Die Speisehallen  und Küchen des Shaolin-Tempels


Speisehalle, Jinnaluo-Halle und Glockenturm (*1)


Die reguläre Speisehalle (斋堂 zhāi táng)  der Mönche befindet sich östlich der Mahavira-Halle auf der Mittelachse des Klosters. Historischen Aufzeichnungen zufolge wurde sie erstmals im 5. Jahr der Zhenyuan-Ära der Tang-Dynastie (798 n.Chr.) erbaut und im Laufe der folgenden Dynastien mehrere Male renoviert. Sie trug früher auch die Bezeichnungen „Halle der fünf Betrachtungen“ (五观堂wǔ guān táng) und „Küche der Versammlung von Düften“ (香积厨xiāng jī chú). 

(*2)

 Als der Shaolin-Tempel 1928 im Bürgerkrieg niederbrannte, wurde sie zerstört. 1995 baute man sie an ihrem angestammten Platz seitlich der Mahavira-Halle erneut auf. Seitdem dient sie den Bewohnern des Klosters wieder als Refektorium (klösterlicher Speisesaal) und außerhalb der Essenszeiten manchmal auch als Unterrichtsraum. Heute wird in dieser Speisehalle die Tradition des gemeinsamen Speisens der Sangha nur von einer begrenzten Anzahl von Mönchen und Kampfmönchen aufrecht erhalten, da es einen zweiten Speiseraum in der Meditationshalle gibt.

Hinter der Speisehalle liegt im Ostflügel des Klosters,  außerhalb des der Allgemeinheit zugängigen Bereichs die schlichte Küche (厨房chúfáng). Sie wurde 1998 erbaut und umfasst neben Räumen für die Zubereitung der Mahlzeiten auch kleinere Lagerräume für die Lebensmittel. (siehe:
Das Essen im Shaolin-Kloster, Teil 4).




Belagerter Eingang der Speisehalle (*3)

 

Neugierige Blicke (*4)

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Die Meditationshalle besitzt eine eigene Küche und einen eigenen Speisesaal, da die Chanhalle als eine „innere Klause“ (内寮nèi liáo) angesehen wird – im Vergleich zum übrigen Tempel, der als „äußere Klause“ (外寮 wài liáo) gilt. Von der Tempelleitung wird als Grund für diese Besonderheit angegeben, dass somit die ca. 50 Meditations-Meister, die in der Meditationshalle leben, die Halle nicht zu den Mahlzeiten verlassen müssen. Angesichts der vielen neugierigen Blicke der Tempelbesucher auf die Mönche, die die reguläre Speisehalle zu den Mahlzeiten aufsuchen, und nicht selten sogar in die Speisehalle hinein, ist  es verständlich, dass nicht zuletzt auch der Abt und andere hochrangige Mönche, die nicht unbedingt in Reklusion leben, für die Einnahme ihrer Mahlzeiten die geschütztere Sphäre der Meditationshalle bevorzugen. Zu besonderen Anlässen wird jedoch auch Besuchern und Gästen der Aufenthalt in diesen Räumlichkeiten gestattet.


Speisesaal der Meditationshalle (*6)
Der Abt Shi Yongxin im Speisesaal (*7)




Mönche und Besucher bei der gemeinsamen Einnahme der Mahlzeit (*8)





Foto*1 bis *5: © copyright yss
Foto*6 bis *8: © copyright Songshan Shaolin-Tempel , Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yankai.
Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
12.06.2012 - yss
Urheberrechtlich geschützt














Der Lixue-Pavillon (立雪亭 lìxuě tíng)  




Die kleine, doch exquisite Halle trug ursprünglich den Namen „Gründerhalle“ (初祖殿 chūzǔ diàn), eine weitere Bezeichnung war „Damo-Pavillon“ (达摩亭 dámó tíng). Ihr Bau wurde nach gregorianischem Kalender 1511,  nach chinesischer Zeitrechnung im 6. Jahr der Zhengde-Ära der Ming-Dynastie (明正德六年)  begonnen und dauerte etwas länger als ein Jahr. In den Dynastien der Ming und Qing wurde sie mehrfach renoviert. Nach der weitgehenden Zerstörung des Klosters im Brand von 1928 war sie eine der wenigen noch vorhandenen Hallen. In ihr hielten die Mönche des Klosters vor der Wiedererbauung der Mahavira-Halle ihre täglichen Zeremonien ab.
Die Halle hat ein Ausmaß von 11,37 Metern Breite, 7,39 Metern Tiefe und 8,89 Metern Höhe. Im Kloster ist sie das einzige Gebäude mit einem einfachem Walmdach. Seine weit auskragenden Traufen, das vielfarbig kolorierte Stützgebälk sowie die grün und gelb glasierten Dachziegeln, Dekorleisten der Dachgrate und Dachreiter verleihen der Halle einen besonderen ästhetischen Reiz. In den geschnitzten Säulen unter den Dachvorsprüngen sind noch einige alte Inschriften vorhanden. 




