutermedizin und Stein) genannt wird. Den Mönchen und Novizen ist es offiziell nicht gestattet, in ihren Zimmern oder in den Gemeinschaftshöfen ein Essen zu kochen. Außerhalb des Klosters dürfen sie sowohl Restaurants besuchen als auch Esswaren kaufen und verzehren. 

Shi Xing Ci (释行慈) - Shaolin dianzuo
Die Leitung der Sektion Küche untersteht dem Chefkoch  (典座 dianzuo), er ist verantwortlich für alle Mahlzeiten der Klostergemeinschaft. In der Chan-Tradition genießt dieses Amt ein besonderes Ansehen und ist schon in den frühen klösterlichen Regelwerken beschrieben,- es wird als Sinnbild eines höchst spirituellen Lebens inmitten einer alltäglichen, profanen Tätigkeit angesehen. 
Der Chefkoch soll dem „Dao“ () folgen, dies beinhaltet stete Flexibilität, unvoreingenommene Beurteilung und höchste Effizienz. Er variiert das Menü den Gegebenheiten entsprechend, mit dem Ziel, die Gemeinschaft zu ihrer Zufriedenheit mit dem Nötigen zu versorgen. Die Beschaffung der dazu erforderlichen Materialien koordiniert er mit den diesbezüglich relevanten anderen Amtsinhabern des Klosterns, wie dem Prior und dem Lagerverwalter. Desweiteren stellt er sicher, dass die Mahlzeiten natürlich, sorgfältig zubereitet und hygienisch einwandfrei sind, wobei der jedoch keine Verschwendung zulassen soll. In der Küche sorgt er für Ordnung und für die Reparatur oder den Ersatz beschädigter Töpfe, Geräte, Utensilien etc. Er schult das Küchenpersonal, überwacht dessen Arbeit und setzt die Arbeitskräfte entsprechend ihrem Können und ihrer Neigungen ein. Dem Personal gegenüber soll er nicht zu streng und nicht zu nachgiebig sein, damit ein reibungsloser, harmonischer Ablauf der Arbeiten erfolgt. Nach der Zubereitung der Mahlzeiten soll er in Richtung der Mönchshalle Räucherwerk opfern und Verbeugungen durchführen, erst dann soll das Essen zu den Mönchen gebracht werden.

Seit nahezu einem Jahrzehnt wird das Amt des Chefkochs von Shi Xingci (释行慈) bekleidet, der 1982 als Schüler von Shi Dechan (释德禅) in den Shaolin-Tempel eintrat und 1985 im Daxingshan-Tempel (大兴 善寺) in Xi’an die Mönchsweihe erhielt. Zuerst führte er viele Jahre lang die Aufsicht über wechselnde Hallen des Tempels, pflegte und unterrichtete dabei den aus der Familientradition übernommenen Bagua-Faustkampf (八卦拳 bagua quan) in Kombination mit der Shaolin-Kampfkunst. 2003 wurde er mit dem Amt des Chefkochs betraut. Neben Planung und Leitung der Küchenaktivitäten, besorgt er persönlich den Einkauf der Lebensmittel, wofür er meist schon frühmorgens um vier Uhr oder etwas später um acht  Uhr nach Dengfeng fährt. Sein organisatorisches Können kommt besonders bei Großereignissen wie den Ordinationsversammlungen und an hohen buddhistischen Festtagen zur Geltung.

Das sieben Mann starke Küchenteam besteht überwiegend aus vom Tempel angestellten Laienbuddhisten, die in der Nähe des Klosters leben. Bei Bedarf, z.B. an besonderen buddhistischen Festtagen, wird es aufgestockt, wofür auch Mönche und Novizen eingesetzt werden. Innerhalb des Küchenteams sind die Aufgaben aufgeteilt, so gibt es einen Gemüsechef (菜头 / 菜頭 caitou), einen Reischef (饭头 / 飯頭 fantou), Wasserchef (水头 / 水頭 shuitou), Feuerchef (火头 / 火頭 huotou) etc. , diese Aufteilung entspricht den alten klösterlichen Regelwerken wie den „Reinen Regeln der Chanklöster“ (禅院清规 chanyuan qinggui) von 1103. Die einzelnen Chefs haben die Aufgabe, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Materialien zur Schaffung der bestmöglichen Mahlzeit beizutragen. Erhalten sie nur wenig Material, so sollen sie nicht klagen, sondern das Gegebene effektiv einsetzen. Im Idealfall ist ihre Arbeit reine chan-buddhistische Praxis, und es gibt keinen Unterschied mehr zwischen der  Zubereitung der Mahlzeiten, dem Ausüben von Kungfu, dem Trinken von Tee ...  