Im Zentrum der Halle befindet sich ein Altar, auf dem ein hölzerner Schrein errichtet ist. Dieser zur Südseite hin geöffnete Schrein dient der schützenden Aufbewahrung einer in Bronze gegossene Statue des sitzenden Bodhidharma (菩提达摩 pútí dámó, vereinfacht: 达摩  dámó), die ebenfalls in der Zhengde-Ära der Ming-Dynastie angefertigt wurde. Bodhidharma ist entsprechend der in der Zeit der Tang-Dynastie entwickelten Genealogie der Chan-Schule der „Gründerpatriarch“ (初祖 chū zǔ) des chinesischen Chan-Buddhismus. Links und rechts der Statue stehen – zum Teil im Halbdunkel des Schreins kaum zu erkennen - drei in Ton modellierte  Figuren. Dies sind: der zweite Patriarch Huike (二祖慧可 èr zǔ huìkě), der dritte Patriarch Sengcan (三祖僧灿 sān zǔ sēngcàn) und der sechste Patriarch Huineng (六祖慧能 liù zǔ huìnéng).(1)




















Über dem Schrein ist eine Holztafel mit einer Kalligraphie des Kaisers Qianlong der Qing-Dynastie (清乾隆皇帝 qīng qiánlóng huángdì) angebracht. Sie ist eine von fünf Tafeln, die der Kaiser nach seinem Besuch im Shaolin-Tempel am 30. September 1750 mit Inschriften versah und die bis heute im Tempel aufbewahrt werden. Die Tafel im Lixue-Pavillon trägt die  vier chinesischen Schriftzeichen  „雪印心珠“ (xuě yìn xīn zhū): „Im Schnee ein Abdruck der Perle des Herzens“.






Bonbons für Bodhidharma



Im östlichen Teil der Halle ist eine überlebensgroße Statue des Bodhidharma aufgestellt, die über die neben ihr an der Wand angebrachten Spendenbescheinigungen (功德证书 gōngdé zhèngshū) zu wachen scheint.
 





















An der dem Norden zugewandten Rückwand des Holzschreins steht eine vergoldete Statue des Königs Kimnara (紧那罗王 jǐnnàluō wáng), er ist der legendäre Schutzheilige des Shaolin-Tempels. Sein Blick fällt durch das Fenster der rückwärtigen Hallentür, durch das man Touristen beim Erwerb von Büchern, Buddha-Malas etc. beobachten kann. 
Im östlichen Abschnitt der Außenwand der Halle waren ehemals mehrere bedeutende mit Inschriften versehene Steintafeln in das Mauerwerk eingelassen. Sie wurden im Zuge der Reparaturen an der Halle 1983 an verschiedene Orte im Tempel verbracht, unter anderem in den Stelenkorridor der Ciyun-Kapelle.


























"立雪亭“, der Name der Halle heißt wörtlich übersetzt "Pavillion des Stehens im Schnee" und bezieht sich auf eine der bekanntesten Legenden des Shaolin-Tempels. Hier eine Nacherzählung:

In seiner Höhle hinter dem Shaolin-Kloster meditiert Tag für Tag Bodhidharma mit dem Gesicht zur Wand. Immer wieder kommt der Gelehrte Shenguang (神光) zu dem Mönch aus der Fremde, von dem gesagt wird, er sei der Einzige im ganzen Reich,  der den Tod besiegt habe. Shenguang steht vor der Höhle und hofft, dass der Meister sich seiner annimmt, ihm hilft, Erleuchtung zu erlangen. Doch der hatte ihn nur mit den Worten „Wie kannst du mit so wenig Tugenden, solch geringer Weisheit, einem seichten Herzen und einem arroganten Geist  auf wahre Befreiung hoffen?“ abgewiesen. Die Zeit vergeht, Damo sitzt, Shenguang wartet. Es ist Winter, und die Kälte nagt an seinen Knochen, schon lange spürt er es nicht mehr.  Die ganze Nacht verbringt er wartend im kniehohen Schnee,- nichts tut sich. Am frühen Morgen ist er halb erfroren; es fängt wieder an, zu schneien. Noch einmal bittet er Bodhidharma um Unterweisung. Damo blinzelt durch die Schneeflocken, knurrt ihn an: „Erst wenn roter Schnee fällt!“ und wendet sich seiner Wand zu. Shenguang steht da wie festgefroren. Kein vor, kein zurück. Eine Entscheidung, er braucht eine Entscheidung! Er zieht sein Schwert und schlägt sich den linken Arm ab. Das Blut spritzt und der fallende Schnee färbt sich rot. „Hier, Meister!“ Damo dreht sich um …

Liangkai "Shenguang bittet um die Lehre" (2)
Der glückliche Ausgang der Legende: Damo hat schnell reagiert, Shenguang hat überlebt. Damo ist überzeugt von Shenguangs Entschlossenheit, nimmt ihn als ersten Schüler an, gibt ihm den Namen „Huike“ („Weisheit und Fähigkeit“) und verhilft ihm auf seinem Erkenntnisweg zu wesentlichen Durchbrüchen. In der Genealogie des Chan wird Huike als Nachfolger Bodhidharmas und zweiter chinesischer Patriarch der Chan-Schule etabliert.

Die Legende unterlag naturgemäß vielen Variationen, z.B. findet die Handlung in manchen Erzählungen vor der Höhle, in der Bodhidharma meditiert haben soll, statt, in anderen im Shaolin-Tempel; mal ist Damo gütig ablehnend, mal weniger freundlich. Das Werkzeug, mit dem sich Shenguang den Arm abtrennt, variiert zwischen Schwert, Axt, Küchenmesser,  Rasiermesser  … Nun, manche Versionen sollte man sich nicht allzu realistisch vorstellen!

In den „Weiteren Biografien bedeutender Mönche“ (续高僧传 xù gāosēng chuán)  von Daoxuan (道 宣) aus dem Jahr 645 wird erzählt, dass ein Räuber Huike den Arm abhieb. Mit der Zeit setzte sich jedoch die Vorstellung, dass Huike selbst seinen Arm geopfert habe, um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, durch, zumal sie sich auch für die Verbreitung der Chan-Schule als sinnvoller erwies. Einige hundert Jahre nach Daoxuan ist in der von Daoyuan (道原) zusammengetragenen  Kompilation „Aufzeichnung der Weitergabe der Leuchte“ (景德传灯录 jǐngdé chuándēnglù) die Legende in ihren wesentlichen Zügen ausgeformt (und eigenartigerweise ist das Geschehen exakt auf den Abend eines 9. Dezember festgelegt).

Bis heute ist die symbolische Kraft dieser Legende ungebrochen. Unabhängig von historischer Nachweisbarkeit und Bedeutung ist sie ein Sinnbild für die Entschlossenheit und Tatkraft eines ernst zu nehmenden Schülers. Auch unter den Kungfu-Schülern ist sie gut bekannt, nicht nur aufgrund der „Ein-Arm-Säbel“ (独臂刀 dúbì dāo) genannten Form des Shaolin-Kungfu, die sich auf sie bezieht.

Einen starken Eindruck hinterließ sie ebenfalls bei Zhao Puchu (趙樸初, 1907 – 2000), dem dritten Präsidenten der Buddhistischen Vereinigung Chinas, der zugleich ein wichtiger Förderer des Shaolin-Tempels war. Während seines zweiten Besuches im April 1992 zeichnete er seine Gedanken über den Shaolin-Tempel auf, er schrieb:

Heute ging ich vor den Lixue-Pavillon und machte ein Gedicht: "Ein großer, mutiger Mensch steht im Schnee und trennt seinen Arm ab, um Seelenfrieden zu erhalten. Auf der ganzen Welt ist die erste Bezeichnung dafür Chan, und nicht Kampfkunst."

(今天我走在立雪亭的前面,就作了一首诗:“大勇立雪人,断臂得心安。天下称第一,是禅不是拳。”)(3)

In seinen Notizen drückte er zudem (mit recht pathetischen Worten) seine Hoffnung darauf aus, dass der Shaolin-Tempel weltweit nicht nur als ein bedeutende Stätte der Kampfkunst angesehen wird, sondern dass die Menschen ihn auch als einen wichtigen Ort des Chan-Buddhismus erkennen. Er wünschte sich, dass in der Zukunft, inspiriert von dem Beispiel Huikes, die Menschen aus aller Welt das Shaolin-Kloster nicht nur zum Erlernen des Kungfu aufsuchen, sondern auch mit dem Ziel, ernsthaft um die Lehre des Chan zu bitten.