 



Die Kücheneinrichtung ist sehr schlicht. Es gibt relativ wenige Küchengeräte, manche von ihnen sind von antiquarischem Reiz, doch erfüllen sie nach wie vor problemlos ihre Funktion. Viele Arbeiten, die in einer modernen Küche von Maschinen ausgeführt werden, erledigt man hier noch manuell: das Küchenfeuer wird von Hand geschürt, das Gemüse wird von Hand geputzt und geschnitten, der Teig wird von Hand geknetet, geformt, in den Ofen geschoben, aus dem Ofen herausgeholt, zur Kühlung ausgebreitet etc.. Dementsprechend ist die Zubereitung der Mahlzeiten recht arbeitsintensiv, doch das gut aufeinander eingespielte Küchenteam erledigt die Arbeiten ruhig, konzentriert und schnell. 

 
 


























Während in der Küche emsig geknetet, geschnippelt, gekocht und gebacken wird, sorgt auf der anderen Seite der Küchenmauer der Feuerchef für die nötige Glut im Ofen, der noch mit Kohle beheizt wird. Ein besonderer kleiner ökologischer Kreislauf wird erkennbar: Holzstöcke, die zuvor von den Kampfmönchen des Tempels bei der Vorführung von "Hartem Qigong" zerkleinert wurden, dienen nun als Brennholz für das Küchenfeuer. Nicht lange später werden die Kampfmönche mit den auf diesem Küchenfeuer gekochten Speisen die "Qi-Öfen" in ihren Bäuchen anheizen. 
Der Feuerchef hat im Shaolin-Tempel eine spezielle Bedeutung, ist seine Tätigkeit doch eng mit der Legende des "König Kimnara" (紧那罗王jinnaluo wang), dem Schutzheiligen des Tempels, verbunden. Ihr zufolge beschützte ein einfacher Küchenhelfer mit seinem Schürstock den Tempel vor der Einnahme durch die Armee der "Roten Turbane" und entpuppte sich später als König Kimnara. Auf diese Legende verweisen die Namen mehrerer alter Shaolin-Stockformen, wie Shaohuo-gun (燒火棍) und Jinnaluo-gun (紧那罗). 




 



 



 











 


















Die Arbeit in der Küche beginnt um drei Uhr morgens, da schon zur Morgenmahlzeit, wie zu den übrigen Mahlzeiten, stets warme Gerichte gereicht werden. Die Gerichte werden jeden Tag frisch zubereitet, sie bestehen hauptsächlich aus Gemüse, Tofu, Dampfbrot, Nudeln und Suppe in verschiedenen Variationen und Kombinationen.
Die stets wechselnde Auswahl an Gemüse beinhaltet mehrere Sorten von Kohl, Bohnen und Pilzen, desweiteren Karotten, Auberginen, Gurken u.v.m. Tofu wird in diversen Konsistenzen (von weich bis bissfest) und Geschmacksrichtungen (von fad bis scharf) angeboten. Anstelle von Brot gibt es Backwaren in Form von „Mantou“ (馒头 = Dampfbrötchen), „Baozi“ (包子 = Dampfbrötchen mit verschiedenen Füllungen) oder „Youtiao“ (油条 = längliches Ölgebäck), letztere sind besonders beliebt. Hier müssen unbedingt auch die „Baozi“ von Shi Yongmei, der gestrengen Äbtissin des dem Shaolin-Tempel zugehörigen „(Nonnen-)Tempels des ersten Patriarchen“ (初祖庵 chuzu an) Erwähnung finden, die, gleich ob mit süßer oder mit herzhafter Füllung, wahre Delikatessen sind!
 Der Flüssigkeitsbedarf der Mönche wird während der Mahlzeiten mit Suppe und Wasser abgedeckt. Wasser wird abgekocht (开水 kaishui) und vorzugsweise in lauwarmer Temperatur getrunken. Suppe, in der chinesischen Kultur weitaus beliebter als im Westen, wird sowohl zu den zwei Mahlzeiten gereicht wie auch als „Medizin“ am Abend eingenommen. Sie ist von mal dickerer, mal dünnerer Konsistenz und wird von den Mönchen „zhou“ () genannt.  Sie kann aus Reis (大米 dami), Hirse (小米 xiaomi) oder anderen Getreidearten angefertigt sein, manchmal werden auch Mungbohnen (绿豆 lüdou)  verwendet.   Mitunter gibt es auch  „Laba-Zhou“ (腊八粥), ein spezieller, sehr nahrhafter Brei oder Schleim aus verschiedenen Sorten von Getreide, Hülsenfrüchten und Samen, der jedoch insbesondere am „Geburtstag des Buddha“ (nach chin. Kalender am 8.Tag des 12. Monats) für die Allgemeinheit gekocht und öffentlich verteilt wird.  
Seit einiger Zeit wird von der Küche zusätzlich täglich Kuhmilch (牛奶 niunai) angeboten, um für die Ernährung der Mönche neben pflanzlichen Eiweißquellen wie Soja auch tierisches Eiweiß zur Verfügung zu stellen.  