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  Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach  bestem Wissen und Gewissen auf ihren  Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.

Besonderen Dank an Shi Yongchuan vom Shaolin-Tempel Deutschland für seine  verlässliche,  geduldige Hilfe!

(1) lt. Angaben von Shi Yankai
(2) Bild: Liangkai "Shenguang bittet um die Lehre", Südliche Song, © copyright Shanghai Museum
(3) Zitat: Zhao Puchu, aus: http://fo.ifeng.com/zongshi/200704/0401_20_42520.shtml

Übrige Fotos & Text © copyright  yss

15.05.2012 - yss
Letzte Änderung: 28.05.2012



Die Mahavira-Halle 
(大雄宝殿 / 大雄寶殿  dà xióng bǎo diàn)

Hat man die Tore der Halle der Himmelskönige durchschritten, beginnt die Reihe der Haupthöfe und -Gebäude, die auf der Zentralachse im inneren Bereich des Shaolin-Tempels liegen. Man durchquert einen weitläufigen Hof mit großen, schlanken Bäumen, zwischen denen meterhohe Stelen aufgestellt sind, und gelangt über eine Treppe zur  Mahavira-Halle. Sie ist die Haupthalle des Tempels, in der die täglichen Zeremonien stattfinden und die großen buddhistischen Feste zelebriert werden. 

Aufgang zur Mahavira-Halle

Die chinesischen Bezeichnung der Halle - 大雄宝殿 dà xióng bǎo diàn - lautet in deutscher Übersetzung „Kostbare Halle des großen Helden“ oder „Schatzhalle des großen Helden“. Sie bezieht sich auf den Ehrennamen des Shakyamuni-Buddha in Sanskrit: „Großer Held“ (महावीर mahāvīra), auf der auch die Bezeichnung beruht, die in der deutschen Sprache am gebräuchlichsten ist: Mahavira-Halle. Ein weiterer, jedoch eher selten verwendeter Name ist „Halle der Buddhas der drei Zeitalter“. Die Mönche des Shaolin-Tempels nennen die Halle meist vereinfacht „Große Halle“ (大殿 dà diàn), „Schatzhalle“ (宝殿 bǎo diàn)  oder „Buddha-Halle“ (佛殿 fó diàn).


Shaolin-Tempel, Aufgang zur Mahavira-Halle (vor 1928) *

Schon in den ersten chinesischen Kopien buddhistischer Klosteranlagen Indiens findet sich die Buddha-Halle unter den drei Hallen, aus denen sich seinerzeit ein Kloster konstituierte, und zu denen auch die Halle der Himmelskönige und die Dharma-Halle zählten. Die Buddha-Halle war die wichtigste von ihnen, denn sie symbolisierte die räumliche Präsenz  des Buddha, die zuvor durch nur durch die Stupa (mit den in ihr vorhandenen Reliquien) gegeben  war. Ab der Tang-Zeit setzte eine Verlagerung des Kults von der Buddha-Halle auf die Person des Abtes ein, der zunehmend als lebendige Manifestation des Buddha angesehen wurde. Gemäß der Chan-Mythologie lehnte Baizhang Huaihai, der das erste eigenständige Chan-Kloster gebaut und die ersten Regeln für Chan-Klöster aufgezeichnet haben soll, den Bau einer Buddha-Halle in seinem Kloster ab und ließ stattdessen eine Meditationshalle errichten. Auch der Chan-Meister Deshan Xuanjian wird als erklärter Gegner der Buddha-Halle angesehen. Nichtsdestotrotz war und ist bis heute die Buddha-Halle wichtiger Bestandteil der meisten  Klosteranlagen des han-chinesischen Buddhismus, auch jener der Chan-Schule.


Die Mahavira-Halle vor 1928: Wandgemälde (links), Altar mit Statuen (rechts)*

 Als die ältesten erhaltenen Teile der Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels werden Partien der Steinwand und eine eingelassene Stein-Inschrift angesehen, die darauf hinweisen, dass die Halle im Jahr 1169 erbaut wurde. In den Dynastien der Yuan, Ming und Qing wurde sie mehrmals renoviert. Nach der Feuerbrunst von 1928, der ein Großteil der Tempelanlage zum Opfer fiel, waren von dem Gebäude nur noch die Plattform, die steinernen Säulen und drei Wände erhalten.  Angaben des Shaolin-Tempels zufolge überstanden auch die großen Holztore an der Vorderseite der Halle, sowie das Holztor an der Rückwand den Brand. Nach anfänglichen Baumaßnahmen im Jahr 1984 war die Halle erst 1986 entsprechend dem alten Vorbild wieder vollständig aufgebaut.


Die Mahavira-Halle vor 1928: Waffen an den Seitenwänden*
Die Mahavira-Halle ist ein Gebäude von fünf Säulen Breite und vier Säulen Tiefe. Sie hat ein doppelt gestuftes Dach mit geschwungenen Traufen. Das Dach ist mit grün-glasierten Ziegeln gedeckt und mit zahlreichen Dachreitern versehen. Über dem Eingang ist eine horizontale Namenstafel mit dem Schriftzug „大雄寶殿“ angebracht, die von Zhao Puchu (趙樸初, 1907 – 2000) geschrieben wurde. Zhao Puchu, ein in ganz China bekannter Laienbuddhist, war der dritte Präsident der Buddhistischen Vereinigung Chinas und ein wichtiger Fürsprecher des Shaolin-Tempels auf politischer Ebene. 

Im Zentrum der Halle befindet sich ein hoher, verzierter Sockel aus Blaustein (einer Art von Kalkstein) mit den monumentalen Statuen der „Drei großen Buddhas“.  Die Anordnung der Buddhas als Trinität ist typisch für den Mahayana-Buddhismus, und im Laufe der Zeit entwickelten sich in China verschiedene Buddha-Trinitäten.  Die hier präsentierte Trinität wird als „Buddhas der horizontalen drei Welten“ (横三世佛   héng sān shì fó) bezeichnet.  
 
In der Mitte ist der Shakyamuni-Buddha (释迦牟尼佛 shìjiāmóuní fó) zu sehen, der über die „Dukha-Welt“, die leidvolle, irdische Welt, regiert. Zwei seiner Jünger flankieren ihn: links (vom Betrachter aus gesehen) steht der jugendliche Ananda (阿难陀 anántuó), rechts der ältere Kashjapa (迦叶 jiāyè). Beide Figuren sind, ihrer Bedeutung entsprechend, im Verhältnis zur Statue des Buddha kleiner wiedergegeben. Direkt vor dieser zentralen Gruppe ist der Altar aufgebaut, er ist mit Blumenschmuck und Kerzen, Räuchergefäßen und anderem liturgischem Gerät bestückt. 

Ananda -- Shakyamuni-Buddha -- Kashjapa


Im Osten (vom Betrachter aus gesehen rechts) thront der Medizin-Buddha (药师佛 yàoshī fó), der auch „Großer König und Lehrer der Medizin“ (大医王师 dà yī wáng shī) genannt wird. Er ist der Herrscher eines Paradieses, das allgemein als die „Reine Lapislazuli-Welt“ (净琉璃世界jìng liúlí shìjiè) bezeichnet wird.  Schräg rechts vor ihm steht die Statue des „Ersten Patriarchen Bodhidharma“ (初祖菩提达摩  chuzu puti damo), der hier als barfüßiger Wandermönch wiedergegeben ist.

Medizin-Buddha (rechts: Bodhidharma)


Dem Westen (also der linken Seite, vom Betrachter aus gesehen) ist der  Amitabha-Buddha (阿弥陀佛 amítuófó) zugeordnet, der als Buddha des Westlichen Paradieses besonders in der Reine-Land-Schule verehrt wird.  Links vor ihm steht der als Schutzheiliger des Shaolin-Tempels verehrte „König Kimnara“ (紧那罗王 jǐnnàluō wáng).  

Amitabha-Buddha (links: König Kimnara)


Jeder der drei vergoldeten Buddhas sitzt auf einem Lotus-Thron und trägt eine blaue Haartracht. Die Heiligkeit der Buddhafiguren wird mit Nimben und Flammen-Mandorlen betont.

 Im April 2011 wurde vor der mittleren Buddha-Statue, dem Shakyamuni-Buddha, eine thailändische Buddha-Statue plaziert und mit einer „Kaiguang“–Zeremonie eingeweiht. Angaben der Homepage des Shaolin-Tempels zufolge ist sie ein Geschenk des Ehrwürdigen Tongchai Trimit, Präsident der Romchatra Foundation und Vize-Präsident des Wat Trimit Vitayaram. Der Wat Trimit Vitayaram ist ein Tempel in der Chinatown von Bangkok, Thailand, in dem der Shaolin-Tempel seinerseits einen „Damo Chan Hof“ errichten will, zur Festigung der Freundschaft beider Tempel sowie zur Verbreitung des Chan-Buddhismus und des Shaolin-Kungfu. Die Buddha-Statue aus Thailand ist aus vergoldetem Messing und hat eine Höhe von 2,2 Metern.