Die Speisen sollen, der Nirvana-Sutra entsprechend, über die "drei Tugenden und sechs Geschmacksrichtungen" (三德六味 san de liu wei) verfügen: sie sollen weich, sauber und korrekt zubereitet sein, und sie sollen den Geschmacksempfindungen "süß", "sauer", "salzig", "bitter", "würzig" und "mild" entsprechen. 
Um eine Vorstellung davon zu geben, wie denn nun eine Mahlzeit der Shaolin-Mönche aussieht, sei hier das "Abendbuffet" vom 13. Mai 2011 vorgestellt, das aus Tofu (Bildfolge unten; links oben), Paprika mit Karotten (rechts oben), grünen Bohnen mit Karotten und Tofu (links unten), einem Gurken-Tomatensalat (rechts unten) und einem heißen Nudelgericht (ganz unten Mitte) bestand. 









 Einen Tag später trugen Shi Xing Ci und die Köche einige "Alltags-Rezepte aus der Shaolin-Küche", mal mehr, mal minder vollständig zusammen, die von Shi Yan Kai  aufgezeichnet wurden. Die ersten drei Shaolin-Rezepte  zählen lediglich die Zutaten auf, aufgrund der Schlichtheit der Speisen ist die Art ihrer Zubereitung leicht zu erraten.


Shaolin-Köche, ein Novize, Shi Xing Ci und Shi Yan Kai

Sautierte Stangenbohnen
炒豆角

 
Stangenbohnen  豆角
Ingwer   
„Pulver der 13 süßriechenden Bitterstoffe“   十三香
Sternanis   大茴香
Sichuanpfeffer   花椒
Kardamon   豆蔻  
Tsaoko-Frucht   草果  

 
Kalt angemachte Lotuswurzeln   
凉拌莲菜
 

Lotuswurzeln 
莲菜   
weißer Zucker   白糖 
Ingwer  
weißer Essig  白醋 
scharfer getrockneter Paprika   干辣椒
ein bißchen Salz   一点盐


Kurz gebratene Auberginen
烧茄子


zuerst schälen  先削去皮
danach in Öl braten   然后  油炸
dann folgende Gewürze beigeben:   再加入调料:
Ingwer   
„Pulver der 13 süßriechenden Bitterstoffe“  十三香
Sternanis 大茴香  
Salz  
 
Shaolin-Koch, Shi Xing Ci, Shi Yan Kai

Maladoufu
麻辣豆腐
  

Den Tofu in kleine Stücke schneiden, in einen Topf mit kochendem Wasser geben und 20 Minuten lang kochen, dann aus dem Wasser herausfischen und in kaltes Wasser geben, dann wieder herausholen und erstmal zur Seite stellen. Zunächst in heißes Öl  Bohnen-Paste,  fein geschnittenen Ingwer sowie Salz und verschiedene Gewürze geben. Danach den Tofu hinzufügen, mit einer kleinen Menge Wasser. Ein paar Minuten später in Wasser aufgelöstes Qianfen (Speisestärke aus Seerosensamen) dazugeben. Dann kann man es aus dem Topf nehmen
豆腐切成小块以后     放到开水锅   煮20分钟   ,然后捞出    放入冷水中   ,然后捞出。备用   ,首先   在热油中  放入豆瓣酱     姜末     ,盐        和各种调料  。然后豆腐放入  ,加入少量的水。几分钟后    加入流水芡粉。即可出锅。