Buddha-Statue aus Thailand *

Hinter der zentralen Buddha-Trinität erhebt sich eine Trennwand. Ihre nach Norden ausgerichtete Rückseite ist, entsprechend buddhistischer Tradition, der Darstellung des Bodhisattva Guanyin vorbehalten.
Dieser gesamte zentrale Aufbau ist freistehend, sodass man ihn umrunden kann. In der Mitte der rückwärtigen Mauer der Halle liegt der Ausgang nach Norden hin, links und rechts von ihm sind zwei kleine Seitenaltare errichtet.  

 
Luohan Nagasena (那迦犀那尊者 nājiāxīnā zūnzhě / 挖耳羅漢 wāěr luóhàn)
Entlang der Seitenwände der Halle reihen sich die Figuren der 18 Arhat (十八罗汉 shíbā luóhàn).  Das Wort „Arhat“ stammt ursprünglich aus dem Sanskrit (arhati; „Der Würdige“). Es ist der religiöse Titel für einen buddhistischen „Heiligen“, der den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrochen, das Nirwana erreicht hat. Im  Mahayana-Buddhismus bezeichnet es eine der drei Arten von Buddhas, den Sravaka-Buddha, der seine Buddhaschaft durch das Hören der Lehre, also aufgrund der Unterweisung durch einen schon vollendeten Buddha, erlangt hat. Die chinesische Bezeichnung „Luohan“ ist ein Abkürzung von „Aluohan“ (阿羅漢).
Den frühesten Sutren zufolge hinterließ der Shakyamuni-Buddha zur weiteren Verkündung seiner Lehre vier erleuchtete Jünger bzw. Arhat in der Welt. Mit dem Mönch Xuanzang gelangten indische Schriften nach China, in denen schon 16 Arhat bzw. Luohan verehrt wurden. In der Folge verbreitete sich die Verehrung und damit auch die Darstellung der 16 Luohan in ganz China. Skulpturen der Luohan finden sich schon in der Kunst der Höhlentempel, so z.B. in den Song-zeitlichen Zhongshan-Höhlen bei Zichang in der Provinz Shanxi (陕西 子長鐘山石窟 shǎnxī zichǎng zhōngshān shíkū). In der buddhistischen Malerei finden sich Luohan in vielen herausragenden Werken, z.B. von Liang Kai und Zhao Mengfu
Bis heute genießt die Gruppe der 16 Luohan Verehrung, insbesondere im Tibetischen Buddhismus. Im han-chinesischen Buddhismus wurde sie in der Tang-Dynastie um zwei Luohan, Nandimitra (慶友 qingyou) und Pindola (賓頭盧 bintoulu) auf die Anzahl von 18 erweitert. Schon Su Dongpo (苏东坡), der berühmte chinesische Dichter der Song-Zeit, verfasste ein Hymne auf die 18 Luohan. Nach und nach gewann dann die Gruppe der 18 an Popularität und in den Tempeln wurden ihre Skulpturen an den Seitenwänden der Mahavira-Halle plaziert. Desweiteren wird im Buddhismus eine Gruppe von 500 Luohan verehrt, der in vielen Tempeln eine eigene Halle gewidmet ist.
Den Luohan wurden im buddhistischen Volksglauben Chinas übernatürliche Fähigkeiten, Wunderheilungen und Qi-Übertragungen nachgesagt. Deshalb wurden sie vom einfachen Volk insbesondere um Hilfe bei Krankheit gebeten. In diesem Zusammenhang haben sie auch in der Shaolin-Kultur eine besondere Bedeutung erlangt. Der Legende nach führte der indische Mönch Bodhidharma im 6. Jahrhundert im Shaolin-Tempel Qigong-Übungen ein, die den Namen „18 Hände der Luohan“ (罗汉十八手 luóhàn shíbā shǒu) tragen und zu der Faustkampf-Form „Luohan Faust“ (罗汉拳 luóhàn quán) weiterentwickelt wurden. Auch findet sich der Hinweis auf die Luohan in den Namen von Einzelbewegungen anderer traditioneller Formen des Shaolin-Kungfu, z.B. in „Der Lohan öffnet die Finger“ (罗汉开指 luohan kai zhi). 


Die Mahavira-Halle ist der Ort der großen zeremoniellen und rituellen Versammlungen. Jeden Tag werden in ihr die Morgen- und Abendzeremonien (早课 zǎokè, 晚课 wǎnkè) durchgeführt, und an den buddhistischen Festtagen finden große Zeremonien statt, die mitunter mehrere Stunden andauern können, wie z.B. die „Feier des rituellen Badens des Buddha“ (浴佛偈 yufojie) am „Geburtstag des Buddha“ (佛诞 fódàn). Zu den in der Mahavira-Halle stattfindenden nicht-öffentlichen Versammlungen zählen die zweiwöchentlichen Bekenntnis- und Reuefeiern (忏悔 chanhui), an denen ausschließlich die Mönche teilnehmen. Sie finden jeweils in der Mitte und am Ende jeden Monats, zu Vollmond (满月mǎnyuè) und Neumond (新月 xīnyuè) statt.



Wie in den anderen Tempeln Chinas zählt die Mahavira-Halle des Shaolin-Tempels zum „Pflichtprogramm“ eines jeden Touristen, was der während der offiziellen Öffnungszeit stattfindenden Abendzeremonie oft zum Nachteil gereicht. Nicht wenige der zahlreichen Touristenführer sind ohne Bedenken bestrebt, alle ihre „Schäfchen“ mit Nachdruck in das Halleninnere zu holen und mit einer Flut lautstarker Erläuterungen die Rezitationen der Mönche zu übertönen, notfalls mit Unterstützung eines Mikro- oder eines Megaphons. Dementsprechend „beliebt“ ist diese Zeremonie bei den an ihr teilnehmenden Mönchen. Sie müssen viel Geduld und Stoismus aufbringen, um die mit Gedränge, Lärm und oft auch mit respektlosem Verhalten verbundene Unruhe, die mit den Touristenmassen in die Halle schwappt, auszuhalten und dabei auch noch ihre Aufgaben zu erfüllen.
In der Morgenzeremonie hingegen, die aufgrund ihrer Frühe relativ selten von Touristengruppen besucht wird, lässt sich durchaus noch die positive Wirkung, die solch eine Zeremonie ausüben kann, verspüren. In der Ruhe und Frische des Morgens ist die Atmosphäre gelassen und entspannt, die Mönche fühlen sich wesentlich wohler. An den Tagen, an denen die Zeremonie durch die Ernsthaftigkeit, Konzentration und Intensität der Mönche die ihr eigene meditative Kraft entfalten kann, erfüllt eine ganz besondere Magie den großen Raum. Vielleicht offenbart die Mahavira-Halle dann ihren wertvollsten Schatz.



Mahavira-Halle, Nordseite




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*Fotos:  © copyright Songshan Shaolin-Tempel, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Shi Yankai
Alle übrigen Fotos und Text: © copyright yss


Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Quellenangaben sind auf Anfrage hin erhältlich.
20.04.2012 - yss
Letzte Änderung: 28.04.2012


Ein neues Buch: 
„Die Shaolin Mönche“ 
von Sabine Kress und Felix Kurz


Ein Buch mit dem schlichten Titel „Die Shaolin Mönche“. Das Titelbild: der Kampfmönch Shi Yanbo in Aktion,- ein meisterlicher Sprung, ein gelungenes Foto. Der Inhalt: 13 Kapitel über einzelne Mitglieder der Mönchsgemeinschaft (Shi Xiaosong, Shi Yankai, Shi Yanzhuang, Shi Yanlin, Shi Yanyong, Shi Xingci, Shi Xingzhen, Shi Yongxin, Shi Yongqian, Shi Yongpo, Shi Yongliao, Shi Yongzeng, Shi Yongfu) desweiteren ein Vorwort von Shi Yongxin, dem Abt des Shaolin-Tempels und je ein Kapitel über die Gruppe der Kampfmönche und das Klosterleben.