Shi Yan Kai notiert die Shaolin-Küchenrezepte

Silberohr-Suppe
银耳汤


Die Silberohr-Pilze in kleine Stücke schneiden. Lotussamen, Lilien, chin. rote Datteln, Longan-Früchte, Yamswurzel, Mandeln, Honig, Kandiszucker vorbereiten. Zuerst den Kandiszucker in Wasser auflösen, dazu dann die bearbeiteten Lotussamen, Lilien, chin. rote Datteln, Longans, Yams, Mandeln in den Topf geben und aufkochen lassen. Danach in etwas Wasser aufgelöstes Qianfen (Speisestärke aus Seerosensamen) hinzufügen, dann die Silberohr-Pilze und Honig.  Fertig.
银耳切成小块   ,准备   莲子   百合    红枣  桂圆   山药    杏仁      蜂蜜     冰糖   。首先 水中放入冰糖     然后放入莲子 百合   红枣  桂圆   山药   杏仁    加工后 放入锅中  ,水开后   加入流水芡粉    然后放入银耳    蜂蜜   即可。






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                                 Und wer macht den Abwasch ???

                                            







 Feierabend!


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(1)Zitat aus: "Lunch with the FT" - Shi Yongxin



Text und Fotos: copyright © 2012 yss  
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Xingci und Shi Yankai.


Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. 
Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
21.02.2012 - yss 
Letzte Änderung: 12.03.2012

Die Almosenschale der Shaolin-Mönche


"Wandelnder Buddha mit Bettelschale"
Eine Legende in  den frühen indischen Texten des Buddhismus erzählt, wie der Buddha die Almosenschale (skr.: pātra, chin.: 钵 / 缽) erhielt: 

Nach sieben Wochen des Fastens und der Mediation, in deren Verlauf der Buddha die Erleuchtung erlangt hatte, kamen zwei Kaufleute zu ihm, um ihm Reisbrei und Honigkugeln zu spenden. Der Buddha dachte sich, dass ein „Vollendeter“ nichts mit den Händen entgegen nehmen sollte. Durch ihre übersinnliche Intuition vernahmen die vier „Himmelswächter“ diesen Gedanken, eilten aus den vier Himmelrichtungen herbei, und jeder von ihnen bot dem Buddha eine mangofarbene, steinerne Schale an. (Verschiedenen Texten zufolge offerierten sie ihm erst goldene bzw. smaragdene Schalen, die er jedoch ablehnte, da sie im Widerspruch zum Ideal der Askese standen.) Der Buddha wollte keinen der Himmelskönige bevorzugen. Er nahm er alle vier steinernen Schalen an, stellte sie ineinander, und sie verschmolzen auf wunderbare Weise zu einer Schale, deren oberer Rand aussah wie die Ränder von vier ineinander platzierten Schalen. Mit dieser Schale nahm er den Reisbrei und die Honigkugeln entgegen, die beiden Kaufleute wurde seine ersten Laienanhänger.


Neben Gewandung, Haaren und Zähnen war die Almosenschale eine der Hauptreliquien, die der Buddha hinterließ, und als solche hoch verehrt und begehrt.  Der chinesische Mönch Faxian (法显),  der 399 bis 412 den indischen Kontinent bereiste, schreibt in seinem „Bericht über die buddhistischen Länder“ (佛囯记/佛國記) über die Legende und den Kult um die Almosenschale, die er in der Stadt Purushapura (heute: Peshawar, Pakistan) vorfand:

„Buddhas Almosenschale befindet sich in diesem Land. Einst stellte der König der Yuezhi eine große Truppe Soldaten zusammen und fiel in das Land ein, um sich die Schale des Buddha zu holen. Als das Land unterworfen war, wollten der König der Yuezhi und  seine Leute, da sie aufrichtig an die Lehre des Buddha glaubten, die Schale an sich nehmen und näherten sich ihr, mit der Absicht, Opfergaben darzubringen. Nachdem sie den „Drei Schätzen“ geopfert hatten, ließ er einen großen Elefanten festlich schmücken und die Schale auf ihm befestigen. Doch der Elefant kniete auf dem Boden, es war ihm nicht möglich, vorwärts zu kommen. Dann ließ er einen vierrädrigen Wagen herrichten, in dem die Schale fortgebracht werden sollte. Acht Elefanten wurden dem Wagen vorgespannt, doch auch sie waren nicht fähig, sich fort zu bewegen. Der König wusste, dass seine (karmischen) Vorausetzungen noch nicht für (den Besitz der) Schale reichten, und war tief beschämt und betrübt. Daraufhin ließ er eine Stupa und ein Kloster errichten, zum Schutz eine Wache aufstellen und vielerlei Opfer darbringen.

Es mag dort mehr als 700 Mönche geben. Gegen Mittag holen sie die Schale heraus und bringen, zusammen mit den „Weißgewandeten“
(dem einfachen Volk) und anderen, allerlei Opfer dar. Dann gibt es das Mittagessen. Am Abend, zur Zeit der Rauchopfer, wird die Schale noch einmal verehrt. Ihr Fassungsvermögen beträgt etwa zwanzig Liter. Sie weist verschiedene Farben auf, vorrangig Schwarz. Deutlich sichtbar ist ihr vierfach unterteilter Rand, die Dicke beträgt ungefähr zwei Fen (~ 60 mm). Sie hat einen intensiv leuchtenden Glanz.“

《 ...佛钵即在此国。昔月氏王大兴兵众,来伐此国,欲取佛钵。既伏此国已,月氏王等笃信佛法,欲持钵去,故兴供养。供养三宝毕,乃校餝大象,置钵其上,象便伏地不能得前。更作四轮车载钵,八象共牵,复不能进。王知与钵缘未至,深自愧叹。即于此处起塔及僧伽蓝,并留镇守,种种供养。可有七百余僧,日将中,众僧则出钵,与白衣等种种供养,然后中食。至暮烧香时复尔。可容二斗许。杂色而黑多,四际分明,厚可二分,甚光泽 ...。》
   (Gaoseng Faxian zhuan, Kapitel 12 / 高僧法显传, 十二章)


Es wird vermutet, dass es sich bei dem „König der Yuezhi“ um Kanishka (迦膩色伽王), den Herrscher des Kushāna-Reiches, handelt. Ob dieser Legende des versuchten Raubes der Almosenschale des Buddha ein reeller Versuch, sich die Reliquie anzueignen, zugrunde liegt, ist jedoch bis heute nicht historisch belegt. Im weiteren Verlauf seiner Reise begegnete Faxian noch weiteren Legenden um die Schale des Buddha. So hörte er einen Mönch in Ceylon einen Text über die Almosenschale des Buddha rezitieren, in dem die Schale mit dem Maitreya-Kult in Verbindung gebracht wird und als Symbol sowohl der Buddhaschaft als auch des gesamten Buddhismus deren Erscheinen und Verschwinden in der Welt markiert.
Mehr als 200 Jahre nach Faxian berichtet der berühmte chinesische Mönch Xuanzang (玄奘, 602 - 664) von seiner Indien-Reise, dass die besagte Schale des Buddha von Purushapura aus über verschiedene andere Reiche nach Persien gelangt sei. 

"Verehrung der Almosenschale des Buddha" (2)

 Die Almosenschale der Mönche erhält in der Literatur des Chan-Buddhismus eine besondere symbolische Bedeutung. Dort wird oft die Weitergabe von Almosenschale und Gewand eines Meisters/Abtes auf den von ihm ausgewählten Nachfolger als Zeichen der Übertragung des Dharma, bzw. der Essenz seiner Lehre, und der Amtsnachfolge beschrieben. Das wohl berühmteste Beispiel dafür ist in der Geschichte des Huineng  (慧能, 638–713) zu finden, der als sechster Patriarch der Chan-Schule verehrt wird.  Der "Platform-Sutra des sechsten Patriarchen" (六祖坛经) zufolge wird dem illiteraten Küchenhelfer Huineng bei einem geheimen Treffen mit dem fünften Patriarchen Hongren (弘忍, 601–674) sowohl die Lehre der „plötzlichen Erleuchtung“ als auch die Almosenschale und Robe Hongrens übertragen. Huineng erhält die Anweisung, letztere nicht mehr an einen Nachfolger weiterzugeben, da zuviel Streit daraus entstünde und sein Leben in Gefahr sei.