Die Idee, in kurzen, leicht lesbaren  Geschichten über einzelne Mönche einen persönlichen Einblick  in das Leben der Mönche des Shaolin-Klosters zu geben und gleichzeitig einen Gesamtüberblick über die Vielfalt der Mönchsgemeinschaft zu gewähren, wurde von chinesischsprachigen "Vorgängern" übernommen. Es gelingt dem Autor, Felix Kurz, mit einer einfachen, lebendigen Sprache in die verschiedenen Lebensweisen der Mönche und ein wenig in deren mitunter schwer zu vermittelnde buddhistische Inhalte einzuführen. Der Text ist von Respekt gegenüber den Mönchen gekennzeichnet, wie auch vom steten Bemühen, ihr Denken und ihre Situation in der komplexen klösterlichen Welt des Shaolin-Tempels zu verstehen. Die Auswahl der Mönche fiel bestimmt nicht leicht, gibt es doch viele interessante Charaktere und Lebensgeschichten im Kloster. In ihrer Gewichtung entspricht sie der gegenwärtigen Situation, zeigt klar die verschiedenen Möglichkeiten, die den Mönchen in der Wahl ihrer klösterlichen Lebensform offenstehen und die daraus resultierende Vielfältigkeit des Lebens im Shaolin-Tempel. Ursprünglich wurde der Text bei einer zweiten Besuchsreise mit dem Kloster abgestimmt, um Fehlinformationen zu vermeiden; Korrekturen sollen jedoch auf Wunsch des Klosters nur in der chinesischen Ausgabe des Buches erfolgt sein.

Zahlreiche großformatige Fotografien von Sabine Kress komplettieren das Buch. Sie vermögen nicht nur, das Geschriebene einfühlsam zu verdeutlichen, sondern sie  stehen durchaus auch für sich selbst. Manche der Fotos sind einfach wunderschön. Ungekünstelt und direkt geben sie die Schlichtheit und Natürlichkeit des Mönchslebens wieder und sind trotzdem von einer Ästhetik, die dem Buch einen „Hauch von Noblesse“ verleiht. Ob rasante Kampfkunst-Aktion, die kontemplative Stille einer Qigong-Übung, die Heiterkeit eines von Kindern umzingelten Abtes, die Würde eines hochbetagten Mönches oder das eifrige Anfertigen von Kräutermedizin, alles erhält den ihm entsprechenden bildlichen Ausdruck in der gegebenen oder gewählten Situation, bei manchmal recht schwierigen Lichtverhältnissen.  Neben einigen Mitgliedern der Klosters, die sich sehr gern fotografieren lassen, und vielen, die dem Fotografiert-werden indifferent gegenüber stehen, werden auch Mönche gezeigt, die im Allgemeinen die Öffentlichkeit scheuen und sich jeder bildlichen Darstellung verweigern. So lässt sich das Buch auch als ein in Deutschland einzigartiges fotografisches Werk über die Mönche des Shaolin-Klosters ansehen.

Ein Mensch muss hier noch Erwähnung finden: Dr. Dingding, der seit vielen Jahren unermüdlich  „hinter den Kulissen“ für das Wohl des Shaolin-Tempels arbeitet. Er ist der Vordenker, Initiator, Vermittler und geduldige Problemlöser, ohne den dieses Buch wohl nicht entstanden wäre.

„Die Shaolin-Mönche“ ist am 12. April im Buchhandel erschienen. Es ist sicher nicht nur für viele deutschsprachige Shaolin-Begeisterte das Buch des Jahres, zumal es auch in chinesischer Übersetzung veröffentlicht wurde. Eines wird jedoch viele Schüler in Deutschland ganz besonders erfreuen: das ausführliche Kapitel über Meister Shi Yankai mit dem Titel "Man muss einen starken Willen haben"!


„Die Shaolin-Mönche“
Fotografien: Sabine Kress
Text: Felix Kurz
Mit einem Geleitwort von Shi Yongxin, dem Abt des Shaolin-Klosters
2012, Edition Braus, ISBN 9783862280322
http://www.editionbraus.de/Neuerscheinungen/Die-Shaolin-Moenche::117.html


Foto: © copyright by Edition Braus/Sabine Kress, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Edition Braus
31.03.2012 - yss

Letzte Änderung: 16.08.2012/ yss

Shaolin - Energie !


  
Meditationshalle der Shaolin-Mönche (im Hintergrund) --- Woher nehmen die Mönche ihre Energie?



Von hier wohl nicht ...




Doch hier:  High Energy für den Shaolin-Tempel !




Shaolin: Energie-Transformation







Adaption der Leitbahnen ("Follow me")
Shaolin: Energie für Leistungsträger
Knotenpunkte










Shaolin: Energie-Verbrauchskontrolle












Shaolin: Die Einbindung natürlicher Energien




 


 












 








 EIN LICHT GEHT AUF ...

 
Shaolin-Tempel:  Auf dem Weg zur morgendlichen Energie-Erweckung



Energetische Anhaftung

 
Shaolin-Energieübung:  八正道


Shaolin Wellness




    ALTERNATIVE ENERGIE


Solar-Energie hinter der Meditations-Halle

  
"Stille Erleuchtung"




KLASSIKER
 




In Bewahrung der Tradition ......

1. April 2012- © copyright by yss




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