(3)
Viele Geschichten und Legenden ranken sich um Huinengs Schale und Robe. Als nach seiner Flucht aus dem Kloster Verfolger ihm Schale und Robe rauben wollen, gelingt es ihnen nicht, diese fortbewegen (offensichtlich eine Übernahme der Legende von Buddhas Almosenschale und dem König der Yuezhi). Huineng lässt sich im Baolin-Tempel (寶林寺) in Caoxi (漕溪), dem heutigen Nanhua-Tempel (南华寺), nieder. Der Legende zufolge fehlt ihm dort Wasser zum Waschen von Schale und Robe. Er stößt mit seinem Stock auf die Erde und ihr entspringt eine Quelle, mit der heute ein in Stein gefaßter Quellbrunnen  im hinteren Abschnitt des Klosters in Verbindung gebracht wird. Ebenfalls in Caoxi fängt Huineng mit seiner Almosenschale einen Drachen, nachdem er diesen überredet hat, ein kleineres Format einzunehmen. Auf diese Legende, die auf eine alte Volkssage zurückgeführt wird, verweist eine Stupa aus Eisen, die den Namen „Stupa der Zähmung des Drachens“ (降龙塔) trägt.



1983 wurde nahe der chinesischen Stadt Luoyang die Grabkammer des Mönchs Shenhui (神會, 684 - 758) entdeckt,- der Tradition zufolge war dieser der bedeutendste Schüler Huinengs. Die Kammer wurde im Jahr 765 versiegelt und bildet das Herzstück einer einstmals für Shenhui errichteten Pagode, die zum heute nicht mehr existenten Baoying-Kloster (寳應寺) gehörte. Eine der Steinplatten der Grabkammer war mit einer Inschrift versehen, die Shenhui als „Siebten Patriarchen“ bezeichnete, und unter den Grabbeigaben befand sich eine lackierte Almosenschale. Dies warf die Frage auf, ob Shenhui die Almosenschale vielleicht von Huineng erhalten habe … 
Offiziell endet die Liste der chinesischen Chan-Patriarchen und damit die Weitergabe von Almosenschale und Gewand mit Huineng. Zudem steht der historische Nachweis der Weitergabe von Schale und Gewandung bislang aus, d.h. es gibt bisher keinen Beweis dafür, dass sie unter den Mönchen, die heute als die sechs Patriarchen der Chan-Schule verehrt werden, tatsächlich mit der ihr zugewiesen Bedeutung (der Weitergabe des Dharma) erfolgte. Unübersehbar ist jedoch ihre Instrumentalisierung von verschiedenen Vertretern der Chan-Schule zu religionspolitischen Zwecken.

(4)


Seit der Lebenszeit des Buddha zählt die Almosenschale neben dem dreiteiligen Gewand zur  „Grundausstattung“ eines buddhistischen Mönchs, beides ist für die Almosengänge und damit für die Erhaltung der Lebensgrundlage der Mönche erforderlich. Außer zum Sammeln der Almosenspeise kann die Schale auch als Transportgefäß genutzt werden, wenn sich die Mönche auf Wanderschaft begeben. Buddhagosas „Sumangala Vilasini“ zufolge kann sie auch zum Schöpfen von Wasser für ein Bad oder das Reinigen der Mönchzelle genutzt werden und dient somit alternativ  „dem Körper und dem Bauch“.


Ihre ursprüngliche Funktion erfüllt sie seither im Theravada-Buddhismus, wo auch heute noch die täglichen Almosengänge durchgeführt werden. In China hat sie einen geringeren praktischen Nutzen, da dort der Brauch der Almosengänge zum Erliegen kam. Wegen ihres starken Symbolgehalts ist sie jedoch auch in China weiterhin von Bedeutung und wird noch oft zur Einnahme der Mahlzeiten verwendet. Von den Mönche des Shaolin-Tempel wird sie eher selten zur Einnahme der Mahlzeiten verwendet, mitunter wird sie - unorthodox, doch durchaus sinnvoll - anderweitig genutzt:

(5)


Bis heute erhält jeder buddhistische Novize zu seiner Mönchsweihe eine Almosenschale zusammen mit dem dreiteiligen Gewand (siehe: Santandajie 1). Noch vor der Übertragung der Mönchsregeln wird er in ihren Gebrauch und die sie betreffenden Regeln eingewiesen. Diese sind zahlreich, denn minuziös festgelegt sind Herstellung der Schale, ihre Handhabung beim Essen, ihr Säubern, ihre Aufbewahrung und ihr Transport bis hin zu ihrer  Reparatur und Entsorgung.

Die Almosenschale hat die Form einer kugeligen Schüssel und soll fünf Bedingungen entsprechen:  
  1. Den Regeln des Vinaya (Cv.V.8.2) zufolge muss sie aus dem geeigneten Material bestehen, entweder aus Ton (瓦鉢 wǎbō) oder aus Eisen (鐵鉢 tiěbō),- zur Zeit des Buddhas wurden vornehmlich Tongefäße benutzt. Zudem soll die Schale nicht aus Holz hergestellt werden, nicht aus den kostbaren Materialien Gold, Silber, Perlmutter, Beryl, Bronze, Kristall, Glas, und nicht aus giftigen Materialien wie Kupfer, Blei, Zinn (Cv.V.9.1). Der Buddha verbot zudem die Nutzung einer menschlichen Schädelkalotte als Almosenschale, wegen der abstoßenden, schockierenden Wirkung auf die Almosen spendenden Menschen. 
  2. Die Schale muss gebrannt sein, eine aus Ton zweimal, damit sie ausreichend gehärtet ist, eine aus Eisen fünfmal, damit sie vor Rost geschützt ist. 
  3. Sie muss die richtige Größe haben. Heute wird als Richtwert angesehen, daß sie nicht kleiner als ein menschlicher Schädel sein soll und nicht größer als 22,5 cm im Durchmesser, was einem Fassungsvermögen von 1 bis 2 Litern entspricht. 
  4. Sie muss vollständig bezahlt sein. 
  5. Sie darf nicht irreparabel beschädigt sein.

Der Mönch darf nur eine Almosenschale besitzen, in Ausnahmefällen darf zusätzlich eine zweite bis zur maximalen Dauer von 10 Tagen benutzt werden, dann ist sie wieder abzugeben. Ursache für die Beschränkung war dem Dharmaguptaka-Vinaya zufolge, dass  Außenstehende über Mönche, die eine große Anzahl an Schalen von Spendern erhalten hatten, spotteten, ihre Wohnstätte sehe aus wie ein Geschäft für Töpferwaren.

Die Schale soll vorsichtig und sorgfältig behandeln werden, um ihre Beschädigung zu vermeiden. Der Mönch soll sie mindestens fünfmal repariert haben, bevor er sie entsorgen und eine neue benutzen darf. Er begeht jedoch kein Vergehen, wenn er vor der Unbrauchbarkeit seiner alten Schale eine neue von einem Familienmitglied erbittet oder von Leuten, die ihn einladen, sie um eine neue Schale zu bitten (!), desweiteren wenn er sich mit eigenen Mitteln eine neue Almosenschale erwirbt.
(6)


Manchen Mönchen, die wegen Krankheit oder Alter physisch geschwächt waren, fiel das lange Halten der Almosenschüssel schwer. Deshalb gestattete der Buddha die Benutzung einer Tasche zum Halten der Schüssel und bestimmte, dass die Tasche unterhalb der Achsel zu tragen sei. Diese Tasche wird in China „bonang“ (钵囊/ 缽囊) genannt, ihre als „luonang“ (络囊/絡囊) bezeichnete Variante wird mittels eines Gurts über die Schulter gehangen. Begibt sich ein Mönch auf Wanderschaft, so hängt er die Tasche über die rechte Schulter und plaziert sie mit der in ihr befindlichen Almosenschale unterhalb der linken Achselhöhle, wobei die Öffnung der Schale zum Körper des Mönchs hinweisen soll. Weiterhin gibt es eine kleine Tasche zum Aufbewahren eines Tuches, das für die Reinigung der Schale benutzt wird.

(7)


Die Almosenschale ist ein Gegenstand, den selbst noch jene buddhistischen Mönche besaßen, die sich einer rigorosen Askese unterwarfen. Nicht zuletzt deshalb zählt sie, wie die Gewandung, seit jeher zu den bevorzugten Spenden an die Mönche.  Mitunter wurden von wohlhabenden Gönnern unter Missachtung der buddhistischen Tradition auch wertvolle Schalen aus Gold, und Silber zu speziellen Ereignissen oder an aussergewöhnliche, hochrangige Mönche und monastische Würdenträger verschenkt. So soll Huineng von der Kaiserin Wu Zetian (武則天625-705) eine Almosenschale aus Kristall und ein aus Goldfäden gewebtes Prunkgewand erhalten haben, beide Gegenstände sind heute in der „Halle des sechsten Patriarchen“ im Nanhua-Tempel ausgestellt.

In besonderen Fällen lässt sich die Almosenschale als „moralische Waffe“ einsetzen, indem sie umgedreht wird. Der Buddha verfügte, daß die Almosenschale gegenüber einem Laien umdrehen werden darf, wenn dieser

- einem Mönch materiellen Verlust zufügen will,
- Schaden und Nachteil für einen Mönch anstrebt,
- den Ruf eines Mönches schädigen will,
- einem Mönch seine Wohnstätte nimmt,
- Zweitracht in der Sangha sät und deren Aufspaltung anstrebt,
- abwertend über den Buddha spricht,
- abwertend über die buddhistische Lehre spricht,
- abwertend über die Sangha (die Mönchsgemeinschaft) spricht
(Cv. V.20.3).

Was bedeutet dies? Die Almosenschale wird zur Waffe der Gewaltlosigkeit. Ihr Umdrehen  steht für die Weigerung der Annahme von Spenden. Mit diesem symbolischen Akt wird ausgedrückt, dass der Laienanhänger zu unwürdig ist, als dass ein Mönch von ihm etwas annehmen würde. Der Laienanhänger wird von der buddhistischen Gemeinschaft  ausgestoßen, ihm wird durch die Ablehnung seiner Spende die Möglichkeit genommen, karmische Verdienste zu erwerben und an der Symbiose von Mönchen und Laien teilzuhaben.

Der durch das Umdrehen der Almosenschale symbolisierte Boykott wird „Patam nikkujjana kamma“ genannt. Dass er heute durchaus kein sinnentleertes Relikt der Vergangenheit ist, hat sich in Burma bewiesen. Dort sind offziell mehr als 87% der Bevölkerung Buddhisten, die überwiegend der Theravada-Schule angehören. Die Verbundenheit von Mönchen und Laien ist aufgrund der täglichen Almosengänge sehr ausgeprägt und die Mönche genießen in der Bevölkerung ein hohes Ansehen. Da nach der gewaltsamen Niederschlagung der Massenproteste gegen die Regierungspolitik 1988 viele Mönche inhaftiert, getötet oder zwangssäkularisiert wurden, sprach 1990 die buddhistische Sangha das Umdrehen der Almosenschalen gegenüber der Militärregierung aus. Der Boykott beinhaltete unter anderem auch, dass Äbte und hohe Würdenträger die Teilnahme an religiösen Zeremonien verweigerten, zu denen Generäle und Politiker sie eingeladen hatten. In der „Safran-Revolution“ von 2007 wurde er aufgrund aktueller Ereignisse erneuert und bis 2012 nicht aufgehoben, da trotz einer Amnesie 2012 noch ca. 300 Mönche inhaftiert waren

"Die Almosenschale umdrehen" (8)

Die Anwendung des „Patam nikkujjana kamma“ in solch einem großen Rahmen ist eine Ausnahme und nur unter speziellen Umständen möglich. Ursprünglich wurde es vom Buddha gegenüber einer Einzelperson angewandt. 

Und der Shaolin-Tempel? Er pflegte auch während der damaligen Ereignisse in Burma - der Ermordung und Inhaftierung buddhistischer Mönche - stets freundliche Kontakte zu burmesischen Regierungsinstitutionen und den regierungkonformen buddhistischen Würdenträgern Burmas.

Ob wohl in der Geschichte des Shaolin-Tempels jemals die Almosenschalen gegenüber einem Spender umgedreht wurden?



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Foto (1): "Wandelnder Buddha mit Bettelschale", Takt-i-Bahi, 2.-3. Jh. © copyright Peshawar Museum,
Veröffentlichung mit freundlicher Zustimmung des Fotografen Herrn Peter Oszwald
Foto (2): "Kushans worshipping the Buddha's bowl", Gandhara, 2. Jh., © copyright  by Tokyo National Museum
Foto (3): aus dem Film  六祖慧能传 (http://www.tudou.com/programs/view/o-miw2jqMLk/) © ?
Foto (4,6 und 7): © copyright by Shi Yan Kai, Veröffentlichung mit seiner freundlichen Genehmigung
Foto (5):  © copyright by yss
Foto (8): © copyright by Law Eh Soe

Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
8.2.2012 - Text und Übersetzung © copyright by yss
Letzte Änderung: 8.5.2013
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